Sternhagelgluecklich
den Weg vom Supermarkt nach Hause schon nicht mehr. Die zweite wurde spätestens beim nächsten Leistungs- und Stimmungstief am kommenden Nachmittag weggeputzt. Mit viel Glück vergaß ich die dritte dann für ein paar Tage im Küchenschank und machte mich erst mit einiger Verspätung darüber her. Doch seit geraumer Zeit lassen mich selbst provozierend angebrochene Tafeln meiner Lieblingsschokolade (eine obskure Biomarke mit – tatsächlich! – Meersalz) eigenartig kalt.
Doch woran liegt diese Verbesserung? Es ist natürlich schwer, genau zu beziffern, wie viel Prozent der Veränderung welcher Teil meines Experiments und welche meine veränderten Verhaltensweisen zu verantworten haben. So genau messbar ist Glück leider nicht – egal wie viele Fragebögen man ausfüllt. Trotzdem wäre es kokett zu behaupten, ich wüsste gar nicht, was dazu beigetragen hat, dass ich inzwischen die meiste Zeit mit einer besseren Laune durchs Leben gehe als noch vor fünf Monaten. Die Ehe hat beispielsweise dazu beigetragen. Das hat mich selbst vielleicht am allermeisten überrascht, denn schließlich hatte ich vorher gedacht, dass so ein Trauschein das Leben nicht allzu sehr ändert. Wir haben schließlich auch vorher schon zusammengewohnt, uns vertraut und uns miteinander »richtig« gefühlt.
Trotzdem ist seit dem Schwur in Las Vegas irgendetwas anders. Besser.
Auch die regelmäßigen Besuche im Seniorenheim machen sich positiv bemerkbar, auch wenn ich immer noch oft hadere und mich überwinden muss hinzugehen. Vielleicht machen mich die Besuche sogar deshalb glücklich – weil sie mit einem gewissen Opfer verbunden sind.
Bei der Meditation warte ich hingegen immer noch auf Erfolgserlebnisse, egal wie sehr Ashrita Furman ihre Wirkung beschworen – und mir durch seine Rekorde sogar gezeigt und bewiesen – hat. Egal wie oft ich mich morgens auf meine Meditationskissen setze, ich habe das Gefühl, keinerlei Fortschritte zu machen. Vielleicht wirken sich die Übungen auch positiv auf meinen Gemütszustand aus, ohne dass ich mir dessen bewusst bin. Aber so richtig mag ich daran ehrlich gesagt nicht glauben. Vielleicht bin ich einfach nicht zum Meditieren gemacht – vielleicht muss ich es aber auch nur geduldig weiter versuchen.
21 Im Rückblick stelle ich fest, dass ich jahrelang einer Ente aufgesessen bin – die Theorie, dass auch Männer ihre Tage und die damit verbundenen Stimmungsschwankungen haben, lässt sich so nämlich nicht aufrechterhalten. Zwar ist auch bei Männern der Hormonhaushalt teilweise für die Stimmung verantwortlich, dieser unterliegt jedoch keinem festen Rhythmus.
22 Die Begründung lautet gemeinhin, dass in Schokolade die beiden Stoffe Tryptophan und Theobromin enthalten sind, die glücklich machen bzw. bei ihrem Abbau im Körper unter anderem das sogenannte Glückshormon Serotonin entstehen lassen. Zwar sind tatsächlich beide Stoffe in Schokolade enthalten – jedoch in viel zu geringen Mengen, um tatsächlich wirksam zu sein. Warum es sich trotzdem gut anfühlen kann, Schokolade zu essen, hat vermutlich mehr mit der Werbung der Schokoindustrie, der Erinnerung an glückliche Kindheitstage und dem Energiekick durch den hohen Zuckergehalt zu tun.
Zehn kleine Glücksmomente
• Ein Kollege, der sagt: »Habe ich schon für dich erledigt. Ich weiß, dass du gerade viel zu tun hast.«
• Handschriftliche Post bekommen
• Merken, dass jemand, dem man schon sehr lange vergeblich, aber unbedingt, gefallen wollte, einem plötzlich nicht mehr wichtig ist
• Ein zugeschraubtes Glas aufkriegen, an dem vorher alle anderen gescheitert sind
• Auf einer langen Fahrt laut die Lieblingslieder im Autoradio mitsingen
• Nachbarn, die klingeln und sagen: »Wir haben zu viel Tiramisu gemacht. Wollt ihr welches?«
• Auf dem Flohmarkt exakt das Spielzeug finden, das man als Kind innig geliebt hat
• Ein perfektes, postkartenreifes Foto schießen, es vergrößern lassen und an die Wand hängen – und von Besuchern immerzu darauf angesprochen werden
• Den letzten freien Tisch in einem beliebten Restaurant erwischen
• Der Moment, in dem man beschließt, dass es sich nicht lohnt, »das gute Geschirr« oder die »besondere« Flasche Wein bis zum Sanktnimmerleinstag aufzusparen
April
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nehmen muss, um glücklich zu sein
Don’t cry – work.
Rainald
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