Sternschnupperkurs
Gerücht über sie und Martin zu Ohren bekommen und sie würde irgendeinen Killer anheuern, der sie beide final entsorgte.
Oder Harry würde ausflippen und Martin von einer Brücke stürzen. Oder Leo würde verhindern wollen, dass Harry jemals von ihr und Martin erfuhr, und sie von der Brücke werfen. Sie sah es nur allzu deutlich vor sich. Bungee-Springen von der Suspension Bridge in Clifton – nur ohne Bungee.
Lucille tauchte am Treppenkopf auf. »Ist Leo schon weg? Was machst du noch da unten?«
Ich jage mir selbst eine Heidenangst ein, das ist alles, dachte Suzy.
»Nichts.«
»Ich verstehe nicht, warum er extra vorbeigekommen ist«, sagte Lucille. »Er sollte doch in seinem neuen Restaurant sein, müsste sich eigentlich vor lauter Stress zerreißen … Warum hat er mir den Kellnerinnenjob nicht einfach am Telefon angeboten?«
Suzy zuckte mit den Schultern. Laut sagte sie: »Keine Ahnung.«
Lucille, die Leos Besuch offenbar als persönliches Kompliment an sie verstand, rief verzückt: »Ich fange morgen an! Ist das nicht phantastisch?«
»Phantastisch«, wiederholte Suzy, die müde die Treppe hochstieg. Also gut, sieh es positiv, sei optimistisch, ich verwandele mein Leben gerade in einen Trümmerhaufen, aber es könnte schlimmer sein, wenigstens muss ich nicht als Kellnerin in einem von Leo Fitzallans Restaurants arbeiten …
»Suzy, Luce, SOFORT HIERHER «, bellte Harry aus dem Wohnzimmer.
O Gott. War er gefallen? Hatte er innere Blutungen? Einen Herzinfarkt?
»Was ist los?«, riefen Lucille und Suzy unisono, als sie ins Wohnzimmer stürzten.
Harry strahlte und stellte das Fernsehgerät mit der Fernbedienung lauter. »Sie zeigen auf
NewsWest
, wie ich aus dem Krankenhaus komme!«
Am folgenden Tag um 14 Uhr hatte sich Lucille schon ziemlich gut in ihre Arbeit in der Alpha Bar eingefunden. Sie bediente gerade an einem Tisch und bewunderte zusammen mit ihren Gästen die runde Decke mit dem Mosaikspiegel, als sie die fragmentierten Spiegelbilder der beiden Menschen wiedererkannte, die soeben das Restaurant betreten hatten.
Celeste trug einen limonengrünen, flauschigen Angorapulli, einen glockenförmigen Minirock in der Farbe von Zitronensaft und silberne Stöckelschuhe mit farblich passenden Bändern im Haar. Genau richtig für ein stilles Samstagmittagessen, dachte Lucille und lächelte fein.
Jaz, der einen schwarzen Pulli mit V-Ausschnitt und schwarze Hosen trug, sah Lucille und zwinkerte ihr zu. Nachdem der Oberkellner die beiden an einem sehr guten Tisch platziert hatte, eilte er zu Lucille und sagte: »Sie wollen, dass du sie bedienst.«
Im Scheinwerferlicht am anderen Ende des Restaurants saß eine schlanke Brünette am Flügel und spielte Musik-zu-der-man-sein-Mittagessen-einnehmen-kann. Manchmal sang sie, manchmal nicht. Die meisten Songs hatte sie selbst komponiert – Lucille hatte sie bereits danach gefragt –, und sie waren ganz in Ordnung, aber großartig waren sie nicht.
Es verstand sich von selbst, dass die Brünette von der Hoffnung lebte.
»Man weiß nie, wer in einem Restaurant wie diesem speist«, hatte sie Lucille anvertraut. »Ein einziger Glücksfall, mehr braucht es nicht. Als mich Mr. Fitzallan gestern Abend anrief und mir den Job anbot, war ich so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugetan habe!«
Lucille tat die Frau leid. Dank Jaz litt sie nicht länger unter der Wahnvorstellung Eines-Tages-könnte-es-mir-passieren.
»Unsere Haushälterin ist uns abtrünnig geworden«, sagte Jaz zu Lucille, als sie an ihren Tisch kam. »Der Einzige, für den sie jetzt noch kochen will, ist der Invalide von nebenan. Wir waren gezwungen, essen zu gehen.«
»Da dachten wir, wir probieren es hier einmal aus«, sagte Celeste, dankbar, dass sie im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses standen. Als sie sich umsah, tat sie so, als bemerke sie die Blicke der anderen Gäste nicht, und erklärte blasiert: »Es gefällt mir.«
Lucille reichte ihnen die Speisekarte.
»Wie wäre es mit einem Drink, während ihr eure Wahl trefft?«
»Großartig«, sagte Jaz. »Perrier mit Zitrone für Celeste, einen großen Scotch für mich.«
Lucille bedachte ihn mit einem finsteren Blick.
»Na schön.« Die Mundwinkel von Jaz zuckten. »Dann eben zwei Perrier mit Zitrone.«
Er beobachtete die Pianistin, als Lucille mit den Drinks an den Tisch zurückkehrte. Seine dunklen Augen waren konzentriert geschlossen, während er aufmerksam ihrer Singstimme lauschte. Er schnitt eine Grimasse und
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