Sternschnupperkurs
was geht hier vor sich?
Ach, verdammt und zugenäht, dachte Suzy, das passiert gar nicht wirklich. Ich
träume
.
Zögernd öffnete sie die Augen. O ja, es war alles nur ein Traum gewesen.
Nachdem sie das Büro um 17 Uhr abgeschlossen hatte, war Suzy zum Sea Walls Aussichtspunkt mit Blick auf die Avon-Schlucht gefahren. Sie hatte geparkt, eine Papiertüte mit einem Éclair aus weißer Schokolade und Sahnefüllung aus Charlotte’s Patisserie geöffnet und es sich gemütlich gemacht, um sowohl das Éclair als auch die spektakuläre Aussicht in Ruhe und Frieden zu genießen.
Nur für zehn Minuten.
Dann würde sie nach Hause fahren, wo Harry auf sie wartete. Versprochen.
Stattdessen hatte sie beinahe eine Stunde geschlafen, wie Suzy feststellte, als sie auf ihre Uhr sah. Und da es keine Samtarmlehnen gab, um die sie ihre Finger hätte schließen können, hatte sie ihr sahnegefülltes Éclair zerquetscht.
Sahne und geschmolzene, weiße Schokolade waren überall auf dem Wagensitz verschmiert. Suzy fragte sich, was Leo sagen würde, wenn sie ihm die Rechnung für die Dampfreinigung des Innenraums schickte.
Tja, es war seine Schuld, ihr auf diese Weise zu sagen, dass er sie liebte. Da sollte er ruhig auch dafür zahlen.
Suzy sah noch einmal auf ihre Uhr, ohne rechte Begeisterung. Ach herrje, ob sich so Freigänger fühlten, bevor sie abends wieder hinter Gitter mussten?
18 Uhr, Zeit, nach Hause zu fahren.
Zu Harry.
33. Kapitel
»Suzy, bist du das?«
Harrys Stimme drang im Treppenhaus zu ihr herunter, als Lucille die Haustür hinter sich schloss.
»Nein. Hier ist die Hübsche.«
»Oh, hallo«, sagte er, als Lucille das Wohnzimmer betrat. »Ich weiß nicht, wo Suzy bleibt. Das Büro schließt Samstags um 17 Uhr, und ihr Handy ist ausgeschaltet.«
»Wahrscheinlich ist sie mit einem Kunden zusammen.«
Lucille seufzte, kickte sich die Schuhe von den Füßen und ließ sich in einen Sessel fallen. Sechs Stunden kellnern in der Alpha Bar hatten ihren Füßen ziemlich zugesetzt – merkwürdigerweise schmerzten sie mehr als nach einem Halbmarathon.
»Suzy hätte anrufen und mir sagen sollen, dass sie später kommt.« Harry klang gereizt. »Es ist nicht lustig, hier allein festzusitzen.«
Harry war das umtriebige Krankenhaus und die endlosen Aufmerksamkeiten bewundernder weiblicher Angehöriger des Krankenhauspersonals gewöhnt, darum litt er jetzt unter Entzugserscheinungen.
»War Maeve denn nicht hier?« Lucille ließ die Füße kreiseln und sah zum Couchtisch, auf dem sich genug Teller mit selbstgebackenen Kuchen und Scones stapelten, um einen Londoner Bringdienst zu bevorraten.
»War sie.« Harry seufzte. »Sie ist großartig, ich weiß, aber das ist nicht dasselbe. Ach ja, Jaz hat angerufen. Er möchte mit dir reden.«
Lucille sah ihn verständnislos an. »Er will mit mir reden? Worüber denn? Wir haben uns doch erst heute Nachmittag gesehen.«
»Er hat mir nicht gesagt, warum. Er bittet dich einfach, nach der Arbeit bei ihm vorbeizuschauen. Aber jetzt noch nicht«, fügte Harry panisch hinzu, als Lucille mit den Füßen nach ihren Schuhen tastete. »Du musst nicht sofort zu ihm.«
»Warum nicht?«
»Ach, Luce, sei doch nicht so gemein. Bleib hier und leiste mir Gesellschaft«, bettelte er. »Wenigstens bis Suzy kommt.«
Lucille fühlte sich gezwungen zu bleiben. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum Jaz sie sprechen wollte. Es war, als habe man ein geheimnisvolles, aufregend aussehendes Paket zugestellt bekommen und dürfte es nicht öffnen.
»Ich hätte jetzt sehr gern einen Kaffee«, sagte Harry, der doppelt behindert war, weil er auf Krücken ging und einen Arm in Gips hatte. Sich etwas Heißes zu trinken zu machen, war kein Problem, aber es irgendwohin zu tragen, war unmöglich.
Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, hörte Lucille die Haustür. Beinahe hätte sie Suzy vor Freude in die Arme gerissen, als sie in die Küche trat.
»Du bist wieder da!« Harry klang anklagend, als er aus dem Wohnzimmer gehumpelt kam. »Ich wusste nicht, wo du bist.«
Ich habe in den Downs in meinem Auto geschlafen und hatte einen feuchten Traum über deinen Bruder, dachte Suzy.
Vernünftigerweise sagte sie jedoch: »Auf Kundenbesuch.« Und dann: »Wohin gehst du?«, als Lucille das kochende Wasser in eine Tasse schüttete, Kaffeepulver und Zucker hineingab und sie in Suzys ahnungslose Hände drückte.
»Das ist für Harry. Ich laufe mal schnell nach nebenan.« Lucille war schon halb aus der
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