Sternschnupperkurs
einfach ein entsetzlicher Tag gewesen. Sie konnte nicht
nicht
sagen, was ihr auf der Zunge lag.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.« Lucille klang verblüfft.
»Ach, ich glaube, du ahnst es sehr wohl. Schließlich liegt es ja auf der Hand, oder nicht? Du hast Blanche dazu gebracht, dich mehr zu lieben, als sie mich je geliebt hat, und jetzt machst du genau dasselbe mit Jaz.«
Im Wohnzimmer brannte kein Licht, aber selbst im schummrigen Licht der Straßenlaterne vor dem Fenster konnte Suzy sehen, wie Lucille bestürzt die Augen aufriss.
»Das ist nicht wahr!«
»Ach nein?« Suzy verachtete sich für ihr Verhalten, aber sie war absolut unfähig, jetzt einen Gang zurückzuschalten. Sie hob den Kopf vom Kissen. »Tja, für mich sieht es aber sehr danach aus.«
»Ich kann nicht glauben, dass du so etwas denkst.« Lucille schnappte nach Luft und griff sich an die Brust. »Blanche hat mich nicht mehr geliebt als dich!«
Suzys Unterlippe fing an zu zittern. Sie biss darauf. Fest.
»Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre sie nicht ihr Leben lang ständig für zwei Wochen verschwunden.«
Sie würde jetzt nicht weinen. Das würde sie
nicht
.
»Das ist nicht fair.« Die vielfarbigen Perlen in Lucilles Zöpfen klapperten, als sie den Kopf schüttelte.
»Warum sollte das nicht fair sein? Ich habe gerade den schlimmsten Tag meines Lebens damit zugebracht, das Haus
unserer
Mutter auszuräumen … und wo bist du gewesen? Eng an eng bei meinem Exmann, da bist du gewesen!«
»Oh, b
itte
!« Lucilles Stimme wurde lauter. »Bei dir klingt das so, als hätten wir den Tag im Bett verbracht! So war das nicht, und das weißt du auch!«
»Mein Gott, was ist denn hier los?« Die Wohnzimmertür wurde aufgerissen, und Harry erschien auf der Schwelle, nackt, abgesehen von seinen schwarzen Boxershorts. Er stützte sich schwer auf seine Krücken. »Habt ihr zwei eine Ahnung, wie laut ihr seid?«
»Sieh mich nicht an«, fauchte Suzy hitzig. »Ich bin nicht schuld. Sie ist um zwei Uhr früh in die Wohnung geschlichen, weil sie sich vorher nicht von Jaz lösen konnte.«
»Wir haben einen SONG AUFGENOMMEN «, bellte Lucille.
» HA !«
»Ist schon gut, ignoriere sie einfach.« Harry rollte mit den Augen, dann sah er Lucille mitfühlend an. »Sie war schon den ganzen Abend mies drauf. Ich habe ihr eine absolut vernünftige Frage bezüglich unserer Hochzeit gestellt, und sie hat mir beinahe den Kopf abgebissen.«
Suzy funkelte beide wütend an. Jetzt verbündeten sie sich auch noch gegen sie. »Hach, das ist jetzt wohl kaum die Überraschung des Jahrhunderts«, höhnte sie. »Ich hätte mir ja gleich denken können, dass ihr beide zusammenhaltet. Da kommt mir doch eine Idee.« Sie setzte sich wieder auf, nicht ahnend, dass sie – weil ihre Haare in alle Richtungen abstanden – wie ein empörter Papagei aussah. »Zuerst hast du dir meine Mutter unter den Nagel gerissen, dann verbringst du praktisch jeden wachen Moment mit meinem Exmann … also, aller guten Dinge sind drei, nicht wahr? Bitte, bediene dich, du darfst ruhig Sex mit
meinem
Verlobten haben … auf
meinem
Bett …«
In den hintersten Winkeln ihres Verstandes war sich Suzy bewusst, dass sie jetzt völlig durchdrehte. Um Himmels willen, wenn Harry mit einer anderen Frau ins Bett ging, wäre das doch die Erfüllung all ihrer Wünsche.
Außer, Moment mal … warum sollte es die Antwort auf ihre Wünsche sein? Nur irgendein bizarres, absolut fehlgeleitetes Gefühl der Loyalität hatte sie doch überhaupt erst in dieses lächerliche Chaos gestürzt. Harry hatte sie zu der Verlobung überredet, nicht wahr? In Wirklichkeit schuldete sie ihm gar nichts, oder? Verdammt, sie musste nur die Brust herausstrecken und ihm sagen, er könne sie kreuzweise.
Metaphorisch gesprochen, versteht sich.
Ich werde es sagen. Ich sage es jetzt sofort. Ich sage …
»Na schön«, unterbrach Lucille Suzys triumphierende Gedankengänge. »Wenn du so darüber denkst, dann ziehe ich morgen früh aus.«
»Fabelhaft.« Suzy war wie betäubt, aber gleichzeitig so angefressen, dass sie jetzt nicht klein beigeben konnte.
Mutter-Diebin.
»Das meinst du doch nicht so«, verkündete Harry und humpelte auf Suzy zu.
»Doch, das meine ich so. Und ich werde dich auch auf gar keinen Fall heiraten, darum darfst du gern bei deinem lächerlichen Magazin anrufen und ihnen sagen, dass die Hochzeit abgeblasen ist.«
»Verstehst du jetzt, was ich meine?« Harry drehte sich mit bitterer Leidensmiene zu
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