Sternschnupperkurs
ich am Sonntag zu dir sagte? Hör zu, wo bist du, in der Wohnung? Warte da, okay? Ich bin am Kingsweston Court, aber in fünf Minuten kann ich zu Hause sein …«
»Komm nicht«, erklärte Luce mit fester Stimme. »Ich gehe jetzt.«
Aus purer Verzweiflung brüllte Suzy: »Aber was soll ich mit Harry tun?«
Der arme Harry. Lucille beneidete ihn nicht. Sich in Suzy zu verlieben war nicht gerade das Klügste, was er je getan hatte. Gott allein wusste, er verdiente es nicht, so verletzt zu werden.
»Harry ist ein toller Kerl«, sagte sie zu Suzy. »Ich hoffe, dir wird irgendwann klar, wie viel Glück du hast.«
Und noch bevor Suzy eine Antwort stottern konnte, legte sie den Hörer auf.
Die Haustür wurde zugeschlagen, und in der Wohnung breitete sich wieder Stille aus.
»Ist sie weg?«, murmelte Celeste, die Stimme gedämpft wegen der Decke über ihrem Kopf. »Kann ich jetzt herauskommen?«
Harry hob die Ecke der Decke an und grinste zu ihr hinunter, dicht an ihn gekuschelt, um sich so unauffällig wie möglich zu machen. Was ihn betraf, konnte Celeste so lange da unten bleiben, wie sie mochte.
45. Kapitel
»Okay, die Luft ist rein«, sagte Harry.
»Puh. Das war knapp.«
Celeste tauchte unter der Bettdecke auf, die blonden Haare verwuschelt. Spielerisch küsste sie sich seine Brust hinauf. »Was hatte Lucille überhaupt hier zu suchen? Ich konnte nur Wortfetzen verstehen.«
»Sie hat ihre Sachen gepackt und ist gegangen«, erzählte Harry. »Leo hat sie gesagt, die Musik sei doch nicht ihr Ding und ihr sei jetzt klar, dass sie das nicht durchziehen könne. Im Grunde geht sie aber wegen Suzy.«
»Dann kommt Jaz womöglich auch bald zurück.« Celeste gähnte und streckte ihre knochigen Arme aus. »Vermutlich sollten wir jetzt aufstehen.«
Aber sie rührte sich nicht.
Harry kam der Gedanke, dass Suzy jeden Moment auftauchen könnte, aber auch er rührte sich nicht. Stattdessen drehte er Celestes Gesicht zu sich, damit sie in seine Augen schaute. Ihm wurde klar, wie dramatisch sich seine Gefühle für sie in den letzten drei Wochen verändert hatten.
Anfangs war es Wollust gewesen, schlicht und ergreifend. Wollust in Kombination mit der Neugier darauf, wie weit man mit angeknacksten Rippen, einem gebrochenen Arm und einem gebrochenen Bein gehen konnte.
Und es war in der Tat unglaublich erotisch gewesen, wie Harry feststellen durfte. Als ob man mit Handschellen an ein Himmelbett gefesselt war und verführt wurde, unfähig, sich auch nur irgendwie zu wehren.
Dann war es Spaß geworden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die Tatsache, dass ihre gegenseitigen Gefühle so rasch so tief geworden waren, überraschte sie letztendlich beide.
»Ich liebe dich«, sagte er jetzt zu Celeste, und sie lächelte und streichelte seine Schulter.
»Du sagst das, als würdest du das auch wirklich so meinen.«
»Das liegt daran, dass ich es tatsächlich so meine.«
»Jaz klingt gelangweilt, wenn er es sagt.« Celeste rollte mit den Augen. »Als ob jemand auf der Straße auf ihn zutritt und ihm mitteilt, er sei sein größter Fan, und Jaz erwidert: ›Das ist phantastisch, vielen Dank.‹ Ich habe es ihn schon tausendmal sagen hören und in Wirklichkeit denkt er nur: Wie komme ich hier am schnellsten weg?«
»So denke ich nicht über dich«, erklärte Harry. »Wenn überhaupt, denke ich so über Suzy.«
So, er hatte es gesagt. Endlich hatte er die Wahrheit eingeräumt. Ehrlich gesagt, hatte Suzy sich als Enttäuschung erwiesen, mit ihrer lächerlichen Erst-nach-sechs-Wochen-Sex-Regel und ihrem unmenschlichen Arbeitspensum.
Harry war es gewohnt, von umwerfenden Frauen verfolgt zu werden, die es kaum erwarten konnten, mit ihm ins Bett zu gehen, und war daher anfangs fasziniert von Suzys Modus operandi, aber es hatte nicht lange gedauert, bis der Reiz der Neuheit verschwunden war. Ehrlich gesagt hätte er sie schon längst abserviert, wenn es den Deal mit
Hi!
nicht gegeben hätte.
»Und was ist mit dir?« Er küsste Celestes glatte Stirn. »Wie steht es zwischen dir und Jaz?«
Harrys Frage, nicht die Antwort, verursachte Celeste einen Kloß im Hals – die Tatsache, dass er sich genug für sie interessierte, um sich danach zu erkundigen. Das war das Tolle an Harry, fand sie. Er machte sich die Mühe ihr zuzuhören, und er interessierte sich wirklich dafür, wie es ihr ging. Harry schenkte ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit – anders als Jaz, der in letzter Zeit ständig an etwas anderes zu denken
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