Sternschnupperkurs
für mich aufgeschrieben, aber ich habe den Zettel verloren.«
Suzy nahm am anderen Ende der Leitung kaum verhohlenes Amüsement wahr.
»Nein, du hast seine Telefonnummer nicht verloren, weil er sie dir nämlich gar nicht gegeben hat.« Lucille zögerte eine Sekunde, kämpfte mit ihrem Loyalitätsgefühl. »Hör zu, sag ihm nicht, dass du es von mir weißt, aber Harry hat mit mir um fünf Pfund gewettet, dass du mich nach seiner Telefonnummer fragen würdest.«
»Du machst Witze! Der Mann hat vielleicht Nerven!«, rief Suzy.
»Ja. Tja, so geht er eben mit Frauen um. Er ist so daran gewöhnt, dass sich ihm alle zu Füßen werfen … na, du weißt ja, wie manche Männer dann werden.«
Interessanter und interessanter.
»Willst du damit sagen, dass er ein gut aussehender Mistkerl ist, der Frauen wie Dreck behandelt?« Suzys Magen drehte sich. Es war ein angenehmes Drehen. Gut aussehende Mistkerle waren immer schon ihre Schwäche gewesen. Sie stellten eine solch wunderbare Herausforderung dar.
Wie Jaz.
Verdammt, wer brauchte schon ein Weichei?
»Harry kann vermutlich ein wenig … arrogant sein.« Lucille klang entschuldigend. »Ich meine, er ist reizend, aber …«
»Gib mir einfach seine Nummer.« Suzy lächelte, gerührt von Lucilles Fürsorge. »Und mach dir keine Sorgen. Ich kann auf mich aufpassen.«
Man konnte den Frauen keinen Vorwurf machen, dass sie sich ihm zu Füßen warfen, dachte Suzy, als sie eine Stunde später die Haustür öffnete.
Es ließ sich einfach nicht leugnen: der Mann war umwerfend.
»Tut mir leid«, sagte sie zu Harry. »Aber ich muss dich das fragen. Deine Augen. Sind die echt?«
»Sehen echt aus, nicht wahr? Sind es aber nicht.« Er riss sie weit auf und rollte die Augäpfel von einer Seite zur anderen. »Sie sind aus Papiermaché, Alleskleber und den Deckeln von Flüssigwaschmittelflaschen gebastelt. Ich habe das mal in
Art Attack
gesehen.«
Suzy besah sich seine Augen genauer. Er trug eindeutig keine farbigen Kontaktlinsen. Und – ein zweifach Hurra! – er sah jetzt viel fröhlicher aus als am Abend zuvor.
»Ich hoffe, Lucille denkt nicht, ich hätte sie nur angerufen, um mir deine Telefonnummer geben zu lassen«, sagte Suzy zu ihm. »Glaubst du, dass sie das glaubt? Ich möchte mich wirklich gern mit ihr treffen. Sie sagte, sie sei heute
und
morgen beschäftigt … Meinst du, das stimmt?«
Suzy hegte Zweifel. Um ehrlich zu sein, hatte Lucille ausweichend geklungen.
Aber Harry nickte. »Klar, stimmt das. Sie muss arbeiten.«
»Ach, was für eine Erleichterung. Und was für ein Zufall«, rief Suzy. »Ich wollte dich nämlich ohnehin fragen, was Lucille beruflich macht. Warte, wenn sie abends arbeiten muss, lass mich raten … ist sie Krankenschwester?«
»Hm, also schön, das ist jetzt ein bisschen peinlich«, meinte Harry nach kurzer Pause. Er fuhr sich mit den Fingern durch seine dunklen Locken. »Die Sache ist die: Lucille will nicht, dass du weißt, was sie macht.«
»Aber das ist doch verrückt! Alles, was recht ist: Ich bin Immobilienmaklerin.« Suzy wirkte erstaunt. »Es gibt nicht viele Jobs, die noch peinlicher sind.«
Biep-biiiiep, schrillte Harrys Rover, als er mit seinem Schlüssel auf ihn zeigte.
»Was Lucille macht, ist nicht peinlich. Sie hat nur Angst, du könntest denken, dass sie nur aus einem bestimmten Grund an dich andockt.« Harry nahm Suzys Hand und führte sie zur Straße. »Hör zu, sie wird nicht begeistert sein, aber warum besuchen wir sie nicht? Macht es dich nicht auch verrückt«, fuhr er übergangslos fort, »wenn du nicht vor deinem eigenen Haus parken kannst, weil Schwachköpfe wie der hier mit ihren
idiotischen
Autos die Ausfahrt blockieren?« Während er sprach, zeigte er verächtlich auf den leuchtend roten Rolls-Royce, der sorglos vor der Ausfahrt geparkt war. »Ist das nicht traurig? Was muss man für ein Angeber sein, um in so einem Wagen herumzukutschieren?«
Der Silver Shadow war ein Geschenk von Jaz zu ihrem 19 . Geburtstag gewesen – auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern konnte, ihn gekauft zu haben. Suzy, die den Wagen abgöttisch liebte, sagte: »Ich weiß, es ist jämmerlich! Ehrlich gesagt, gehört er mir.«
»Oh, na ja, Berufsrisiko.« Harrys blaue Augen funkelten, als er auf seine Schuhe zeigte. »Wenn man so große Füße hat, dann tritt man eben hin und wieder in einen Fettnapf.«
So, so, große Füße. Suzy schaute unschuldig. Aber sie wusste genau, was man über Männer mit großen Füßen
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