Sternschnupperkurs
die Mühe machen, eine Runde mit dem Hund zu drehen, wenn man sich auf seinen fetten Hintern setzen und jemand anderen für die schmutzige Arbeit bezahlen kann? Grottenfaul, sage ich nur …«
»Ja, ja«, sagte Harry und nickte in sein Handy. Er hielt es Suzy hin. »Für dich.«
Suzy sah das Handy an. »Wie kann das für mich sein?«
Er lächelte nicht. »Vertrau mir, es ist für dich.«
Mit skeptischem Blick nahm sie ihm das Handy aus der Hand. »Hallo?«
»Name?«, verlangte eine herrische Männerstimme von ihr zu wissen.
O Gott, doch wohl nicht der Polizeichef? »Myfanwy. Äh … Myfanwy Shufflebottom«, sagte Suzy. Sie sah Harry panisch an, der nur mit den Schultern zuckte, sich setzte und sie mitleidig ansah.
»Also schön, hören Sie zu. Jeden Morgen jogge ich mit meinem Hund einmal durch die Downs. Da läuft er wohl drei Meilen. Und jeden Abend jogge ich noch einmal mit ihm, ungefähr vier oder fünf Meilen. Tagsüber muss ich allerdings arbeiten gehen, aber weil mein Hund ein Irish Wolfhound ist, genießt er es einfach, seine Pfoten so oft wie möglich in Bewegung zu setzen. Aus diesem Grund, Miss Shufflebottom, bezahle ich eine Hundesitterin, um ihn mittags zu besuchen und eine Stunde mit ihm Gassi zu gehen.« Er schwieg kurz und schloss dann: »Außerdem habe ich keinen fetten Hintern.«
»Was soll ich sagen?«, meinte Suzy. »Ich entschuldige mich. Aus meinem tiefsten Shufflebottomherzen entschuldige ich mich.«
Die Männerstimme dröhnte: »Das sollten Sie auch!« Dann legte der Mann auf.
Suzy lauschte ungläubig dem Gesprächstrennungston. »Er hat aufgelegt.«
»Das hat er gewagt?« Harry grinste.
»Wer war das?«
Harry, der die Situation sichtlich genoss, zuckte nur mit den Schultern.
Suzy sah die Telefonnummer im Display und drückte auf Wiederwahl. Beim zweiten Klingeln wurde abgenommen. »Ja?«
»Wer sind Sie?«
Sie hörte, wie er lachte. »Ein Hundeliebhaber, Miss Shufflebottom. Oder darf ich Sie Myfanwy nennen?«
Ihre Finger schlossen sich fester um das Handy. »Hören Sie, ich sage Ihnen, wie ich wirklich heiße, wenn Sie mir dafür Ihren Namen nennen.«
Noch mehr Gelächter. Um Himmels willen, dachte Suzy indigniert, war das peinlich oder was?
»Das erinnert mich an die Maus, die zum Elefanten sagte ›Ich trete dich nicht, wenn du mich nicht trittst‹«, meinte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Ich weiß nämlich schon, wer Sie sind.«
Suzys Ohren bitzelten. Sie genoss jede Sekunde. Jetzt würde sie natürlich einfach die Verbindung unterbrechen. Das würde ihm zeigen, was für ein …
»Mistkerl!«, rief Suzy plötzlich und starrte das Handy ungläubig an.
Erschreckt sagte Lucille: »Was ist?«
»Er hat schon wieder aufgelegt! Er hat verdammt nocheins aufgelegt, bevor ich auflegen konnte! Das ist so unfair!« Sie wirbelte zu Harry herum, der sich sehr bemühte, seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. »War das dein Chef?«
»Gott sei Dank nicht.« Harry tauschte amüsierte Blicke mit Lucille. »Das war mein Bruder Leo.«
6. Kapitel
Lucille lehnte es ab, nach Hause gefahren zu werden; sie hatte ihr Fahrrad dabei. Harry und Suzy winkten ihr zum Abschied und sahen zu, wie sie in die Nacht radelte, mit wippender Hochsteckfrisur und der Gitarre auf dem Rücken.
»Sie ist ziemlich unabhängig«, sagte Suzy.
»O ja.«
»Ich will unbedingt, dass sie mich mag. Glaubst du, sie mag mich?«
Harry zuckte mit den Schultern, dann lächelte er.
»Keine Ahnung. Lucille ist immer sehr vorsichtig. Lass ihr Zeit.« Er legte den Arm um Suzys Schultern, während sie zum Wagen gingen. »Wenn es dir ein Trost ist,
ich
mag dich.« Er presste sie kurz an sich. »Sehr sogar.«
Keine zehn Minuten später fuhren sie vor Suzys Wohnung vor. Harry beäugte den verwegen geparkten Rolls. »Kannst du ihn nicht einfach verscherbeln und dir einen Porsche kaufen?«
Suzy liebte ihren Rolls, weil niemand, der sie sah, erwartete, dass sie einen fuhr. Wenn man 24 Jahre alt war, eine wilde, dunkelblonde Mähne hatte, lange Beine und Brüste, die förmlich »Hallo, Männer!« zu rufen schienen, dann wurde man leicht in eine bestimmte Schublade gesteckt. Die Leute nahmen sofort an, dass man irgendetwas Heißes, Sportliches fuhr, glatt und rund und höchstwahrscheinlich mit versenkbarem Dach.
Aber das war nie ihr Traum gewesen. Als sie damals vor so vielen Jahren, barfuß und verlassen, von Jaz auf der Autobahn gerettet worden war – na ja, es waren nur fünf Jahre, auch wenn es ihr
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