Sternschnupperkurs
und Herren … Harry Fitzallan!«
Es war wie im Palladium in London, dachte Suzy. Beinahe erwartete sie, dass gleich eine Horde Can-Can-Tänzerinnen auf die Bühne sprang und ihre Rüschenschlüpfer vorzeigte und »Ji-haa!« kreischte.
»Ich bin nur ein ganz normaler Kerl«, erklärte Harry schlicht. »Ich habe getan, was jeder andere auch getan hätte. Ich bin Polizist, darum ist das ohnehin mein Job.« Er wartete eine Sekunde, sah in das Meer aus Journalisten. »Aber auch, wenn ich kein Polizist wäre, ich hätte es trotzdem getan.«
Das hatte er natürlich geprobt, mehrfach. Dennoch war es gut. Suzy spürte, wie heiße Tränen in ihren Augen aufwallten. Das einzig Komische war Harrys Stimme, die viel schwächer und heiserer klang als vor zwanzig Minuten bei der Ankunft von Suzy im Krankenhaus. Es war die Art von Stimme, die man sich zulegte, wenn man bei der Arbeit anrief, um zu sagen, dass man krank ist. Selbst wenn man sich nur den Knöchel verstaucht hatte, fühlte man sich dennoch gezwungen, heiser zu krächzen, damit der Chef auch wirklich davon überzeugt war, dass man einen freien Tag verdient hatte.
Harry spielte hartnäckig die Tatsache herunter, dass er etwas auch nur entfernt Heldenhaftes getan haben könnte – was natürlich die gegenteilige Wirkung zeitigte –, und nachdem er die Ereignisse des Vorabends erzählt hatte, erhielt er spontan stehende Ovationen.
Dann kam die Frage-und-Antwort-Runde. Suzy spürte, wie ein Schweißtropfen sich kriechtierartig ihre Wirbelsäule hinunterschlängelte.
»Suzy! Wie fühlen Sie sich angesichts Harrys Tat?«
Harry bedachte sie mit einem liebevollen – wenn auch zurückhaltenden – Blick. Er war schließlich Brite.
»Eigentlich war ich enttäuscht«, sagte Suzy. »Ich dachte, nachdem er die Kinder gerettet und ans Ufer getragen hatte, hätte er doch auch gleich den beiden Autodieben hinterherjagen und sie verhaften können.«
Ha, sie konnte auch britisch sein.
Alle lachten. Vor allem Harry. Heiser.
»Tut mir leid.« Er beugte sich vor – stöhnte dabei schmerzvoll auf – und pflanzte ihr einen um Verzeihung heischenden Kuss auf die Wange. »Ich habe dich enttäuscht.«
Überall blitzten Kameras auf. So fühlten sich also Angelina Jolie und Brad Pitt.
»Ich bin ungeheuer stolz auf ihn«, erklärte Suzy.
»Wie ernst ist das zwischen Ihnen beiden?«, rief ein Journalist in der dritten Reihe.
Aargh, schnell, eine andere Frage!
Aber die Stille dauerte an.
Anscheinend war niemand geneigt, ihr galant zur Rettung zu eilen.
»Hm.« Suzy rieb ihre feuchten Handflächen aneinander. »Also, wir sind sehr glücklich, vielen Dank.«
»Gibt es Pläne für die Zukunft?«
Pläne? Mal nachdenken, bis gestern Abend hatte ich noch geplant, mit Harry vor dem kommenden Wochenende Schluss zu machen, weil ich mich mit ihm langweilte.
Suzy versuchte sich vorzustellen, wie sie diese Worte laut aussprach. Meine Güte, die Menge würde sie schneller fesseln und ausweiden, als man rasiermesserscharfes Skalpell sagen konnte.
Dr. Hubble würde wahrscheinlich anbieten, diese Aufgabe eigenhändig zu übernehmen.
Suzy lächelte und entschied sich für eine neutrale Antwort, für eine weise Vorgehensweise. »Nein, keine Pläne.«
Neben ihr hob Harry seine gesunde Hand.
»Entschuldigung. Tut mir leid, wenn ich unterbreche, aber ich frage mich, ob ich wohl etwas sagen dürfte?«
Das war natürlich eine rein rhetorische Frage. Harry war der unumstrittene Star dieser Veranstaltung. Das Publikum verstummte und wartete darauf, was er sagen wollte.
»Wie einige von Ihnen vielleicht wissen«, fing Harry an, »war gestern mein Geburtstag.«
Gelächter. Das wussten natürlich alle.
»Aufgrund von Umständen, die sich unserer Kontrolle entzogen, konnten Suzy und ich dieses Ereignis nicht so feiern wie … nun, sagen wir, so wie ich es geplant hatte.«
Diese Bemerkung wurde mit zotigen Sprüchen quittiert. Aus den Augenwinkeln sah Suzy, wie Dr. Hubble die Lippen zusammenpresste.
Harry schüttelte den Kopf und lächelte sein zurückhaltend-britisches Lächeln, das in weniger als fünfzehn Minuten praktisch zu seinem Erkennungszeichen geworden war.
Josh Hartnett, sieh zu und lerne.
»Tut mir leid, tut mir leid … so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte sagen, dass ich gestern Abend nicht die Gelegenheit hatte, Suzy etwas zu sagen, was ich ihr schon eine Zeit lang sagen wollte. Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich die Gelegenheit ergreifen und es ihr jetzt sagen.« Er
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