Sternschnupperkurs
… du weißt schon, was sie aus ihren Schuhen haut.«
»Harry, ich weiß nicht …«
»Dieses schwarze Seidentop«, meinte Harry hilfreich. »Das so geht …« Mit seiner guten Hand führte er eine angemessen runde Bewegung durch. »Ach, und auf dem Weg nach draußen … vergesst nicht zu erwähnen, dass ich bekommen habe, was ich mir zum Geburtstag wünschte.«
Meine Güte, wunderte sich Suzy, was würde er sich als Nächstes wünschen? Den Weltfrieden?
Am nächsten Morgen kam es im Frühstücksfernsehen. Suzy schaltete das Fernsehgerät ein, um zu sehen, ob Harry erwähnt wurde, und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass GMTV live zum Frenchay Hospital geschaltet hatte.
Sie holte Maeve von nebenan und rief auch nach oben zu Fee, sie solle kommen und sich das ansehen.
»… ich stehe jetzt vor der Station und spreche mit einer der Schwestern, die diesen wahrhaft heldenhaften Mann versorgt hat«, vertraute Vor-Ort-Reporter Martin Swizzle der Kamera an.
»Sie sprechen über Harry.« Suzy verspürte ein seltsames Gefühl in ihrer Brust, wie Styropor, das sich ausdehnt. Es war einfach unmöglich, nicht stolz zu sein.
»… die Einzelheiten sind noch unklar, wir müssen auf die Pressekonferenz am Vormittag warten.« Martin zog eine hübsche, dralle, kleine Schwester ins Bild. »Aber vielleicht kann uns Pat hier mehr über Harry Fitzallan erzählen. Wir wissen beispielsweise, dass er 27 Jahre alt ist. Pat, wie sieht er aus?«
Pat kicherte. Es klang ein wenig hysterisch.
»Also, Martin, wir glauben, er ist der bestaussehende Mann, den wir je gesehen haben! Er ist wirklich umwerfend, wie ein Filmstar! Alle Frauen verlieren seinetwegen den Verstand …«
»Nicht buchstäblich, wie ich hoffe«, warf Martin Swizzle mit einem raschen Lächeln in die Kamera ein. »Das wäre dem Krankenhausablauf abträglich.«
»Papperlapapp«, verkündete Maeve und blies in den heißen Tee, den Suzy ihr gemacht hatte. »Dein Harry ist ein Hübscher, zugegeben, aber wenn man scharf auf einen echten Mann ist, dann geht nichts über Tom Jones.«
Maeve war verrückt nach Tom Jones. Sie schickte ihm Weihnachtskarten, Kuchen, hin und wieder sogar einen Pulli.
Nicht selbst gestrickt. Bei Oxfam gekauft.
»Aber der hier ist auch nicht so übel.« Maeve nickte beseelt in Richtung Martin Swizzle, der mittlerweile die Ehefrau eines anderen Patienten auf Harrys Station interviewte. Sie hatte noch kein Wort mit Harry gewechselt, wie sie begeistert mitteilte, aber sie war an seinem Zimmer vorbeigekommen und hatte durch den Spalt in der Tür hineingeschaut; er schien unglaublich süß zu sein.
»Tja, hoffentlich werde ich im Laufe des Tages Gelegenheit haben, mit Harry Fitzallan persönlich zu sprechen«, verkündete Martin, als die Frau ihre Schwärmerei beendet hatte. »Und vielleicht ergibt sich auch ein Gespräch mit Suzy Curtis, seiner Freundin, die letzte Nacht völlig verstört im Krankenhaus eintraf.«
Ein Foto von Suzy tauchte auf dem Bildschirm auf, unbeschuht und mit Strümpfen, die sich in Höhe ihrer Knöchel in nichts auflösten.
»O Gott!« Suzy bedeckte stöhnend die Augen.
»Suzy, die Exfrau des berüchtigten Rockstars Jaz Dreyfuss, sprach letzte Nacht nur kurz mit den wartenden Journalisten. Als sie das Bett ihres Geliebten verließ …«
»Geliebten!« Suzy stieß einen Schrei der Empörung aus.
»… verkündete sie, dass gestern Harry Fitzallans Geburtstag war, aber dass es ihm absolut nichts ausgemacht habe, die übliche Feier zu verpassen … denn welch besseres Geburtstagsgeschenk könnte man sich wünschen, als das Leben dieser zwei kleinen Kinder?«
Obwohl Martin Swizzle ernsthaft nickte und mit tiefer Aufrichtigkeit in die Kamera blickte, vermutete Suzy, dass er sich insgeheim danach sehnte, sich zwei Finger in den Hals zu stecken und Würgegeräusche von sich zu geben.
Zumindest hätte sie das am liebsten getan.
»Aaah!«, seufzte Maeve, als ein weiteres Foto auf dem Bildschirm erschien, von den beiden Kindern, die Harry gerettet hatte. »Seht euch nur diese süßen Gesichter an!«
»Kümmert euch nicht um diese Gesichter.« Suzy verschüttete Kaffee auf ihre Knie, als sie aufstand. »Seht euch lieber
mein
Gesicht an. Ich soll in zwei Stunden auf einer Pressekonferenz sein, und ich sehe scheiße aus!«
»Vergiss nicht, Harry will, dass du das schwarze Seidentop trägst«, sagte Lucille.
»Das gehört zu meiner Abendgarderobe! Ich werde wie eine Prostituierte aussehen«, jammerte
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