Sternschnupperkurs
fragte Jaz. »Die Schlümpfe?«
Suzy zuckte mit den Schultern. Er tat ihr nur leid.
»Die Sache ist die, du findest, das wäre scheußlich. Aber ich finde das nicht, ich finde, es wäre großartig.«
»Wenigstens magst du richtige Musik.« Jaz wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lucille zu. »Das ist eine große Erleichterung. Wen magst du sonst noch so?«
»Oh!«, rief Celeste und sprang vom Tisch auf. »Ich weiß!«
Nachdenklich zählte Lucille auf: »Rufus Wainwright, James Blunt, Jack Johnson …«
»Einen Augenblick. Hier ist etwas, das ich vorhin heruntergebracht habe.« Celeste stand jetzt vor dem Stereogerät, wühlte einen Haufen herumliegender Kassetten durch. »Ah, da ist es ja! Das ist die Art von Musik, die Lucille
wirklich
gefällt …«
Lucille sah verständnislos zu, wie die Nelli-Furtado- CD abrupt ausgeworfen und eine andere eingelegt wurde.
Wenige Augenblicke später kribbelte ihre Haut, als die ersten Noten durch den Raum klangen.
Triumphierend drehte Celeste die Lautstärke hoch.
»Bäh«, sagte Suzy. »Das nennt man Musik? Klingt wie Joss Stone, gefangen in einem Metalleimer.«
»Schalte das aus«, rief Lucille und brach in Schweiß aus.
»Joss Stone, gefangen in einem Metalleimer, während ein wahnsinniger Zahnarzt ihr alle Zähne zieht.« Suzy fing an zu lachen. »Wenn das
richtige
Musik sein soll, dann bin ich froh, einen Proletengeschmack zu haben. Britney Spears ist mir lieber.«
Jaz erkannte die Melodie wieder – soweit man von einer Melodie sprechen konnte – und runzelte die Stirn. »Das hast du doch vorhin oben gespielt. Ich verstehe das nicht. Warum …«
»Das bist du, nicht wahr?« Fröhlich wandte sich Celeste an Lucille. »Du singst da gerade. Ich war anfangs nicht sicher, aber es ist eindeutig deine Stimme.« Sie kicherte. »Erzähle, hast du den Song auch selbst geschrieben?«
Lucille sprang vom Tisch auf, rannte quer durch den Raum und zog die CD schnell aus dem Gerät.
»Du hattest kein Recht, das zu tun«, schrie sie Celeste an. Röte zog sich über ihren Hals bis zu den Schultern und sie zitterte vor Wut. »Wie kannst du es wagen … wie kannst du es wagen! Du hast die CD
gestohlen
!«
Suzy, die zwei und zwei viel zu spät zusammenreimte, sagte: »Wenn du sie nicht schlägst, werde ich es tun.«
»Das kann nicht dein Ernst sein«, sagte Jaz. »Das warst wirklich du?«
Maeve meinte diplomatisch: »Tja, mir hat es gefallen. Du hast eine wunderbare Stimme, Liebes. Sehr … originell.«
Celeste wirkte verblüfft. Sie hielt die Hände um Verzeihung heischend hoch. »Ich wollte dich wirklich nicht aufregen. Es war nur ein Scherz.«
Lucille sehnte sich danach, Celeste eine zu kleben, aber sie war Gast im Haus von Jaz. Ihre gute Erziehung siegte über diesen Drang – sehr zu ihrem Verdruss –, und so ballte sie nur die Fäuste. Allein das Rasseln der Perlen in ihren Haaren verriet, dass sie immer noch zitterte.
Leise sagte Lucille: »Das ist nicht komisch, verstanden? Wenn du meine Sachen jemals wieder anfassen solltest, bringe ich dich um.«
»Aber, aber.« Maeve hielt einen Servierlöffel hoch. »Wer möchte noch etwas von dem Coq au vin?«
»Maeve hat recht«, sagte Suzy hitzig. »Lucille hat eine wunderbare Stimme. Das stimmt wirklich«, fügte sie hinzu, weil Jaz sie bedeutungsvoll ansah. Offenbar dachte er, sie würde sich nur anständig verhalten wollen und Lucille vorlügen, dass ihre CD das Werk eines überragenden Genies sei.
Lucille setzte sich wieder. »Hört zu, können wir das Ganze nicht einfach vergessen?«, bat sie mit fester Stimme.
»Nein, können wir nicht«, entgegnete Suzy, mit noch festerer Stimme. Sie wandte sich wieder an Jaz. »Ich weiß nicht, welche Geschichte hinter dieser CD steckt, aber Lucille ist eine phantastische Sängerin.«
»Das ist sie bestimmt.« Jaz wünschte sich wirklich, Suzy würde ihm das nicht antun.
»Ich meine es ernst. Sie ist allemal besser als diese Furtado-Trällermaus.« Bis auf das eine Mal, an dem Lucille diese schräge CD aufgenommen hatte, räumte Suzy innerlich ein.
»Ist ja gut«, murmelte Jaz.
»Sie arbeitet als Sängerin«, fuhr Suzy verzweifelt fort. »Sie singt in Clubs und Bars. Das habe ich dir nur noch nicht erzählt, weil Lucille mir das Versprechen abgenommen hat, es nicht zu tun. Sie ist sehr bescheiden …«
»Was mich nicht überrascht«, murmelte Celeste anzüglich.
»Ach, hör doch auf.« Suzy ging um den Tisch herum und baute sich vor Lucille auf. »Na schön, das
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