Sternschnupperkurs
– und ihres eigenen Stolzes – entschlüpfte ihr unwillkürlich: »Oh ich weiß, ich ruiniere mein ganzes Leben. Ich hatte mir
so
fest vorgenommen, wieder einen abgetakelten, alkoholkranken Rocksänger zu heiraten, und stattdessen lande ich bei einem echt gut aussehenden Superhelden. Oje, oje, welch eine Katastrophe. Was ist nur schiefgelaufen?«
»Herrliches Haus«, sagte Lucille, die Suzys Tirade ignorierte und sich in der riesigen, marmornen Eingangshalle umsah. Sie schaute zu dem modernen Lüster aus Buntglas über dem Treppenkopf hoch.
»Sie hat dich durchschaut«, sagte Jaz grinsend zu Suzy. »Beim ersten Anzeichen eines Streits wechselt sie das Thema.« An Lucille gewandt fügte er hinzu: »Guter Schachzug. Komm rein. Hast du diese schwammigen Hunde wohlbehalten zu Hause abgegeben?«
»Ihre Besitzerin hatte eine Schüssel mit klein gehackten Mars-Riegeln für sie vorbereitet.« Lucille zuckte mit den Schultern. »Was soll ich machen? Ich gehe nur mit ihnen Gassi. Als ich ihr sagte, sie solle den Hunden nicht so viel zu fressen geben, bezeichnete sie mich als herzlos und gemein.«
Celeste kam angeschwebt, um sie zu begrüßen. »Und dabei will man doch nur helfen – ich kenne das Gefühl. Suzy ist genauso, wenn ich ihr sage, sie solle Diät halten.« Sie verstummte, der besseren Wirkung wegen, dann lächelte sie Lucille an. »Hallo nochmal. Und du Arme musst jetzt bei ihr wohnen. Ich wette, du wünscht dir mittlerweile, du wärst ins Heilsarmeeheim gezogen, wie ich es dir damals geraten habe.«
»Maeve!«, brüllte Suzy und eilte in die Küche, aus der göttliche Düfte drangen. »Gieß mir einen Drink ein, einen großen!«
Beim Abendessen wuchs Suzy dank Maeves Ermutigung in ihre Rolle als schwer verliebte Heiratsanwärterin hinein. Sie wollte verdammt sein, wenn sie sich jetzt von Jaz unterbuttern ließ.
»Wir dachten für die Hochzeit an Thornbury Castle«, verkündete sie.
»Wie romantisch«, seufzte Maeve.
»Harry möchte wissen, ob du sein Trauzeuge sein willst«, sagte Suzy zu Jaz.
Er wirkte entsetzt. »Das ist doch wohl ein Witz! Ich kenne ihn doch gar nicht!«
»Mag sein, aber du kannst mich zum Altar führen.«
»Das klingt nicht schlecht.« Jaz grinste. »Ich kann meine Exfrau an den nächsten armen Gimpel übergeben.«
»Als ob man einen alten Gebrauchtwagen verkauft, den man nicht länger will«, warf Celeste ein. »Man kann kaum glauben, dass jemand so dumm ist, für den Wagen auch noch Geld zu zahlen.«
»Hört sofort auf!«, schimpfte Maeve. »Wann soll die Hochzeit denn stattfinden, Liebes?«
»Ach, sobald Harry keinen Gips mehr trägt.
Hi!
möchte die Hochzeit in seiner Weihnachtsausgabe bringen.«
»Eines verstehe ich nicht«, sagte Jaz, »du hast mir gesagt, dass du nie wieder heiraten willst. Du hast es sogar geschworen. Und jetzt … das.«
»Natürlich habe ich das gesagt. Meine Güte, ich hatte gerade eine höllische Ehe hinter mir.« Suzy rollte angesichts seiner Begriffsstutzigkeit mit den Augen. »Aber jetzt ist alles anders. Ich bin Harry begegnet, und wir haben uns verliebt. Er ist der perfekte Mann für mich.«
»Das ist er, das ist er wirklich«, gab Maeve ihr verträumt recht. »Er ist wie ein realer James Bond. Als gestern ein Reporter anrief, um mit Jaz darüber zu reden, habe ich ihm geraten, seine Zeitung solle einen Fanclub gründen und T-Shirts mit Harrys Gesicht herstellen lassen. Er hielt das für eine grandiose Idee.«
T-Shirts.
Harry-der-Held-T-Shirts. Suzy unterdrückte einen Schauder der Panik.
Jaz grinste schon wieder höhnisch.
»Jaz hatte einmal einen Fanclub«, sagte Suzy zu Lucille in beiläufigem Tonfall. »Natürlich war das vor vielen Jahren, bevor aus ihm ein abgewrackter Exstar wurde.«
Jaz hatte die Musik ausgesucht, die jetzt leise im Hintergrund spielte. Als er bemerkte, dass Lucille mit dem Song, der gerade lief, vertraut war – ihre Lippen bewegten sich stumm zum Text –, sagte er: »Gefällt dir Nelli Furtado?«
Lucille wirkte bestürzt, beinahe schuldbewusst. »Äh … ja.«
»Oh, du hast also Geschmack.« Jaz schaute mitleidig. »Dann kann es nicht einfach für dich sein, die Wohnung mit Suzy zu teilen.«
Suzy, die froh war, dass sich das Gespräch endlich nicht mehr um Hochzeiten und Fanclubs und T-Shirts mit Harrys Gesicht drehte, sagte: »Ist dir je der Gedanke gekommen, dass ich diejenige mit Geschmack sein könnte und ihr anderen alle hoffnungslos unmusikalisch seid?«
»Wer wird auf deiner Hochzeit singen?«,
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