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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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mitten im Unterricht aufstehen und auf Hummerfang gehen.« Er kicherte. »Rein persönlich bewundere ich ihren Schneid.«
    »Ich auch, aber ich scheue davor zurück, sie in ihrem Verhalten zu bestärken. Sie steht sowieso schon auf der Kippe, was ihre Noten angeht.«
    »Sie hätte den Unterricht nicht eigenmächtig verlassen dürfen, so viel steht fest. Wenn ich noch im Schuldienst wäre, hätte ich sie zurückgepfiffen und ihr eine gehörige Standpauke gehalten.«
    »Die Arbeit als Tierärztin finde ich erheblich einfacher«, seufzte Rumer. »In der Schule bin ich nicht in meinem Element. Wenn es nicht mein Wunsch wäre, in deine Fußstapfen zu treten, wenigstens ansatzweise, hätte ich den Kurs nie gegeben. Einen Wurf verwilderter Kätzchen zu bändigen fällt mir leichter. Eine Horde Teenager dagegen … ich weiß nicht, wie du das in all den Jahren geschafft hast.«
    »Ich manchmal auch nicht.« Er lächelte.
    »Ich habe gerade mit Dana gesprochen – Sam und sie haben schon mit der Hochzeit am Samstag genug um die Ohren, und jetzt müssen sie sich auch noch den Kopf wegen Quinn zerbrechen … und zu einem Entschluss kommen, ob sie angesichts dessen überhaupt in die Flitterwochen fahren.«
    »Quinn könnte so lange bei uns bleiben, wenn es dir recht ist. Mit vereinten Kräften sollte es uns doch wohl gelingen, ihr einen Funken Vernunft einzubläuen. Sie hat selber etwas von einem verwilderten Kätzchen.«
    Rumer lächelte. »Allie und sie wohnen in der Zeit bei den McCrays. Aber wir springen alle in die Bresche, wenn Not am Mann sein sollte.«
    »Dieses Mädchen ist etwas ganz Besonderes.« Er hielt inne, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. »Ich beobachte sie schon seit geraumer Zeit, seit ihre Schwester und sie versucht haben, auf eigene Faust nach Martha’s Vineyard zu segeln.«
    »Ich weiß.«
    »Jugendliche wie sie, die sich seit frühester Kindheit durchbeißen mussten, kämpfen oft gegen Windmühlen. Quinn gibt sich große Mühe, aber manchmal kommt sie mir vor wie eine verlorene Seele … sie braucht unser Verständnis.«
    Rumer nickte. Quinn und ihr Vater hatten einiges gemein. Obwohl Sixtus nie Vollwaise gewesen war wie Quinn, hatte er seinen Vater in jungen Jahren verloren. Seine Mutter war gezwungen gewesen, hart für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten und seinen Zwillingsbruder und ihn oft für lange Zeit alleine zu lassen.
    »Ich wäre möglicherweise für immer verloren gewesen, wenn ich nicht meiner Clarissa begegnet wäre. Deine Mutter war die geduldigste Frau der Welt.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Mit zunehmendem Alter bin ich ein besserer Vater geworden.«
    »Ach, Dad …«
    Lächelnd sah sie ihn an, über die Persenning gebeugt. Insgeheim musste sie ihm Recht geben, aber darüber würde sie niemals ein Wort verlieren. »Er wird von Dämonen heimgesucht«, pflegte ihre Mutter zu sagen, wenn Rumer und Elizabeth wissen wollten, warum ihr Vater so in sich gekehrt und traurig wirkte.
    »Dämonen?« Elizabeth hatte die Stirn gerunzelt, wenn ihr Vater sich wieder einmal auf eine seiner einsamen Fahrten mit dem Segelboot begab und Frau und Kinder zurückließ. »Du meinst, so etwas wie Teufel? Die ihn innerlich verzehren?«
    Rumer hatte keine Miene verzogen, aber sie hatte die Qualen ihres Vaters und auch den Kummer ihrer Schwester gespürt – Elizabeth konnte einfach nicht begreifen, warum ihr Vater sie nicht mitnahm, warum sie ihn nicht aufzuheitern vermochte. Sie führte derart komische Sketche und Parodien auf, dass Rumer vor Lachen die Seiten schmerzten, aber ihr Vater segelte davon statt zuzusehen.
    »Keine richtigen Teufel«, hatte ihre Mutter Elizabeth zu beschwichtigen versucht. »Nur schlimme Kindheitserinnerungen. Sein Vater starb sehr jung und bürdete seiner Mutter eine viel zu große Verantwortung auf. Und Daddy hatte einen Bruder, um den er sich kümmern musste …«
    »Wie bei Elizabeth und mir«, hatte Rumer eingeworfen.
    »Ja, nur bei uns ist es umgekehrt, du kümmerst dich um mich – obwohl du meine kleine Schwester bist«, hatte Elizabeth gelacht, sie umarmt und wegen ihrer Fürsorglichkeit geneckt.
    »Das tue ich, weil ich dich so sehr liebe«, hatte Rumer geantwortet und sich mit brennender Kehle gefragt, was sie jemals ohne ihre Schwester anfangen sollte. Elizabeth war ihr Ein und Alles gewesen. Sie hatte sie vor den Eltern in Schutz genommen und ihnen verschwiegen, dass Elizabeth oft Bier stibitzte und bis zum Umfallen trank, um die Einsamkeit zu

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