Sternstunde der Liebe (German Edition)
hat eine Weile gedauert, bis mir das klar geworden ist.«
»Ich glaube, es gibt einiges, worüber wir reden sollten«, sagte sie.
Rumer sah zu, wie sich die Sonne ihren Weg durch die Bäume auf der anderen Seite der Weide brach, das karamellfarbene Licht ergoss sich über die Steinmauern und die grauen Felsen. Sie dachte daran, dass Edward sich auf dem Holzweg befand, was die gemeinsamen Erinnerungen betraf, die hatten sich eher als Hürde entpuppt.
»Es gibt eine neue Frau in meinem Leben«, sagte er. »Annie Benz.«
»Ja, ich habe sie neulich gesehen. Ich freue mich für dich, Edward.«
»Nett von dir. Dass du dich für mich freust.«
Rumer stand reglos da. Sie spürte die Anspannung, unter der Edward stand, während er darauf wartete, dass sie sich von seinem Sarkasmus provozieren ließ. Sie trug noch ihre alte Arbeitskleidung, in der sie die Kaninchen gefüttert hatte, bedeckt mit Tierhaaren und verschütteten Tropfen der Fertignahrung.
»Ich habe dir eine Nachricht in der Praxis hinterlassen«, sagte er.
»Ich weiß – ich bin gleich hergekommen statt zurückzurufen.«
»Ich habe den Entschluss gefasst …« Der Schmerz kehrte in Edwards Augen zurück. »Ich muss dich bitten, eine neue Bleibe für Blue zu finden.«
»Für Blue?«
Er nickte, die grauen Haare fielen ihm über die gerunzelte Stirn. Seine Augen legten sich in Fältchen, als er sie zusammenkniff, um sie vor der grellen Sonne zu schützen. »Tut mir Leid, Rumer. Aber Annie fühlt sich nicht wohl, wenn du hier bist. Wir sind noch nicht lange zusammen. Ich möchte alles vermeiden, was zu Spannungen führen könnte. Und sie weiß, was du mir bedeutet hast. Und dass ich gehofft hatte, dass sich eines Tages eine ernste Sache zwischen uns entwickeln würde …«
»Aber Blue ist hier zu Hause«, sagte Rumer fassungslos. »Ich kann mir einfach … ich kann mir einfach nicht vorstellen, ihn anderswo unterzustellen.«
»Ich würde dir ja anbieten, ihn dir abzukaufen. Aber ich weiß, was du für ihn empfindest. Du kannst ihn so lange wie nötig hier lassen; ich weiß, du wirst eine gute Unterbringungsmöglichkeit für ihn finden – vielleicht Black Hall Stables. Oder River Farms, drüben in Hawthorne.«
Rumer riss sich zusammen und nickte steif. »Ich werde schon etwas finden, Edward. Sobald wie möglich.«
»Es tut mir Leid. Aber die Situation ist ziemlich kompliziert. Ich habe lange gewartet, dass sich die Dinge zwischen uns ändern, aber da das nicht der Fall zu sein scheint, muss ich einen Schlussstrich ziehen und ein neues Kapitel in meinem Leben beginnen …«
»Tut mir Leid.«
»Wirklich?«
Rumer schluckte, aber schwieg.
»Ich hatte nicht den Eindruck.«
Edwards Stimme klang frostig und sein Blick war grimmig. Ungeachtet dessen, wie sie die Beziehung auch bezeichnen mochte – als Freundschaft oder Liebelei –, nun war der Bruch eingetreten, den zu verarbeiten definitionsgemäß niemandem leicht fiel. Dennoch spürte Rumer, wie ihre Lebensgeister erwachten, als wäre eine große Last von ihren Schultern genommen.
»Es war sehr großzügig von dir, dass ich ihn all die Jahre bei dir lassen durfte.«
»Das bedeutete, dass ich dich jeden Tag zu Gesicht bekam. Und natürlich steht es dir frei, ihn jederzeit zu reiten, bis du eine neue Unterbringungsmöglichkeit für ihn gefunden hast.«
»Edward – es tut mir Leid, wirklich …«
»Mir auch.«
Er küsste sie auf die Wange und trat einen Schritt zurück, als warte er auf etwas.
Rumer nickte. Edwards Augen waren erfüllt von Trauer und einem letzten Funken Hoffnung. Sie sah sich um: Da hinten war der rote Stall mit den schwarzweißen Kühen. Steinmauern wanden sich kreuz und quer durch die hügeligen, grünen Weiden. Das weiße Haus war alt und imposant, und die Blumen, die im Garten blühten, waren Ableger der Pflanzen, die seine Mutter eingesetzt hatte. Das Leben auf dieser Farm musste für beinahe jede Frau ein Traum sein.
Sofern ihre erste große Liebe nicht Zeb Mayhew gewesen war, dachte sie.
Schließlich drehte Edward sich um und stapfte davon, in Richtung Küchentür.
Als Rumer auf Blue zuging, sank ihr das Herz. Strahlten seine Augen noch wie sonst? Glänzte sein Fell wie früher? Er war empfindsam, und sie hätte schwören mögen, dass er ahnte, dass er sein Zuhause verlieren würde. Ohne sich die Mühe zu machen, ihn zu satteln, saß Rumer auf und ritt los.
Während sie den schmalen Saumpfad zum Fluss hinunterritt, spürte sie, dass ihr Herz im Gleichtakt
Weitere Kostenlose Bücher