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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Gartens. Sixtus hatte hier – an dem Ort, an dem Clarissa geboren und aufgewachsen war – vor annähernd vier Jahrzehnten ein Zuhause gefunden. Sie hatte ihn mit offenen Armen empfangen, ihm vom ersten Tag an das Gefühl der Zugehörigkeit gegeben.
    »Weißt du, wie sehr ich dieses Fleckchen Erde liebe?«, flüsterte Rumer.
    »Ich denke schon. Ich konnte es beobachten, beinahe zeit deines Lebens.«
    »Ich wünschte, Elizabeth ginge es ähnlich.«
    Sixtus holte tief Luft. Der Sommer neigte sich dem Ende zu, aber er hatte ja den Herbst – mit Laub, das es zu rechen, und Kürbissen, die es zu schnitzen galt. Dann kam der Winter mit pulverigem Schnee, der den Garten, die Bäume, die Felsen und den Strand bedeckte. Und danach kehrte der Frühling wieder ein, Zeit, um den Garten auf Vordermann zu bringen, den Sand zu säubern und die Clarissa zu streichen, um sie für die nächste Segelsaison zu rüsten. Er hatte alle Zeit der Welt, darüber nachzudenken, was er in Kanada gesehen und empfunden hatte, wie er Elizabeth die Hand reichen, sie ein wenig mehr lieben könnte. Der uralte, immer gleiche Rhythmus von Hubbard’s Point würde ihm helfen, all das zu bewältigen.
    »Verzeih ihr, Rumer«, sagte er leise und streckte die Hand aus, um das Gesicht seiner Tochter zu berühren.
    »Das habe ich bereits, Dad.«
    Sixtus’ Kehle war wie zugeschnürt. »Das ist gut. Du wirst sehen, deiner Schwester zu verzeihen wirkt befreiend. Und jetzt würde ich mich gerne aufs Ohr legen, wenn du gestattest. Es war eine lange, beschwerliche Reise, und ich bin froh, wieder zu Hause zu sein.«
    »Ich bin auch froh, dass du wieder da bist.«
    »Hast du nachher noch etwas vor?«
    »Ich treffe mich mit Zeb. Bei uns steht ein Rendezvous auf dem Programm, das seit langem überfällig ist …«
    »Aha. Das ist gut. Sehr gut sogar.«
    »Brauchst du noch irgendetwas, bevor ich gehe?«
    »Nur eine Umarmung und einen Kuss, Rumer. Wie damals, als du mein kleines Mädchen warst.«
    »Das bin ich noch«, flüsterte sie und legte die Arme um ihn. Sie war eine Seele von einem Menschen; sie war geduldig. Sie hatte all die Jahre gewartet, auf den Mann, der ihre große Liebe war, und ein erfülltes Leben geführt.
    Sixtus wünschte sich, seine Mutter hätte Rumer gekannt. Er blickte sie mit stolzgeschwellter Brust an.
    Während er auf dem Felsen stand, blickte Sixtus zum Himmel empor und griff nach den Sternen. Er schloss die Augen und dachte an Clarissa, zog sie zu sich hinab, an seine Brust, in sein Herz. Er stand reglos da, umarmte seine Frau. Er dankte ihr für alles: für seine Familie, seine Liebe, seine unbeschadete Heimkehr. Mit geschlossenen Augen sah er Meteoriten durch den purpurnen Nachthimmel rasen. Die Sterne waren heute Abend in Bewegung.
    Ohne auf seine schmerzenden Gelenke zu achten, begann sich Sixtus Larkin zu bewegen. Die Sphärenmusik verlieh ihm Flügel. Seine Frau sanft im Arm haltend, mit den Füßen über das graue Felsgestein auf dem Gipfel ihres Hügels in Hubbard’s Point gleitend, tanzten sie unter dem sternenübersäten Firmament.

33
    U m zum Indian Grave zu gelangen, überquerte Rumer den Strand. Die Nacht war sternenklar, ließ nur die leiseste Andeutung des nahenden Herbstes erkennen: Ein Hauch von Kühle lag in der Luft, verborgen unter der sanften Brise. Ihre Füße hinterließen Spuren im feuchten Sand, und die Wellen spülten sie fort. Die Worte ihres Vaters gingen ihr nicht mehr aus dem Sinn, beflügelten ihren Schritt – sie konnte es kaum noch erwarten, Zeb zu sehen. Sie hatten den Plan erst heute Morgen gefasst, aber er war seit zwanzig Jahren fällig.
    Das Wasser fühlte sich warm an. Es umspielte ihre Knöchel, und sie erinnerte sich an die Nacht, als sie mit Zeb schwimmen gegangen war; damals waren sie beide sechzehn gewesen. Das Meer hatte ihre Körper umhüllt, aufregend und ein wenig beängstigend in der Dunkelheit, hatte sie getragen, Seite an Seite. Wasser tretend, hatten sich ihre Füße mehrmals gestreift, und sie hatten sich an den Händen gehalten und sich tief in die Augen geblickt, während sie sich auf den Wellen treiben ließen.
    Rumer hatte die Strömung um ihren Körper und zwischendrin immer wieder Zebs Knie und Schenkel gespürt, die gegen ihre stießen. Ihre Hände waren an der Oberfläche verschränkt, und die niedrigen Wellen brachen ringsum, füllten Augen und Mund mit Wasser.
    Der Strahl des Leuchtturms von Wickland Rock war über ihre Köpfe geglitten, und Rumer hatte an ihre

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