Sternstunde der Liebe (German Edition)
vorstellen, dass wir beide für immer getrennt sein könnten – wie ihre Mutter mit Zeb und ihr. Und weißt du was? Weißt du, was das überzeugendste Argument der Welt ist?«
»Was?« Michael runzelte die Stirn, als er in ihre Augen blickte.
»Sie sind zusammen, Michael. Das lässt sich nicht leugnen –«
Michael antwortete nicht. Zeb sah, wie er sich versteifte, nicht nachgab. Kämpfe um deine Liebe, hätte Zeb am liebsten gesagt. Gib nicht auf. Lass sie nicht los, keine einzige Minute.
»Wie sind eigentlich deine Fähigkeiten als Zimmermann?«, fragte Zeb.
»Nicht schlecht.« Michael sah ihn finster an, entrüstet über das Ablenkungsmanöver seines Vaters.
»Ich hörte, dass du einen recht ordentlichen Schuppen auf dem Grundstück deiner Mutter gebaut hast.«
»Das war nur eine Sattelkammer. Ein Anbau am Pferdestall. Mehr nicht. Aber ganz nützlich.«
»Hättest du Lust, einen Pferdestall für deine Tante zu bauen?« Er spürte, wie Rumer ihn mit tränenverhangenen Augen ansah.
»Ich? Und wann?«
»Diese Woche. Am besten gleich. Sie braucht einen Platz, wo sie Blue unterstellen kann.«
»Aber der Ferienkurs ist noch nicht zu Ende –« Michael runzelte die Stirn.
»Nach dem Unterricht. Du kannst mir helfen. Denn ich werde einen Stall für Blue bauen. Direkt neben der Praxis deiner Tante, auf der Wiese, wo früher der Stall von Old Paint stand.«
»Zeb.« Rumer trat näher. Sie weinte und sie fuhr sich über die Augen, als glaubte sie zu träumen. »Was ist mit Kalifornien?«
»Wir fahren nicht.« Zeb zog sie in seine Arme, vor Quinn und Michael, denn nichts zählte außer ihrer Liebe und dem Beweis seiner Bereitschaft, alles für sie zu tun.
»Und was ist mit deinem neuen Forschungslabor?«
»Das soll jemand anders übernehmen. Ich werde mir hier eine Beschäftigung suchen. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Das Kapitel gehört ein für alle Mal der Vergangenheit an.« Zebs Lippen berührten beinahe die ihren.
»Heißt das, wir haben eine gemeinsame Zukunft – hier?«
Zeb sah sich um. Das Haus war angefüllt mit alten, vertrauten Dingen: ausgeblichenen Schonbezügen, Korbmöbeln, verzogen von der jahrelangen Einwirkung der salzhaltigen Luft, Schwarzweiß-Aufnahmen von beiden Familien, Körben mit Muscheln, gesammelt von den beiden Schwestern, als sie noch Kinder waren. Die Geister der Verstorbenen waren allgegenwärtig. Erinnerungen wurden von den Wänden zurückgeworfen. Er stellte sich das brandneue Forschungszentrum an der kalifornischen Küste vor, ganz aus Glas, Chrom und Stahl, und das Bild entglitt ihm sofort.
»Ja, hier«, sagte Zeb und hob Rumer hoch, direkt in seine Arme. »Hier ist unsere Zukunft.«
Als Sixtus zum ersten Mal seit einer Woche geduscht und mit Rumer zu Abend gegessen hatte, begann die Sonne über den Bäumen jenseits der golden schimmernden Marsch unterzugehen. Nun war es dunkel, aber er spürte immer noch die Nachwirkungen des Schocks, den ihm die Zerstörung auf dem Anwesen der neuen Nachbarn versetzt hatte.
»Endlich wieder daheim«, seufzte er und setzte sich neben sie auf die Küchenbank.
»Ich kann noch gar nicht fassen, dass du wieder da bist, Dad. Statt auf halbem Weg nach Galway.«
»Mir geht es genauso. So hatten Clarissa und ich uns das Sabbatjahr eigentlich nicht vorgestellt.«
»Was ist passiert?«
»Ach, ein Sinneswandel oder Herzenswandel, genauer gesagt. Schätze, ich hatte Heimweh.«
Er sah zu, wie Rumer das Kaninchenjunge in ihrer Hand zurechtrückte – das letzte, das sie aus dem Nachbargarten gerettet hatte –, um ihm noch ein wenig Milch einzuflößen. Der Anblick versetzte ihm einen Stich – Rumer war ständig mit der Pflege irgendeines Lebewesens beschäftigt. Unruhig rutschte er hin und her. Seine Gelenke schmerzten. Seine morschen Knochen knirschten. Aber er war überglücklich, wieder zu Hause bei seiner Tochter zu sein.
»Elizabeth war hier.« Rumers Stimme war leise und fest.
»Ich weiß. Michael hat es mir erzählt. Du denkst vermutlich, Elizabeth hätte es mir selbst sagen können.«
»Sie hat ganz spontan beschlossen herzukommen.«
»Nachdem ich ihr von Zeb erzählt habe«, erwiderte Sixtus bekümmert. Die oft schwer zu enträtselnden Gedankengänge seiner ältesten Tochter brachten ihn immer wieder aufs Neue zur Verzweiflung.
»Wir beide hatten einiges zu klären«, erklärte Rumer.
»Ahhhh.«
»Was ist, Dad?« Rumer sah ihn besorgt an.
»Nichts.« Er rieb sich die Augen. »Nur müde von der
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