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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Ururgroßmutter Elizabeth gedacht, die nur eine Meile entfernt bei einem Schiffbruch ums Leben gekommen war. Sie hätte gerne gewusst, ob der Kapitän ihre Hand gehalten hatte, ob sie die Hände miteinander verschränkt und versucht hatten, gemeinsam das rettende Ufer zu erreichen.
    »Wenn wir Schiffbruch erlitten hätten, würde ich dir jetzt das Leben retten«, hatte sie zu Zeb gesagt; ihre Augen brannten vom Salzwasser.
    »Seltsam, dass du das sagst.« Er hatte ihre Hände noch fester umklammert. »Weil ich dein Leben nämlich zuerst retten würde.«
    »Gut, dass ich mich mit Erste-Hilfe-Maßnahmen auskenne, dann kann ich dich nämlich in den Abschleppgriff nehmen und an Land ziehen«, sagte sie.
    »So beispielsweise?« Er legte den Arm um ihren Hals und brachte sie beide, mit dem freien Arm paddelnd, ans Ufer. Unter Wasser strich ein großer Fisch an ihrem Bein vorbei, und sie schrie auf. Aber Zeb ließ nicht los – er schwamm unbeirrt weiter, bis er sie an den Sandstrand und in Sicherheit gebracht hatte.
    Als Rumer den Strand entlangeilte, erinnerte sie sich daran, was sie damals empfunden hatte, als er sie im Arm hielt. Im Rahmen ihrer sportlichen Aktivitäten hatten sie sich nie etwas bei solchen Berührungen gedacht. Das Leben am Strand war von jeher mit einem starken physischen Aspekt behaftet – schwimmen, auf Bäume klettern, Football spielen. Zeb hatte ihr immer geholfen, wenn sie nicht mehr mithalten konnte, sie durch den Sand getragen, im Wasser gezogen.
    Hatte er in jener Nacht beim Schwimmen mit dem Gedanken gespielt, sie zu küssen? Sie hatte es sich gewünscht. Eine Woche später war es endlich geschehen, und der Kuss hatte sie zutiefst aufgewühlt.
    Doch dieser Umschwung – als sich zwischen guten Freunden mehr anbahnte – war beängstigender gewesen als irgendein großer Fisch, der in stockfinsterer Nacht vorbeischwamm. Rumer beeilte sich jetzt, da sie wusste, dass Zeb – wie früher – ein Stück weiter vorne auf sie wartete.
    In der pechschwarzen Dunkelheit stieg sie den steilen Pfad neben dem umgestürzten Baum hinauf, vorbei an den Ruinen von Fish Hill, durch das dichte Eichengehölz und die Furt im tiefsten, sumpfigsten Bachbett in der Marsch.
    Sie hatte eine Taschenlampe mitgebracht. Der Lichtkegel hüpfte auf und ab, als sie den schmalen Sandweg erklomm, bemüht, den dicksten herabhängenden Kletterpflanzen und Ästen auszuweichen. Ein ganzer Mückenschwarm wurde vom Strahl der Taschenlampe angezogen und eilte ihr voraus wie eine sirrende graue Wolke.
    Draußen auf dem Meer, unmittelbar hinter den Wellenbrechern, glitt der mächtigere Strahl des Leuchtturms von Wickland Rock durch den Himmel. Hin und her zog er seine Bahnen, hielt die Schiffe auf Kurs. Der Himmel war im Spätsommer mit Sternen übersät, die Konstellationen bereit, dem September, dem Herbst, entgegenzugehen.
    Überall hatten die Spinnen ihre Netze gewoben: Sie hingen an Ästen, im hohen Gras, an Rohrkolben und einem abgestorbenen Baum. Das seidige Gewebe streifte Rumers Lippen, Hände und Schienbeine. Wenn sie es wegzuwischen versuchte, blieb es an den Fingern kleben. Als sie Zeb erreichte, der bereits auf dem kleinen Hügel wartete, unter dem sich die Grabstätte des Indianers befand, lachte sie.
    »Jetzt weißt du, wie es ist, Wissenschaftler auf der Erde zu sein.«
    »Man reiche mir ein Schwarzes Loch, von mir aus jeden Tag«, sagte er und schloss sie in die Arme.
    Sie küssten sich, dann lehnten sie sich zurück, um sich die restlichen Spinnweben von den Wangen zu wischen. Das Summen weiterer geflügelter Sumpfbewohner erfüllte ihre Ohren. Als der Strahl des Leuchtturms den Himmel zerriss, fing er eine Fledermaus ein, die durch die Bäume schwirrte.
    »Angst vor Gespenstern, Mayhew?«
    »Nicht die Bohne, Larkin. Ich fühle mich ganz in meinem Element, genau wie du.«
    »Richtig romantisch hier, findest du nicht?«
    »Ja, Rue. Eine Schande, dass uns das alles in der ersten Runde entgangen ist.«
    »Was glaubst du, warum so viele frisch Verliebte von Hubbard’s Point hier im Lauf der Jahre ihre Spuren hinterlassen?« Rumer hörte, wie etwas durch das Schilf schlitterte und in den schmalen Gezeitenfluss platschte.
    »Weil dieser Ort etwas Unheimliches hat.« Zeb zog sie an sich. »Und bewirkt, dass sie sich schutzsuchend aneinander drängen.«
    »Dazu muss man mich nicht in Angst und Schrecken versetzen«, sagte Rumer, legte den Kopf in den Nacken und küsste ihn. Sie umarmten sich lange, ohne auf das Summen

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