Sternstunde der Liebe (German Edition)
Reise.«
»Ist alles gut gegangen? War die Reise so, wie du es dir erhofft hattest?«
»In gewisser Weise noch besser. Wahrscheinlich habe ich deshalb beschlossen, sie nicht fortzusetzen.«
»Ich dachte immer, du wolltest einmal in deinem Leben den Atlantik überqueren …«
Sixtus lächelte, sah zu, wie Rumer die Fütterung des Kaninchenjungen beendete, es auf den Fußboden setzte und zum Gehege ging, um das andere zu holen.
»Ja, aber mein Wunsch, nach Hause zurückzukehren, war größer. Kaum bin ich ein paar Wochen weg, wimmelt es hier von Kaninchen.«
»Tut mir Leid, Dad.« Rumer lächelte. »Zeb und ich haben sie vom Nachbargrundstück gerettet. Alles verändert sich hier mit einem Mal so schnell. Ich mag gar nicht daran denken, dass du bei deiner Rückkehr so etwas erleben musst.«
»Sie haben den reinsten Kahlschlag auf dem Grundstück veranstaltet. Als ich die kleine Bucht ansteuerte, hielt ich nach der großen Kiefer Ausschau, aber sie war nicht mehr da. Ich habe den Baum dreißig Jahre lang als Navigationshilfe benutzt, seitdem er alle anderen überragte …«
»Am Dienstag, dem Tag nach dem Labor Day, wird sich noch mehr verändern.«
Sixtus hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Wie beim Segeln, wenn hoher Wellengang herrschte und das Boot von einem haushohen Wellenkamm in ein tiefes Tal stürzte. »Nicht zu fassen«, sagte er. »Als Nächstes wirst du mir erzählen, dass du Zeb nach Kalifornien begleitest.«
»Wir lieben uns, Dad. Das war schon immer so, aber wir haben bis jetzt gebraucht, um zu erkennen, dass unsere Gefühle stärker und lebendiger sind als je zuvor. Sie werden nicht vergehen.«
»Natürlich nicht …«
»Ich kann dich nicht verlassen, Dad. Oder Hubbard’s Point.«
Sixtus schluckte. Seine Hand zitterte zu stark, um ihre zu ergreifen – selbst wenn er es versuchen würde, hätte er die ganze Sache verpatzt –, aber sie musste mit ihm gehen. Deshalb umklammerte er sein Handgelenk, um es zu stützen, und holte tief Luft. »Aber du musst«, sagte er mit leiser, tiefer Stimme. »Ihr dürft einander kein zweites Mal verlieren.«
»Ich gehe nicht.«
Sie bringt das Opfer meinetwegen, dachte Sixtus. Seine geliebte Tochter war gewillt, auf ihr eigenes Glück zu verzichten, um hier zu bleiben, sich um ihn zu kümmern. Edward, ihr Vater, ihre Tiere … Wann würde sie ihr eigenes Glück ins Auge fassen? Wenn er tot war? Wenn alle Dames de la Roche das Zeitliche gesegnet hatten?
Er dachte an seine eigene Mutter, an die Opfer, die sie für ihn und seinen Bruder gebracht hatte. Sie hatte alles fest im Griff gehabt – hatte sich um ihre Söhne, die Säuglinge, den Lebensunterhalt der Familie und das Wohl aller möglichen Menschen gekümmert, ihr eigenes ausgenommen. Das war ihr letztlich zum Verhängnis geworden … Sixtus wusste tief in seinem Herzen, was er zu tun hatte.
Er tippte Rumer auf die Schulter und bedeutete ihr, ihm nach draußen zu folgen. Sie standen im Garten unter dem sommerlichen Sternenzelt. Der Schrei eines Ziegenmelkers drang vom Gipfel des Hügels, auf der anderen Seite der Marsch, zu ihnen herab, und Wanderheuschrecken zirpten in den Eichen.
»Vertraust du deiner Mutter?«, fragte Sixtus nach einer Weile.
Rumer blickte zum Himmel empor, versuchte zu lächeln. »Natürlich.«
»Dann hör auf sie.«
»Dad … sie ist tot.«
»Kind, wenn du das Kap wirklich so liebst, wie du behauptest – wenn du überzeugt bist, dass es eine Stätte der Liebe, der Geister und der Ewigkeit ist, auf die du Anspruch erhebst – dann spürst du, dass deine Mutter hier ist. Jetzt, Rumer, in diesem Augenblick! Was glaubst du, was sie dir raten würde? Sag!«
»Dass ich an Zebs Seite gehöre …«
»Ahhh, Clarissa«, wisperte Sixtus.
»Und zwar hierher, Dad. Für Zeb ist das ebenfalls klar. Er baut mir einen Pferdestall – auf der Wiese neben der Praxis. Er lässt die Pläne zeichnen; das Holz ist bereits bestellt. Michael und er wollen sich gemeinsam an die Arbeit machen.«
»Zeb bleibt hier? Er verlangt nicht, dass du ihn begleitest?«
»Nein, Dad. Wir konnten beide nicht weggehen. Das ist unser Zuhause.«
»Es nach so langer Zeit zu finden«, staunte Sixtus, verblüfft über den Zauber des Lebens.
»Ich möchte bei ihm sein, Dad. Das war schon immer mein größter Wunsch.«
»Träume müssen wahr werden, wenn man sie so lange geträumt hat …«
»Das habe ich.«
Sixtus nickte. Schweigend standen sie auf der Felsbank im obersten Teil ihres
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