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Sternstunden des Universums

Sternstunden des Universums

Titel: Sternstunden des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Lesch
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weit in den Raum hinausblasen. Anders als beim Planeten Mars rührt Ios gelb-oranges Aussehen nicht von oxidiertem, eisenhaltigem Gestein her, sondern von gewaltigen Lavaströmen aus flüssigen Schwefelverbindungen, die seine Oberfläche überziehen.
    Zum Teil noch spektakulärer präsentieren sich einige Saturntrabanten. Titan, der 1655 von dem holländischen Astronomen Christiaan Huygens entdeckt wurde und auf dem 2005 die Sonde »Huygens« landete, besitzt sogar eine etwa eineinhalbmal so dichte Atmosphäre wie die Erde. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um molekularen Stickstoff, vermischt mit etwa 6 Prozent Argon und ein paar Prozent Methan und Ethan. Das Methan-Ethan-Gemisch ist vornehmlich in den oberen Atmosphärenschichten in Form von Wolken konzentriert. Aus diesen Wolken soll es sogar regnen – natürlich keine Wassertropfen, sondern Methan beziehungsweise Ethan, das sich auf Titan zu die Oberfläche gestaltenden Flüssen vereinigt und in ausgedehnten Seen sammelt.
    Ein ganz anderes Gesicht zeigt uns Iapetus, ein weiterer Trabant des Planeten Saturn. Während eine Hemisphäre nahezu schwarz ist, ist die andere sehr hell. Man vermutete, dass die dunkle Seite von Iapetus einem Regen kleiner Partikel ausgesetzt ist, die ständig von der Oberfläche des rabenschwarzen Trabanten Phoebe abdriften. Im Oktober 2009 gelang dann eine spektakuläre Entdeckung: Mithilfe des Infrarot-Weltraumteleskops »Spitzer« konnte ein Team amerikanischer Astronomen einen gewaltigen Staubring nachweisen, der mit einem Durchmesser von 24 Millionen Kilometern weit außen den Saturn umgibt. Nach Ansicht der Forscher wird der Ring fortwährend durch neue Staubpartikel gefüttert, die durch Einschläge von Teilchen aus dem interplanetarischen Raum und aus der Umgebung Saturns vom Trabanten Phoebe abplatzen. Damit lässt sich das unterschiedliche Aussehen von Iapetus gut erklären: Material aus dem Staubring driftet auf spiralförmigen Bahnen nach innen und gelangt so in den Bereich der Umlaufbahn von Iapetus. Da Phoebe und der Staubring den Saturn in zu Iapetus entgegengesetzter Richtung umlaufen, prallen die Staubpartikel auf Iapetus wie Tropfen auf die Windschutzscheibe eines Autos und bedecken so die in Bewegungsrichtung weisende Hemisphäre des Trabanten mit einer nahezu schwarzen Schicht (Abb. 23).

    Abb. 23: Der Jupitertrabant Io und die Saturnmonde Iapetus und Enceladus. Aus Gründen der Anschaulichkeit sind die Monde gleich groß dargestellt. Tatsächlich ist Io mit einem Durchmesser von 3600 Kilometern etwas mehr als doppelt so groß wie Iapetus und rund siebenmal so groß wie Enceladus.
    Auch Enceladus, ein weiterer Trabant des Saturn, hat einiges zu bieten. Im Bereich seines Südpols hat »Cassini« aktive Eisvulkane entdeckt, die 750 Kilometer hohe Fontänen von Wasserdampf und Eispartikeln in den Raum hinausschleudern. Vermutlich wird Enceladus durch Saturns Anziehungskraft so stark durchgewalkt und dadurch erwärmt, dass sich unter seiner eisigen Oberfläche flüssiges Wasser ansammelt, das durch Spalten im Eis nach oben gepresst wird. Am 12. März 2008 flog »Cassini« sogar durch diese Wasserdampffontänen, um den Salzgehalt des Wassers zu bestimmen. Der Nachweis flüssigen Wassers auf Enceladus hat die Wissenschaft aufhorchen lassen. Schließlich ist seine Existenz für die Entstehung von Leben eine unverzichtbare Voraussetzung.
    Ist all das schon ziemlich spektakulär, so wird es vom Verhalten zweier eher unscheinbarer Trabanten des Saturn noch übertroffen. Die Rede ist von Janus und Epimetheus (Abb. 24). Man hat diese beiden Trabanten auch schon als die »siamesischen Zwillinge« des Saturn bezeichnet, weil sie den Planeten auf nahezu identischen Bahnen umkreisen. Dazu einige Details: Beide Trabanten befinden sich in Korotation mit Saturn, das heißt, sie wenden ihrem Planeten immer dieselbe Seite zu, weil sie sich während eines Umlaufs genau einmal um ihre Achse drehen. Einer der beiden Trabanten umrundet Saturn in einem Abstand von 151500 Kilometern, die Bahn des anderen hat einen um nur 50 Kilometer größeren Radius. Vermutlich sind Janus und Epimetheus Teile eines größeren Trabanten, der in der Frühphase des Planetensystems auseinanderbrach. Mit einem mittleren Durchmesser von 179 Kilometern ist Janus etwas größer als Epimetheus mit 113 Kilometern. Und genau diese Abmessungen sind das Problem, beziehungsweise sie wären ein Problem, wenn nicht … doch der Reihe nach.

    Abb. 24: Epimetheus und Janus,

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