Sterntaler: Thriller (German Edition)
und wofür. Natürlich antwortete ich nicht, aber das spielte keine Rolle. Sie war schon in ihre eigenen Gedanken verloren, und ich wusste, dass sie nicht ruhen würde, bis sie herausbekommen hatte, wer mir die Blumen schickte. Aber das durfte natürlich nicht geschehen, und deshalb nahm ich Kontakt zu Morgan auf, um…«
Erneut breitete sich Stille in dem Raum aus.
Fredrika wurde nervös. Thea durfte jetzt nicht wieder anfangen zu schweigen, jetzt da sie dem Ende so nahe waren.
»Und dann?«, fragte sie vorsichtig.
Thea flüsterte: »Ich habe ihm erzählt, das Mädchen wüsste zu viel. Ich machte ihn glauben, dass er auffliegen würde, wenn er nichts unternähme.«
»Wie haben Sie Kontakt zu ihm aufgenommen?«
Thea machte für den Bruchteil einer Sekunde einen fast schon verärgerten Eindruck. »Ich bin voll beweglich, und wie Sie merken, ist mit meiner Sprache auch alles in Ordnung. Ich habe ihn eines Nachts angerufen, als die ganze Abteilung schlief.« Sie wies auf das Festnetztelefon auf ihrem Beistelltisch. »Ist das nicht lächerlich?«, fragte Thea. »Na ja, offensichtlich gehört ein Telefon hier zur Standardausstattung, und weil ich außerdem auf der Warteliste für eines der größeren Zimmer am anderen Ende des Hauses stehe, hat man es wohl einfach stehen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch mein Nachfolger in diesem Zimmer stumm ist, ist ja auch verschwindend gering.«
Fredrika saß einen Moment lang schweigend da. Würde Theas Aussage genügen, um sie wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht zu bringen?
»Soweit wir wissen, war Morgan bereits über die drohende Gefahr in Kenntnis gesetzt«, sagte sie.
»Das glaube ich nicht. Wer sollte das getan haben?«
»Johan, Ihr Sohn.«
Thea schüttelte energisch den Kopf. »So war es nicht.«
Wieder ergriff sie Partei für ihren Sohn, übernahm die Verantwortung für seine Taten.
Doch sie fing gleichzeitig an, müde zu werden. Fredrika blieb nicht mehr viel Zeit, um ihre letzten Fragen zu stellen.
»Sie wussten, dass Morgan Axberger dabei war, als der Film im Lusthaus Ihrer Eltern gedreht wurde?«
»Ja.«
»Wie haben Sie das herausgefunden?«
»Manfred hat es mir erzählt, als er zum ersten Mal wiederkam. Er verhöhnte mich, weil ich Morgan immer noch für einen Freund hielt, während ich ihn selbst, Manfred, verstoßen hatte.«
Natürlich, dachte Fredrika. Dass ich das nicht schon längst gesehen habe!
»Und daraufhin wurden die Sterntaler aufgelöst?«
»Ja.«
Noch ein Gedanke fuhr Fredrika durch den Kopf. »Warum haben Sie Manfreds Manuskript verlegen lassen?«
»Er hat an dem Abend, als er verschwand, den Film mitgenommen. Als er zurückkam, hatte ich kein anderes Druckmittel als diese Manuskripte. Sie müssen wissen, Manfred hatte seine eigenen schriftstellerischen Ambitionen. Doch wenn bekannt geworden wäre, dass er zwei derart kranke Bücher verfasst hatte, hätte er niemals Erfolg haben können.«
»Und als er Sie das nächste Mal aufsuchte, starb er in Ihrer Garage?«
»Ja.«
Fredrika dachte darüber nach, was Thea gesagt hatte. Sie hatte ihren Ex aus der literarischen Welt verbannt, doch zu welchem Preis? Sie selbst war als Täterin verdächtigt worden. Wer hatte wohl dieses Gerücht in die Welt gesetzt? War es Morgan? Oder Elias Hjort?
Eine letzte Frage.
»Wusste Johan von Morgans Beteiligung an dem Film?«
»Ich habe zu Johan lediglich gesagt, dass Morgan mir einen Gefallen schuldig sei und dass er sich deshalb vorstellen könnte, ihn anzustellen«, flüsterte Thea. »Ansonsten wusste er nichts.«
Fredrika war klar, dass sie die Grenze dessen erreicht hatte, was Thea zu sagen bereit war.
»Wir werden wiederkommen«, sagte sie, als sie zur Tür ging. »Wir werden noch einmal mit Ihnen sprechen wollen.«
Die Schriftstellerin, die fast dreißig Jahre lang geschwiegen hatte, sah ihr nach, als sie das Zimmer verließ. Vielleicht, dachte sie bei sich, war es wirklich an der Zeit, das Schweigen ein für alle Mal zu beenden.
Fredrika musste an Rebecca denken. In gewisser Weise war ihr gelungen, was sie vorgehabt hatte, nämlich nachzuweisen, dass Thea Aldrin an dem Mord, für den sie verurteilt worden war, unschuldig war. Eine Rehabilitierung konnte es jedoch für einen Menschen wie Thea Aldrin nicht geben. Sie hatte zwar niemals gemordet, doch sie hatte nichtsdestotrotz unendlich viel Blut an ihren Händen.
Als Fredrika kurz darauf auf dem Parkplatz stand, rief sie zunächst Alex an und berichtete ihm, was bei dem Gespräch
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