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Sterntaucher

Sterntaucher

Titel: Sterntaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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gestorben. Säuferleber. Katja hat nicht getrauert, es hat ihr nur leid getan, sie sagte, sie hätten nicht richtig gelebt oder so, hätten die Möglichkeit nicht gehabt. Aber mit dem Geld, das hat sich vererbt, Katja konnte nicht mit Geld umgehen, das konnten sie alle nicht. Einmal hat sie ihren Eltern etwas zukommen lassen, und die kaufen sich gleich einen Neuwagen davon, das Auto, mit dem ihre Mutter dann den Unfall hatte. Sie ist unter die S-Bahn gekommen, war wohl angetrunken – ich rede durcheinander, nicht?«
    »Das macht nichts.« Ina zog die Schultern hoch. Selbstmörder und Unfallfahrer, die den S-Bahnverkehr zum Erliegen brachten, wurden als Betriebsstörung ausgegeben, bis die Strecke wieder frei war. Es gab viel Tod in Katja Kammers Leben, die Eltern, der Geliebte, der Sohn.
    »Sie war nicht treu«, sagte Sabine Klein. »Ich meine, bis Christian kam. Sie war ewig mit ihrem Jugendfreund zusammen, Max hieß er wohl oder – nein, warten Sie mal –«
    Moritz? Ina unterdrückte ein Kichern und hörte Sabine Klein befriedigt »Micha« rufen. »Er war der Vater der Kinder – zumindest gehe ich davon aus, daß er es war – und sie ist nur bei ihm geblieben, weil er ihr leid tat, er war nämlich krank, also mehr hier.« Sie tippte sich gegen die Stirn. »Aber wenn Sie mich fragen, Depressionen kriegt man eh nur, wenn man zuviel Zeit zum Nachdenken hat, ich meine, ich würde mich auch gern mal einen Tag lang ins Bett legen, aber – na gut. Er war Redakteur bei einer Musikzeitschrift, und sie überholt ihn praktisch, verstehen Sie? Steigt auf aus eigener Kraft, das hat er wohl nie verwunden. Es war also so, daß sie öfters mal mit anderen Männern zusammen war, einfach nur so, für ein, zwei Nächte. Übrigens ab und zu auch mal mit Frauen, sie hat’s da nicht so genau genommen, ich hab mich nur immer gewundert, wie sie das alles unter einen Hut kriegte, die Proben und die Konzerte, dann hat sie komponiert und mit den Kindern gespielt. Aber sie hat’s geschafft. Die Kinder waren ja auch fast überall dabei, manchmal sogar bei Konzerten, das hielt ich ja nun für übertrieben, aber sie sagte, na gut, dann schlafen sie halt tagsüber, ist doch okay. Und jetzt sagen Sie, der eine Sohn, der Kleine –« Wieder ging ihr die Luft aus, und sie schüttelte heftig den Kopf. »Das kann doch nicht sein. Katja muß doch – sie muß es doch wissen. «
    »Ja«, sagte Ina. »Was war mit den Männern?« Sie unterdrückte den Impuls, sie zu fragen: Haben Sie auch mal mit ihr? Wie war das?
    »Ich hab ihn herumgetragen«, sagte Sabine Klein. »Den kleinen Robin, er war so süß.«
    »Kannten Sie die Männer?«
    »Nicht direkt.« Sabine Klein lächelte ein Kinderlächeln: Du, ich weiß was, soll ich’s dir sagen? »Irgendwelche Männer, die sie auf Konzerten traf oder auch in der Bar. Bandkollegen nie, da wollte sie keinen Ärger, das hat sie immer strikt getrennt.«
    »Einen Moment.« Ina tippte auf ihr Notizbuch, in das sie nichts schrieb, weil sie die Worte, die sie hier hörte, ohnehin behielt. »Ich suche Leute aus ihrer Band, die Musiker, mit denen sie gespielt hat, aber das ist ziemlich schwierig.«
    »Richtig«, sagte Sabine Klein. Als hätten sie hier eine Dienstbesprechung, fügte sie hinzu: »Das bringt auch nichts, das können Sie sich sparen. Die Musiker haben ständig gewechselt, manchmal kamen sie nur für ein, zwei Konzerte zusammen, die kannten einander kaum. Ich kann mich nur an ganz wenige erinnern, ein Axel war da und ein Charly, aber das waren Arbeitsbeziehungen. Die Männer, mit denen sie Affären hatte, waren manchmal richtige Fernfahrertypen, keine Geschniegelten, solche halt, die in der Bar rumhingen. Einer war sogar mal im Knast.«
    »Ah so«, sagte Ina.
    »Das war diese Geschichte –« Sabine Klein machte ein Gesicht, als wollte sie sagen: Jetzt wird es ernst. »Der hat am Tresen neben ihr gesessen, ich seh es noch vor mir. Sie haben die halbe Nacht lang nur gestritten, aber ich kannte Katja, ich konnte sehen, daß sie ihn haben wollte. Na ja, als wir uns das nächste Mal sahen, sagte sie kein Wort über ihn, das war ihre Art. Wenn sie nichts mehr mit einem zu tun haben wollte, redete sie nicht über ihn. Er hat das anders gesehen, denn er war ziemlich verrückt nach ihr. Jede Nacht kam er in die Bar, ob sie nun da war oder nicht, und hat mich ausgefragt, aber –«
    »Wie hieß er?« Ina sah Sabine Klein direkt in die Augen. Komm schon, grab’s aus, mach den Mund auf.
    »Steffen«, sagte Sabine

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