Stets Zu Diensten, Mylady
Sie mich Ihnen versichern, falls ein hübsches Gesicht ein Problem darstellen könnte, dann befinde ich mich bei Ihrem Sohn in keinerlei Gefahr.”
Hedley Beaucourt zuckte zusammen, bevor er weinerlich herausbrachte: “Aber wirklich, Cousine. Beruhige dich doch.”
“Ich bin vollkommen ruhig”, erklärte sie, Stimme und Miene gleichermaßen beherrscht von einer schneidenden Kälte. “Ehe wir hier Dinge sagen, die wir später bereuen könnten, halte ich es für angebracht, dass Sie sich beide auf der Stelle verabschieden und erst wiederkommen, wenn Sie es aufgeben, mich mit dem Heiratsantrag eines Mannes zu belästigen, den ich weder mögen noch achten kann.”
Ohne den beiden Herren Gelegenheit zu einer Erwiderung zu geben, verließ sie den Raum.
“Unter diesen Umständen sollten wir wohl besser gehen”, meinte Hedley Beaucourt beleidigt.
“Keineswegs”, schrie sein Vater aufgebracht. “Ich werde auf der Stelle verlangen, dass sie zurückkommt. Wenn nicht so viel Geld auf dem Spiele stände, würde ich nicht einmal wollen, dass du ein derart zänkisches Frauenzimmer heiratest”, zeterte er, während er, dicht gefolgt von seinem Sohn, in die Eingangshalle stürmte.
Dort wartete bereits der Butler in Begleitung eines hünenhaften Hausdieners.
“Madam trug mir auf, sicherzugehen, dass Sie auf der Stelle das Haus verlassen”, erklärte er mit ausdrucksloser Miene. Als Mr Beaucourt senior Anstalten machte, zu widersprechen, setzte er ungerührt hinzu: “Andernfalls kann ich für nichts garantieren”, ganz so, als gehöre es zu seinen alltäglichen Aufgaben, unerwünschte Herren aus dem Haus zu befördern.
Mr Beaucourt hatte offenbar ein Einsehen, denn er bewegte sich freiwillig mit seinem Sohn zur Tür hinaus, leise vor sich hin schimpfend: “Und ich hielt es für ein gutes Zeichen, dass sie uns ohne ihre Begleiterin empfing. Wahrscheinlich hätte sie sich in Mrs Greys Anwesenheit niemals zu solchen Unhöflichkeiten hinreißen lassen. Aber hier ist das letzte Wort noch nicht gefallen. So spricht niemand mit mir. Niemand.”
Mittlerweile waren sie auf der Straße angelangt. In diesem Augenblick fuhr eine Mietdroschke vor, aus der Mr Shafto stieg, wie immer höchst elegant gekleidet. Er grüßte die Herren Beaucourt im Vorbeigehen mit einem leichten Kopfnicken und schritt mit der ihm eigenen Lässigkeit die Stufen zu Miss Rowallans Eingangstür hoch, um von dem Butler willkommen geheißen und eingelassen zu werden.
Vater und Sohn schauten sich entgeistert an.
“Was, zum Teufel, will
er
denn hier?”, fragte Beaucourt senior.
Hedley malträtierte bereits wieder seinen Spazierstock und murmelte mit finsterer Miene: “Vielleicht ist er das hübsche Gesicht, vor dem du sie gewarnt hast.”
Will Shafto verschwendete keinen Gedanken an die beiden Herren, denen er am Eingang begegnet war. Seine ungeteilte Aufmerksamkeit galt Miss Rowallan, die ihn in ihrem Salon freundlich willkommen hieß. Sollten wir wirklich heiraten, werde ich bei der Auswahl ihrer Kleidung ein Wörtchen mitreden, nahm sich Will im Stillen vor. Von Mrs Grey war nichts zu sehen, also würde auch dieses Gespräch unter vier Augen geführt werden, was ihm nur recht sein konnte.
“Ihr Aussehen und die Stunde Ihres Besuchs lassen mich vermuten, dass Sie gekommen sind, mir die Antwort zu geben, die ich zu hören wünsche”, sagte Miss Rowallan und deutete auf einen Stuhl unmittelbar gegenüber ihrem Sessel. “Bitte, nehmen Sie doch Platz.”
Da war sie wieder, diese Direktheit. Kein verschämtes Senken der Augenlider, keine einleitenden Höflichkeitsfloskeln, sondern ein klares Ansprechen der Fakten. Wie ein Mann, dachte Will und betrachtete seine Gastgeberin erneut mit Erstaunen. Nun denn, er konnte ebenso schnell zur Sache kommen.
“Ganz recht, Miss Rowallan”, antwortete er freundlich. “Sie wünschen mich zu kaufen – hier bin ich, um mich zu verkaufen.”
Einen kurzen Augenblick lang huschte jenes bezaubernde Lächeln über ihr Gesicht, das er bereits einmal an ihr beobachtet hatte.
“Bravo, Mr Shafto. Wie ich sehe, können wir offen und ehrlich miteinander reden. Das wird uns eine Menge Zeit sparen, nicht wahr? Und eine Menge verletzter Gefühle.”
“So ist es”, erwiderte Will. “Und da wir uns auf dem Heiratsmarkt befinden, sollten wir uns auch an die Regeln ehrlicher Geschäftspraktiken halten, damit sich später weder Käufer noch Verkäufer betrogen fühlt.”
“Ich habe mich nicht in Ihnen getäuscht, Mr
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