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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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verlangte nun, man solle regelmäßig von diesem Konto sechzig Prozent der Eingänge an einen Anwalt in einer kleinen nordenglischen Stadt schicken, er berief sich auf das Versprechen strikter Vertraulichkeit und forderte äußerste Diskretion.
    Um das zu erreichen, habe ich mich verkauft, sagte er sich. Damit ist alles erreicht, was ich wollte. Was will ich mehr? Er zuckte die Achseln und wollte sich gerade vom Fenster fortbewegen, als er seine junge Gemahlin sah, die einen der weißen Kieswege zwischen den sauber abgezirkelten Rasenflächen entlangschlenderte. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt ein einfaches silbergraues Kleid mit Batistbesatz an Ausschnitt und Ärmeln, und wie sie verspielt ihren Sonnenschirm in der Hand drehte, bot sie ein höchst verführerisches Bild gelassener Heiterkeit.
    Einmal schaute sie zum Fenster hoch. Will trat zurück. Er wollte nicht, dass sie sich von ihm beobachtet fühlte. Dann wollte er schon lieber bei ihr sein.
    Mit langen Schritten eilte er die Treppe hinunter, selbst verwundert über seine Ungeduld und sein Verlangen, ihr nahe zu sein.
    Rebecca sah ihm entgegen. Er trug noch immer seinen Hochzeitsanzug, und erneut fiel ihr auf, wie gut er darin ausschaute.
    Mein Ehemann, dachte sie beinahe ein wenig ungläubig. Er ist tatsächlich mein Ehemann!
    Am liebsten wäre sie fortgerannt, gleichgültig, wohin, einfach nur fort aus seiner Nähe. Habe ich etwa Angst vor ihm, fragte sie sich verstört, oder ertrage ich es nicht, mich so stark von ihm angezogen zu fühlen?
    In ihrer Verwirrung griff sie zu dem einzigen ihr bekannten Schutz. Sie setzte die eisigste, unnahbarste Maske auf, die ihr zu Gebote stand.
    “Sie scheinen in Eile zu sein, Sir”, begrüßte sie ihn mit einem kühlen Lächeln.
    “Immer, an meinem Hochzeitstag!” Will bemühte sich, völlig unbekümmert zu klingen. Wie hätte er ahnen können, dass seine Antwort gerade die Tatsache ansprach, an die sie am wenigsten erinnert werden sollte?
    “Sie haben hoffentlich unsere Abmachung nicht vergessen”, schleuderte sie ihm entsprechend heftig entgegen.
    “Wie könnte ich? Der Wortlaut ist tief in mein Herz geschrieben”, erwiderte Will, der sich noch immer um einen scherzhaften Ton bemühte.
    “Wie in das meine”, antwortete Rebecca.
    “Haben Sie denn ein Herz, verehrte Frau Gemahlin, in das man etwas schreiben könnte?”
    “Mein Herz geht Sie nichts an, Sir”, erteilte sie ihm eine eiskalte Abfuhr.
    Doch so schnell gab Will sich nicht geschlagen. Kaltblütig hatte er ihre Hand gewonnen, jetzt war er bereit, heißblütig um ihr Herz zu kämpfen.
    Das kalkulierte Spiel der Vernunftheirat zwischen einer eiskalten Dame und ihrem skrupellosen Schurken war längst ausgespielt. Denn ohne von den beiden bemerkt zu werden, hatte sich Cupido, der kleine Gott der Liebe, eingemischt. Seine Statue stand mitten im schönsten Rosenbeet von Honyngham, mit hoch erhobenem Bogen, aber ohne Pfeil.
    Will zeigte auf die Marmorgestalt und meinte im Plauderton: “Da haben wir es. Er hat seinen Pfeil verschossen, um damit das Herz eines Menschen zu durchbohren. Wer könnte dieser glückliche Sterbliche wohl sein, Beck?”
    Sein Blick war offen und geradeheraus. Die Vermutung lag nur zu nahe, dass er auf sich selbst anspielte. Oder meint er etwa mich, dachte Rebecca erschrocken.
    “Ob glücklich oder unglücklich, das ist noch fraglich”, antwortete sie sachlich. “Nicht alle Liebenden sind glücklich.”
    “Gewiss”, räumte er ein. “Liebesglück und Liebesleid. Aber alle Dichter sind sich darin einig, dass es besser ist, an der Liebe zu kranken, als ein ganzes Leben ohne Liebe zu verbringen.”
    “Ach ja, die Dichter”, winkte Rebecca ab. “Kann man ihnen trauen?”
    “Wem kann man schon trauen?”, antwortete Will mit einer Gegenfrage. “Ich denke, wir können …” Er schwieg einen Augenblick. “Wir können unseren Herzen trauen. Ich glaube, darauf vertrauen die Dichter.”
    “Wie dumm von ihnen”, entgegnete Rebecca. “Das Einzige, auf das man vertrauen kann, ist die Vernunft.”
    Da ist sie wieder, die kühle Göttin Athene, dachte Will. Ihn fror plötzlich trotz des warmen Sonnenscheins.
    “Was hat Sie so gefühllos werden lassen, Beck?”, fragte er mit warmer Stimme. “Ich kann nicht glauben, dass Sie so geboren wurden.”
    Sie wandte sich ab, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
    “Und Sie, Will? Warum werden Sie, der eiskalte Schurke, plötzlich so sentimental? Gefährdet das nicht Ihren

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