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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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um alles in der Welt, kommen Sie darauf, ich wolle Sie mit einem billigen Trick gefügig machen? Nein, ich fordere Sie lediglich auf, gemeinsam mit mir diesem Geschwätz in Küche und Stall ein Ende zu setzen. Spielen wir ihnen eine kleine Komödie vor, damit sie ihren Gewinner haben und Ruhe geben.”
    Nie zuvor hatte Beck ihn wirklich zornig erlebt. Sie kannte Will bisher nur gleichmütig, schlimmstenfalls ein wenig spöttisch. Zu ihrem eigenen Erstaunen fand sie seinen Ärger zwar ein wenig beängstigend, aber zugleich höchst anregend.
    “Sie haben recht”, räumte sie ein. “An die Dienstboten und ihr Gerede habe ich nie gedacht. Und zu mir würden sie natürlich nichts sagen. Hat Bert Sie unterrichtet?”
    “Ja, es war Bert”, bestätigte Will. “Er wollte mich auf seine etwas raubeinige Art warnen. Ich erwarte, dass Sie das anerkennen und ihn nicht deshalb kritisieren.”
    “Gewiss doch”, meinte Rebecca besänftigend. “Was sollten wir Ihrer Meinung nach also tun?”
    “Sie könnten sich zum Beispiel bemühen, vor den Dienstboten hin und wieder das Wort an mich zu richten. Das würde schon viel helfen.”
    Rebecca errötete. “Ich war so sehr damit beschäftigt, Sie zurückzuhalten, dass ich keinen Gedanken darauf verschwendet habe, wie mein Verhalten auf Fremde wirkt.”
    “Dienstboten sind keine Fremden, Beck, sie leben mit uns. Und oft wissen sie mehr über uns als wir selbst. Denken Sie daran, wenn wir heute Abend Hand in Hand die Treppe hoch gehen und Sie anschließend zu meinem Raum kommen, statt sich in Ihr Gemach einzuschließen. Übrigens: Sie brauchen sich keine Mühe zu geben, mich zurückzuhalten. Ich habe mich selbst recht gut im Griff.”
    Sie schaute beschämt und richtiggehend kleinlaut vor sich. Das schadet ihr nicht, dachte Will. Madam muss langsam lernen, dass auch sie nicht gegen jeden Fehler gefeit ist. Und sie kann nicht die Heerscharen von Dienstboten, Handwerkern, Lieferanten, Arbeitern, all die einfachen Leute einfach ignorieren, die ihr das Leben angenehm und sorgenfrei halten. Oh ja, liebe Beck, auch du musst noch viel lernen.
    Aber ich darf nicht ungerecht sein, wies er sich zurecht. An dieser Ignoranz trägt nicht Beck die Schuld, sondern ihre Erziehung. Wie soll sie verstehen, was sie nie kennengelernt hat?
    “Kommen Sie”, sagte er deshalb freundlich und rückte ihren Stuhl zurecht, damit sie ihr Frühstück beenden konnte. “Lassen Sie uns Freunde sein, wenn schon nicht liebende Eheleute, und lassen Sie uns einen Spaß daraus machen, unsere heimlichen Beobachter zu verwirren.”
    Dieses Friedensangebot nahm Rebecca bereitwillig an. Sie erkannte immer deutlicher, wie viel mehr Will Shafto zu bieten hatte als lediglich ein gutes Aussehen und gefällige Manieren. Was allerdings an dem Gedanken spaßig sein sollte, die kommende Nacht mit ihm in einem Raum verbringen zu müssen, das konnte sie allerdings nicht recht einsehen.
    Das Abendessen verlief ausgesprochen freudlos. Mrs Shafto stocherte in ihrem Gericht herum, als sei es ihre Henkersmahlzeit, und auch Mr Will Shafto, gewöhnlich kein Kostverächter, ließ den üblichen Appetit vermissen.
    Den aufmerksamen Augen der Dienstboten entging nicht die geringste Kleinigkeit, standen doch mittlerweile recht stattliche Sümmchen auf dem Spiel. So wusste der Butler nach dem Dinner zu berichten, der Herr habe mehr getrunken als gewöhnlich, während Madam nichts anrührte. Einer der Lakaien versicherte aufgeregt, die beiden seien gemeinsam die Treppe hochgegangen, er habe sie vor ihrer Schlafzimmertür geküsst, etwas in ihr Ohr geflüstert und sie dann an der Hand in sein Schlafgemach geführt.
    “Dann ist es heute so weit”, erklärte der Butler. “Madam hat außerdem ihrer Zofe gesagt, dass sie ihre Hilfe nicht braucht.”
    “Wer ihr dann wohl aus den Kleidern hilft?” kicherte der jüngste Stallbursche, handelte sich für die vorlaute Bemerkung allerdings von der Köchin einen Nasenstüber ein.
    “Und wann kriege ich dann meinen Gewinn?”, fragte der Küchenjunge, der offenbar eine gute Nase für den richtigen Zeitpunkt gehabt hatte.
    “Immer mit der Ruhe”, meinte der Butler. “Vielleicht besinnen sie sich ja noch anders, wer weiß? Wir müssen abwarten, was uns das Stubenmädchen morgen früh berichtet. Ihr kann niemand etwas vormachen, oder?”
    Seine etwas anzügliche Bemerkung wurde mit derart schallendem Gelächter belohnt, dass es schon an ein Wunder grenzte, dass es nicht bis in die Schlafgemächer

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