Stets Zu Diensten, Mylady
Armen und ihrem Hals deutlich gesehen.” Er schwieg einen Augenblick. “Wie kommen Sie übrigens darauf, ein Vergleich zwischen Ihrer Cousine und Ihnen müsse zu Ihrem Nachteil ausfallen?
Ihre
Schönheit ist von ganz anderer Art als Sarahs und mit ihrer schnell vergänglichen Lieblichkeit kaum zu vergleichen. Manch einer würde Ihrer strengeren, klassischen Art bei Weitem den Vorzug geben.”
“Ich bitte Sie, Will.” Rebeccas Stimme klang unnahbar, würdevoll und eiskalt. “Es besteht für Sie keinerlei Veranlassung, mich mit unnötigen Schmeicheleien zu überhäufen. Sie lieben mich schließlich nicht, und Sie sind auch nicht mein wirklicher Ehemann. Ich weiß nur zu gut, dass ich in keiner Weise dem entspreche, was Männern gefällt.”
Kann das ihr Ernst sein, fragte sich Will erstaunt. Weiß sie wirklich nicht, wie schön sie ist, und dass neben ihr Sarahs süßer Liebreiz zu charakterloser Puppenhaftigkeit verblasst?
Offenbar nicht, denn Rebecca fuhr fort: “Sprechen Sie bitte dieses Thema nie wieder an. Natürlich ist es dumm von mir, mich durch hohle und falsche Schmeicheleien verletzt zu fühlen, aber so ist es nun einmal. Und wenn wir in Frieden zusammen leben wollen, muss ich Sie auffordern, meinem Wunsch zu entsprechen.”
Will war sprachlos. Wie kann diese strahlend schöne Frau in dem Irrglauben leben, sie sei unscheinbar und unansehnlich? Ist das vielleicht der wahre Grund für die Kaltblütigkeit, überlegte er, mit der sie eine Vernunft-, nein, eine Scheinehe eingegangen ist?
Er schaute stumm aus dem Kutschenfenster und betrachtete die idyllische Flusslandschaft des Themsetales, die an ihm vorbeizog. Der Tag hatte grau und regnerisch begonnen, doch gegen Mittag war die Sonne durch die dichte Wolkendecke gebrochen und tauchte nun alles in ihr warmes, goldenes Nachmittagslicht. Warum kann sie nicht auch die traurige Verblendung auflösen, unter der Beck leidet, und ihrem Leben Freude und Glanz verleihen, dachte Will.
Und wie soll ich, der sie aus ebenso selbstsüchtigen Gründen geheiratet hat wie sie mich, sie von ihrer eigenen Schönheit überzeugen oder gar davon, dass sie eine begehrenswerte Frau ist?
8. KAPITEL
Honyngham war wunderschön. Das Haus aus altrosa und goldgelb schimmernden Ziegeln stand ein wenig entfernt von der Themse, die gepflegten Gärten aber erstreckten sich bis zum Ufer. Von Wills und Rebeccas Räumen aus hatte man einen herrlichen Ausblick auf den Fluss und einen kleinen Kai mit hübschen bunten Ruderbooten.
Die Inneneinrichtung des Herrenhauses war ganz auf Bequemlichkeit und Eleganz angelegt. Und abgesehen von der zahlreichen Dienerschaft würden die beiden jungen Eheleute hier wirklich vollkommen allein und ungestört sein.
Wie soll ich das nur vierzehn Tage und Nächte lang aushalten, fragte Will sich verzweifelt, während er von seinem Fenster aus auf den Garten und die Themse schaute. Er ertappte sich bei einer Wunschvorstellung, in der Beck wirklich seine junge, liebende Gemahlin war, sie beide Hand in Hand das herrschaftliche Treppenhaus hinauf gingen zu ihrem Brautgemach und dort …
Beinahe gewaltsam holte er sich in die Wirklichkeit zurück. Gewohnt, ehrlich mit sich selbst zu sein, versuchte er, seine wahren Gefühle für Beck zu ergründen. Tiefes Mitgefühl für diese einsame, reiche junge Frau entdeckte er in sich, und einen Anflug von Begehren, denn entgegen ihrer eigenen Meinung war sie wirklich schön. Aber keinesfalls Liebe!
Am Anfang ihrer Bekanntschaft war sie so kühl und unnahbar gewesen, dass er sich mühelos vorstellen konnte, neben ihr in vollkommener Ruhe und Gleichgültigkeit eine nicht vollzogene Ehe zu führen. Doch diese Gleichgültigkeit war eindeutig verschwunden, und mit ihr seine Ruhe.
Je besser er sie kennenlernte, umso stärker fühlte er sich von ihr angezogen. Selbst ihre Kälte wurde für ihn mehr und mehr eine Herausforderung, die wahre Frau zu entdecken, die sich hinter der strengen, abweisenden Fassade verbarg.
Sentimentale Dummheiten, schalt er sich selbst. Ich will lieber dankbar sein, dass sie mir aus der finanziellen Not geholfen hat.
In Gedanken sah er sich noch einmal den prunkvollen Geldpalast der Coutts Bank betreten, um dort zuerst mit einem Angestellten, dann mit dem Bankier seine Finanzen zu regeln. Rebeccas Anwälte hatten bei Englands größter Privatbank ein Konto auf Mr Shaftos Namen eröffnet, auf das alle drei Monate eine stattliche Summe zu seiner persönlichen Verfügung eingezahlt würde. Will
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