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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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kein weiteres Wort an ihn gerichtet.
    Will legte sein Buch fort, stand auf und wanderte im Raum hin und her. Trotz des Teppichs erschien das Geräusch seiner Schritte unnatürlich laut in dem lastenden Schweigen des großen Hauses. Ihn fröstelte. Einen Augenblick lang war er versucht, gegen die Einsamkeit Trost bei einer Flasche Wein zu suchen, doch er bezwang sich. Schließlich ging auch er in sein Schlafgemach, ließ sich von Bert aus den Kleidern helfen und begab sich früh zu Bett. Was wohl die Dienstboten hier in Honyngham von unserer seltsamen Ehe halten mögen, fragte er sich als Letztes, bevor er einschlief.
    Eine Woche später erhielt er die Antwort. Zwischen Beck und ihm hatte sich nichts geändert. Tagein, tagaus lebten sie ebenso wortlos wie freudlos nebeneinander her, nahmen gemeinsam, aber schweigend, ihre Mahlzeiten ein, und jeden Abend saßen sie eine Weile schweigend vor dem Kaminfeuer, bevor sie sich in ihr jeweiliges einsames Schlafzimmer zurückzogen.
    Eines Morgens, während er seinem Herrn die Krawatte knotete, sagte Bert plötzlich unvermittelt: “Unten in den Dienstbotenräumen schließen sie Wetten ab, wann, falls überhaupt, Sie endlich auch nachts Ihr Eheleben beginnen, wenn Sie verstehen, was ich meine, Sir. Vielleicht könnten Sie mir einen kleinen Tipp geben, um meine Gewinnchancen aufzubessern.”
    “Wie käme ich dazu”, erwiderte Will. “Das geht weder Sie etwas an noch irgendjemanden sonst.”
    “Ich musste den Dienstboten hier schon klarmachen, dass Sie zwar nicht gerade ein Schürzenjäger sind, aber durchaus ein ganz normaler Mann”, fuhr Bert fort, als habe er Wills Einwand nicht gehört. “Gefällt sie Ihnen jetzt nach der Hochzeit nicht mehr, Sir?”
    “Warum dulde ich solche Reden von meinem Bediensteten?”, fragte Will in komischer Verzweiflung.
    “Weil ich Sie an bessere Tage erinnere, als Sie noch ein Junge in kurzen Hosen waren und ich eine adrette Livree trug, als Sie noch eine Kutsche besaßen mit dem Wappen der Shaftos an den Wagenschlägen, Sir, deshalb. Wird sie Ihnen wieder so eine Kutsche kaufen, was meinen Sie? Wenn nicht, dann hat es nicht gelohnt, sie zu heiraten, denn Ihnen ging es doch um ihr Geld, nicht wahr? Was wir alle nicht verstehen, ist, warum
Madam
Sie geheiratet hat, wenn nicht, um einen Mann in ihr Bett zu bekommen. Sonst bringt ihr doch die Hochzeit mit Ihnen nichts ein. Dann hat sie aber einen schlechten Handel gemacht, das muss ich schon sagen, und das ist eigentlich gar nicht ihre Art.”
    Wäre er nicht selbst betroffen gewesen, Will hätte bestimmt herzlich gelacht über diese handfeste Analyse seines seltsamen Ehelebens. So aber befahl er Bert, den Mund zu halten, und beschloss, auf der Stelle mit Rebecca zu reden.
    An diesem Morgen kam sie erst spät ins Frühstückszimmer. Will wartete ab, bis sie in Ruhe eine Tasse Kaffee getrunken hatte, dann schickte er das Dienstmädchen mit dem Kommentar hinaus, er selbst werde Madam das Frühstück servieren.
    “Warum das, Will?” erkundigte sich Rebecca erstaunt.
    “Weil ich mit Ihnen unter vier Augen reden muss. Unser Verhalten zueinander ist bereits Hauptthema unter den Dienstboten.”
    “Und das ist alles?”
    Diese gleichmütige Antwort ließ Will hochfahren.
    “Was denken Sie sich bei Ihrer Gleichgültigkeit, verehrte Frau Gemahlin? Die Dienerschaft schließt Wetten auf den Tag ab, an dem wir – um es höflich auszudrücken – unsere Ehe vollziehen. Ihnen kann man nichts vormachen, sie leben Tag für Tag mit uns unter einem Dach, auch wenn wir Herrschaften die Tendenz haben, ihre Anwesenheit zu vergessen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, zum Gerede von ganz London zu werden, dann können wir so weitermachen wie bisher. Wie lange, glauben Sie, wird es dauern, bis dieser neue saftige Skandal in den Salons die Runde gemacht hat? Als Nächstes werden dann auf unsere Ehe Wetten bei White’s abgeschlossen. Wollen Sie das wirklich?”
    Rebecca errötete tief. Sie setzte langsam ihre Tasse ab und fragte leise: “Ist das wahr, Will? Ist das nicht ein Versuch, mich Ihnen gefügig zu machen?”
    Die Anspannung der letzten Woche, nein Wochen, in ihrer Nähe zu sein, ohne ihr näher kommen zu können, gepaart mit dem Ärger, von ihr nicht ernst genommen zu werden, war zu viel für seine Selbstbeherrschung. Mit wenigen Schritten seiner langen Beine war er neben ihrem Stuhl. Er beugte sich zu ihr hinunter und sagte mit mühsam gedämpfter Stimme, in der sein Zorn deutlich zu hören war: “Wie,

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