Stets Zu Diensten, Mylady
Erfolg?”
Er lachte. “Das zeigt, wie wenig Sie, verehrte Gemahlin, vom Leben eines Schurken verstehen. Sentimentalität – und nicht echtes Gefühl – ist doch gerade unser Kapital! Wenn ich hier und jetzt als Schurke auftreten würde, dann diskutierten wir nicht, sondern täten – das!”
Beim letzten Wort entriss er der vollkommen verdutzten Rebecca den Sonnenschirm, warf ihn mitten ins Rosenbeet, zog sie in seine Arme und presste sie an seine breite Brust.
“Oh du, Geliebte meines Herzens, was tust du mir an! Allein deine Nähe raubt mir schier den Verstand”, rief er mit getragener Bühnenstimme. “Fühlst du, wie mein Herz schlägt? Es schlägt für dich allein. Hier, in den warmen Strahlen von Apolls Gefährt, hier lass uns liegen und unsere Liebe feiern, nun, da wir Vermählte sind!”
Sacht strich er ihr übers Haar, während er ihr ins Ohr murmelte: “Hierfür, mein Liebling, wurdest du geschaffen. Lass mich dich lieben, oder verdamme mich zum Tode, strecke mich hin mit der Macht deines Blicks.”
Beck fühlte sich vollkommen überwältigt von seinem männlichen Duft, seinem kraftvollen Körper, von seinen starken Armen, in denen sie sicher und geborgen lag. Seltsamerweise verspürte sie keinen Drang, ihn abzuwehren. Ihre gewohnte Angst, die sie immer zu verzehren drohte, sobald sie sich in der körperlichen Nähe eines Mannes befand, war mit einem Mal verschwunden, ganz so, als hätte es sie nie gegeben.
Ohne Vorwarnung hielt Will sie plötzlich von sich, trat einen Schritt von ihr fort und sagte leise: “Verstehen Sie nun, was ich mit der Sentimentalität eines Schurken meinte? Das war doch reif für die Theaterbühne, oder nicht?”
Er gestand ihr nicht, wie stark ihn die übertriebene Zurschaustellung männlicher Verführungskünste selbst in ihren Bann geschlagen hatte. Seltsam, dachte er, wie schnell man von purem Gespött in echte Leidenschaft rutschen kann!
Diesmal trug in
ihm
die Vernunft den Sieg davon, denn hätte er seinem Verlangen nachgegeben, wäre ihm nur ein billiger Triumph gelungen. Beck hätte ihm später erst recht die kalte Schulter gezeigt und ihm vorgeworfen, er habe sie vorsätzlich mit einem gemeinen Trick überwältigt.
Nein, beschloss er im Stillen, nicht so, nicht gegen ihren Willen. So sehr ich Beck auch begehre, sie muss aus eigenem Antrieb und ohne Zwang zu mir kommen.
“Oh Will, was haben Sie da getan!”, flüsterte Rebecca mit bebenden Lippen. “Das verstieß voll und ganz gegen unsere Abmachung. So etwas dürfen Sie nie wieder tun.”
Am meisten aber entsetzte sie, wie verlassen sie sich fühlte, nachdem Will sie aus seiner Umarmung freigelassen hatte. Wie hinausgestoßen in eine kalte Welt ohne Sonnenschein, ging es ihr durch den Kopf. Heißer Zorn stieg in ihr hoch, sie hätte nicht sagen können, ob auf sich selbst oder auf Will, dessen sentimentalen Worten sie einen Augenblick lang völlig erlegen gewesen war.
So, hatte er ihr demonstrieren wollen, würde ein skrupelloser Verführer reden. Was aber würde ein Mann sagen, der mich wirklich liebt, fragte sie sich verzagt.
Ihr frisch gebackener Ehemann pflückte den Sonnenschirm aus den Rosen und überreichte ihn ihr mit einer kleinen Verbeugung. Sie dankte ihm geistesabwesend, noch immer mit dem Schicksal hadernd, das ihr diese unvorhergesehene Lage beschert hatte.
Das ist ja lachhaft, schalt sie sich selbst. Da habe ich seit acht Jahren keinen Mann auch nur in meine Nähe gelassen, und jetzt soll ausgerechnet dieser eine, der sich in kalter Berechnung hat kaufen lassen, mein Bollwerk aus Angst und Abscheu untergraben?
Währenddessen hing Will seinen eigenen Gedanken nach. Wenn ich Beck wirklich liebe, sagte er sich, dann muss ich wohl oder übel auf ihre Gegenliebe verzichten, auch wenn diese Maskerade vorbei ist. So viel Würde muss ich mir erhalten, denn wenn ich, der armselige Habenichts, bei ihr bleibe, würde sie immer glauben, ich bliebe allein wegen ihres Geldes.
Außer natürlich, ich kann sie vom Gegenteil überzeugen …
Das Abendessen verlief, als sollte es das Muster abgeben für ihr Leben als Ehepaar. Schweigend saßen sie jeweils an einem Ende der langen Tafel, während ein halbes Dutzend Dienstboten ihnen die Speisen servierte. Danach begaben sie sich in den hübschen Salon, Will las ein Buch, Rebecca stickte, und sie schwiegen weiter.
Kurz nach zehn Uhr erhob sie sich, wünschte eine gute Nacht und zog sich auf ihr Zimmer zurück. Seit ihrer Unterhaltung im Garten hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher