Stets Zu Diensten, Mylady
nicht hingezogen fühlt. Und statt, wie all die Jahre zuvor, froh darüber zu sein, empfinde ich das als ausgesprochen kränkend. Was ist nur los mit mir?
“Ich weiß”, antwortete sie mit leiser, kühler Stimme. Und in ihrer erstaunlichen Unverblümtheit, die so wenig zu ihren offensichtlichen Ängsten passen wollte, sprach sie selbst das heikelste Thema an.
“Was unser eheliches Lager betrifft, wie Sie es nannten, Will, und seine Überprüfung morgen früh …” Sie verstummte, als sie sah, dass er sie verstanden hatte.
“Ja, Beck, Sie haben recht. Wir leben zwar nicht mehr im Mittelalter, aber es gibt einen traditionellen Beweis, dass wir die Ehe vollzogen haben. Ich werde mir etwas ausdenken. Auf jeden Fall aber muss man den Laken ansehen, dass wir beide darin gelegen haben. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie legen Ihren Morgenmantel ab und kriechen unter das Federbett, und ich lege mich oben auf die Decken. So sollten wir halbwegs bequem die Nacht überstehen können. Morgen früh, während Sie im Ankleideraum sind, kümmere ich mich dann um den Rest. Was halten Sie davon?”
Rebecca nickte, zog wortlos ihren Schlafrock aus, wobei sie ein ebenso hochgeschlossenes weißes Nachthemd enthüllte, und schlüpfte dann schnell unter das Federbett. Sorgsam achtete sie darauf, ihm genug Raum zu lassen, dass er neben ihr liegen konnte, ohne sie zu berühren.
“Nein, bitte noch nicht!”, rief sie allerdings ängstlich, als Will die einzige Kerze neben dem Bett löschen wollte.
Er nickte verständnisvoll, ließ das Licht brennen und streckte sich neben ihr aus, die Hände hinter dem Kopf gefaltet. Rebecca hielt den Atem an.
“Ich tue Ihnen nichts, Beck”, versicherte er erneut, den Blick unverwandt auf den Baldachin des Himmelbettes gerichtet.
“Natürlich nicht”, erwiderte sie beinahe gehässig. “Wie kämen Sie auch dazu.” Das kann auch nur mir geschehen, dachte sie dabei, dass ein Mann neben mir liegt und sich nicht einmal versucht fühlt, mich zu berühren!
Will jedoch missverstand ihren Ton. So selbstverständlich nimmt sie es, dass ich ihr als folgsamer Sklave gehorche, dachte er, stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich ein wenig über sie.
“Seien Sie sich meiner nicht zu sicher, Beck. Ich könnte Sie an der Nase herumführen!” meinte er mit einem spitzbübischen Lächeln.
Die Strafe folgte umgehend. Rebecca fuhr erschrocken hoch und traf mit ihrer Stirn so hart sein Gesicht, dass er mit einem leisen Stöhnen zurücksank und sich die Nase hielt.
“Oh Will, verzeihen Sie!”, rief Rebecca entsetzt, als sie Blut an seiner Hand sah. “Ich wollte Sie nicht verletzen!”
“Zu spät, zu spät”, erwiderte er mit Leidensmiene. “Das hat bisher nicht einmal der Tottenham Tiger geschafft.” Abrupt fuhr er hoch, schob das Federbett unter sich zur Seite und rieb seine blutige Hand am Bettlaken ab.
“Was tun Sie da?”, fragte sie verständnislos.
“Wunderbar”, murmelte er vor sich hin. “Etwas Besseres konnte gar nicht passieren!” Dabei brach er in herzhaftes Gelächter aus.
Rebecca starrte ihn entgeistert an. Plötzlich verstand sie.
“Oh ja, das hat sich glücklich gefügt”, meinte sie. “Damit hätten wir unser Problem gelöst.”
“Auf Kosten meiner edlen Nase”, erinnerte er sie, zog das jämmerlichste Gesicht der Welt und begann, auf so komische Art zu wimmern, dass Rebecca lachen musste.
“Wie schön, dass mein Leid Sie amüsiert, verehrte Gemahlin”, stöhnte Will vor sich hin. “Meine verschandelte Nase zählt ja nicht.”
“So schlimm ist es nicht”, entgegnete sie, während sie sich vorbeugte, um Wills Gesicht besser betrachten zu können. “Sie blutet schon gar nicht mehr!” Dabei vergaß sie vollkommen, möglichst große Distanz zu ihm zu wahren.
Diese Gelegenheit konnte Will nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er legte ihr einen Finger unter das Kinn und meinte mit funkelnden Augen: “Ein Kuss würde sie ganz heil machen.”
Er erinnerte dabei so sehr an einen spitzbübischen kleinen Jungen, dass es Rebecca völlig entwaffnete.
“Oh, Sie sind ein Schlingel!” All ihre Angst schien verflogen.
Will legte ihr den Arm um die Schultern und hauchte einen Kuss auf ihre Nasenspitze, legte den Kopf ein wenig schief und flüsterte: “Etwa so. Das wäre schön.”
Rebecca erstarrte und schaute ihn aus weit aufgerissenen Augen mit dem Blick eines gehetzten Rehs an.
“Nein, Will”, stammelte sie. “Nein, das ist nicht Teil der
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