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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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des Obergeschosses drang.
    Dort saß Will an einem Ende seines Raumes in einem Sessel, Rebecca in einem anderen, so weit wie möglich von Will entfernt. Beide trugen noch ihre Abendkleidung.
    “Seien Sie vernünftig, Beck”, sagte Will. “Sie werden wohl oder übel mit mir in dieses Bett steigen müssen, und dann sollten wir deutlich sichtbar machen, dass wir wirklich gemeinsam darin gelegen haben.”
    Auch er konnte an der Situation nichts Amüsantes mehr finden, sie war eher peinlich. Will war fest entschlossen, alles zu versuchen, damit diese Nacht ohne völligen Verlust ihrer beider Würde gemeistert wurde.
    Rebecca erhob sich zögernd aus ihrem Sessel, ergriff das Bündel mit Utensilien, das sie im Laufe des Tages in Wills Schlafraum gebracht hatte, und meinte leise: “Sie werden verstehen, dass ich mich in Ihrem Ankleidezimmer für die Nacht zurechtmache.”
    “Natürlich”, erwiderte er und stand ebenfalls auf.
    Gerade in diesem Augenblick ertönte an der Tür ein lautes Klopfen, und unmittelbar danach trat Bert ein. Er überschaute die Lage auf der Stelle, warf seinem Herrn einen verständnisinnigen Blick zu, entschuldigte sich und verschwand wieder.
    Rebecca stand wie angewurzelt mitten im Raum. Kaum hatte sich die Tür hinter dem alten Diener geschlossen, begann sie zu lachen, so sehr, dass ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen. Diese Frau ist voller Überraschungen, dachte Will.
    Sie tupfte sich noch immer lachend die Augen und meinte fröhlich: “Erwischt! Das dürfte reichen, um die Dienstboten zum Schweigen zu bringen.”
    “Im Gegenteil”, antwortete Will. “Jetzt geht es in den Wirtschaftsräumen erst recht zu wie in einem Bienenhaus. Verehrte Frau Gemahlin, die Welt ist schlecht. Sie verlangt handfeste Beweise. Morgen früh wird man unser eheliches Lager überprüfen, und ich wüsste nicht, wie wir das verhindern können.”
    Diese ernüchternde Information brachte Rebecca schnell wieder zu ihrer üblichen Reserviertheit zurück. Beinahe, als schlösse sich ein schweres Tor, dachte Will, und alles, was die lebhafte, fröhliche, wirkliche Beck ausmacht, verschwindet hinter einer unnahbaren, frostigen Fassade. Wie kann ich sie nur aus diesem inneren Gefängnis befreien?
    Ohne ein weiteres Wort zog Rebecca sich in den Ankleideraum zurück. Will ließ sich seufzend in einen Sessel fallen und betrachtete das Deckengemälde über ihm, auf dem der Kriegsgott Mars feurig um die Liebesgöttin Venus warb. Schau an, dachte er, weiter als ich sind die beiden in all den Jahrhunderten auch nicht gekommen!
    Wenig später tauchte Rebecca wieder auf, vom Kinn bis zu den Zehenspitzen in einen formlosen Morgenmantel gehüllt. Will verzog leicht das Gesicht und begab sich seinerseits in den angrenzenden Raum.
    Mit einem unfreundlichen Seitenblick auf das Himmelbett mit seinen schweren bordeauxroten Damastvorhängen wählte Rebecca einen Stuhl in der hintersten Ecke des Schlafgemachs und setzte sich mit kerzengeradem Rücken ganz vorn auf die Kante, bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr aufzuspringen.
    Plötzlich ertappte sie sich dabei, dass sie gespannt auf Wills Rückkehr wartete. Wie sähe er wohl ohne seinen eleganten Anzug aus? Entsetzt rief sie sich selbst zur Ordnung. Natürlich wird er wie ich einen Morgenmantel tragen, vermutete sie.
    Sie irrte sich. Als er nach längerer Zeit ins Schlafgemach zurückkehrte, war er in ein bodenlanges weißes Leinenhemd gehüllt. Um sein frisch rasiertes Gesicht bauschte sich ein Rüschenkragen. Seinen seidenen Morgenmantel trug er über dem Arm. Und er war barfuß.
    Fasziniert schaute Rebecca auf Wills wunderschön geformte, nackte Füße. Was soll das, fragte sie sich. Füße sind Füße. Warum finde ich seine Füße so aufregend?
    Sie wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, und richtete den Blick lieber auf seinen Schlafrock. Will sah es und warf den edlen Banyon aufs Bett.
    “Wenn noch einmal jemand hereinkommt, sollte man uns besser nicht verpackt wie zu einer Schneewanderung vorfinden”, meinte er gleichmütig.
    “Heißt das, ich muss ebenfalls meinen Morgenmantel ablegen?”, fragte Rebecca erschreckt.
    “Wäre das so furchtbar?”
    Will sah ihren völlig verängstigten Blick, und eine Welle zärtlichen Mitgefühls durchflutete ihn.
    “Ich werde mich nicht auf Sie stürzen, Beck. Das ist nicht meine Art”, versuchte er, sie zu beruhigen.
    Natürlich nicht, fuhr es ihr durch den Kopf. In Wirklichkeit will er mir klarmachen, dass er sich zu mir

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