Stets zu Diensten
müssen – und dazu noch Schoonmaker und dessen Schwestern. Ich glaube er hat drei Stück.«
»Das werde ich nicht tun!«
»Sie können sie doch nicht einfach verhungern lassen.«
»Und warum nicht?«
»Sie meinen, daß wir alle viel zu viel essen in der heutigen Zeit? Das stimmt. Aber es wird nicht sehr angenehm für Sie sein, wenn sie sich von anderen Leuten Brotkrusten erbetteln und ihnen erklären, warum das so ist. Ich sehe die Klatschzeilen in Tilburys Zeitungen schon vor mir; Sie nicht? Das würde sich sehr schnell verbreiten.«
Der Duke stieß gegen den Liegestuhl, so daß Lord Ickenham ins Schwanken geriet und beinahe seekrank wurde. Diesen Gesichtspunkt hatte er vollkommen übersehen, und niemand wußte besser als er, wie gierig sich der Inhaber der Mammoth Publishing-Verlagsgesellschaft auf die Aufgabe stürzen würde, an ihm Rache zu nehmen.
Da fiel ihm etwas ein.
»Warum sollte Archibald sich Brotkrusten erbetteln?«
»Würden Sie das nicht tun, wenn Sie am Hungertuch nagen?«
»Er hat doch eine Anstellung mit einem Einkommen.«
»Nicht mehr.«
»Eh?«
»Sie haben ihn vor die Tür gesetzt.«
»Vor die Tür gesetzt? Wie meinen Sie das?«
»Na ja, man hat ihn letzte Woche von seinen Diensten befreit.«
»Was?«
»Das hat er mir zumindest gesagt.«
»Zu mir hat er aber kein Wort gesagt.«
»Wahrscheinlich, weil er Sie nicht verängstigen wollte. Er ist ein sehr taktvoller junger Mann.«
»Er ist ein Trottel und ein Verschwender!«
»Trotzdem gefällt mir seine Frisur. Na ja, auf jeden Fall ist dies die Lage der Dinge – und das wird sie leider ziemlich viel Geld kosten, mindestens zwei- oder dreitausend im Jahr. Und dies über Jahre hinaus. Eine große Belastung für Ihre Rücklagen. Es ist wirklich dumm, daß Sie nicht einfach Archie bitten können, mit seiner Verlobten zu brechen. Das wäre eine Lösung. Aber das können Sie natürlich nicht tun.«
»Warum kann ich nicht? Eine hervorragende Idee. Ich werde ihn jetzt sofort suchen; und wenn er nur den geringsten Einwand erhebt, hau’ ich ihm das Kreuz ab.«
»Nein, einen Moment bitte. Sie sehen die Situation noch nicht so klar, wie ich es erwartet hätte. Sie vergessen, daß es sich hierbei um Wortbrüchigkeit handelt.«
»Wieso Wortbrüchigkeit?«
Lord Ickenham benahm sich wie eine geduldige Lehrerin, die einem Kind, das als Baby – ohne eigenes Verschulden – auf den Kopf gefallen ist, zum zehnten Mal eine einfache Rechnung erklärt.
»Ist das denn nicht klar? Wenn Archie diese Verlobung löst, dann wäre die erste Reaktion des Mädchens die, ihn wegen Wortbrüchigkeit zu verklagen. Selbst wenn sie nicht auf die Idee käme, dann würde ein Mann wie Schoonmaker sie bestimmt darauf bringen, und das Gericht würde ihr sofort Recht geben. Archie sagte mir, daß er ihr zahlreiche Briefe geschrieben hat.«
»Wie soll er ihr denn Briefe geschrieben haben, wenn die beiden in demselben verdammten Haus wohnen?«
»Notizen, wäre vielleicht der passendere Ausdruck. Glühende Notizen, die er ihr während des Tages in die Hand drückt oder während der Nacht unter die Türe schiebt. Sie wissen doch, was Liebende alles tun.«
»Klingt blöd.«
»Aber man macht es häufig, solange das Herz jung ist.«
»Vielleicht hat er dabei nicht von Heirat gesprochen?«
»Darauf würde ich mich nicht zu sehr verlassen. Ich erinnere mich, daß er mich einmal fragte, wie man ›Flitterwochen‹ buchstabiert; und das beweist ja wohl seine Gedankenrichtung. Wenn man in einem Brief an ein Mädchen von ›Flitterwochen‹ spricht, dann hat das wohl etwas zu bedeuten. Wenn man überlegt, was die bloße Erwähnung von Koteletts und Tomaten für Mr. Pickwick für Folgen hatte …«
»Wer ist Mr. Pickwick?«
»Vergessen Sie es. Ich wollte nur sagen, wenn man diese Notizen vor Gericht verliest, dann haben Sie genug.«
»Warum denn ich? Wenn Archibald dumm genug ist, sich in einen Eheversprechen-Prozeß verwickeln zu lassen, dann ist das seine Schuld. Ich brauche dafür keinen Schadenersatz zu zahlen.«
»In den Klatschblättern wird es sich nicht sehr gut ausnehmen, wenn Sie es nicht tun. Er ist schließlich Ihr Neffe.«
Der Duke stieß einen bösen Fluch auf alle Neffen aus, und der Lord stimmte ihm zu, obwohl – wie er sagte – sein eigener Neffe Pongo die Ansicht vertrat, daß sämtliche Schwierigkeiten immer von einem Onkel verursacht werden.
»Ich sehe nur einen Hoffnungsstrahl.«
»Und der wäre?« fragte der Duke, unfähig, auch nur den zu
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