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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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nicht an Lord Emsworth in Sachen Kaiserin herangetreten, aber er wußte, wenn er das tun würde, wäre er in der stärkeren Position. Dabei hegte er den tröstlichen Gedanken, daß – gleichgültig welchen Betrag er erzielen könnte – dies für ihn einen Nettogewinn bedeutete, und er würde nicht gezwungen sein, jemandem eine Provision zu zahlen. Er schüttelte sich immer noch, wenn er daran dachte, daß er sich beinahe wegen dieser Lavender Briggs von fünfhundert Pfund hätte trennen müssen.
    Dazu kam aber noch, wie eine gütige Fügung des Schicksals, daß sein Neffe Archibald, der ihm bisher nur auf der Tasche gelegen hatte, mit der einzigen Tochter eines Millionärs verlobt war. Er begriff zwar nicht, wie das diesem jungen Spund gelungen war, aber immerhin war es so geschehen. Seine allgemeine Zufriedenheit war so groß, daß er nicht einmal den Schnurrbart hochblies, als Lord Ickenham sich plötzlich neben ihm in einen Sessel fallen ließ. Er mochte Lord Ickenham nicht. Er hielt ihn für einen versponnenen Kerl, dessen geistiges Zuhause eine Gummizelle in einem mittelmäßigen Irrenhaus war; aber heute morgen war er zur ganzen Welt freundlich.
    Lord Ickenham blickte ernst.
    »Ich hoffe, daß ich Sie nicht störe, Dunstable, falls Sie gerade bei Ihrem Kreuzworträtsel waren.«
    »Keineswegs«, sagte der Duke liebenswürdig. »Ich habe nur eben ein wenig nachgedacht.«
    »Ich fürchte, daß ich Ihnen mit meinem Besuch noch mehr Denknahrung liefern werde«, sagte Lord Ickenham, »und zwar keine sehr angenehme. Ist es nicht traurig festzustellen, wie sehr sich die Menschen im Laufe der Jahre zu ihrem Nachteil verändern?«
    »Wer denn? Ich nicht.«
    »Nein, Sie nicht. Sie bleiben immer auf demselben Niveau stehen. Ich dachte an den armen Schoonmaker.«
    »Was ist denn so arm an ihm?«
    Lord Ickenhams Gesicht war schmerzerfüllt. Einen Augenblick lang schwieg er oder dachte eben über die Tragödie des menschlichen Lebens nach.
    »Alles«, sagte er. »Als ich James Schoonmaker vor fünfzehn Jahren in New York kannte, war er ein Mann mit einer glänzenden Zukunft, und, wie ich höre, ging es ihm auch eine Zeitlang sehr gut. Aber das gehört leider der Vergangenheit an. Er ist untergegangen.«
    »Unter was?« sagte der Duke, der nie sehr schnell von Begriff war.
    »Er ist bettelarm. Bei seinen letzten dreißig Cents angelangt. Bitte erwähnen Sie zu niemandem ein Wort davon; aber er hat sich eben von mir Geld geliehen. Es war ein großer Schock für mich.«
    Der Duke setzte sich kerzengerade auf. Diesmal vergaß er nicht, seinen Schnurrbart hochzublasen. Er schwoll an wie ein aufwärts fließender Wasserfall.
    »Aber er ist doch ein Millionär.«
    Lord Ickenham lächelte traurig.
    »Er möchte gern, daß Sie das glauben. Aber ich habe in New York Freunde, die mich ab und zu über meine alten Bekannten informieren, und die haben mir die ganze Geschichte erzählt. Er besitzt keinen einzigen Dollar mehr und steht kurz vor dem Bankrott. Sie wissen ja, wie es diesen amerikanischen Finanzleuten geht. Sie übertreiben immer. Sie beißen mehr ab, als sie kauen können – und dann kommt eben dieser unvermeidliche Zusammenbruch. Fünf Pfund sind für James Schoonmaker im Augenblick eine Menge Geld. Von mir wollte er zehn haben, und ich habe sie dem armen Teufel gegeben. Ich konnte einfach nicht hart bleiben. Das bleibt aber bitte zwischen uns streng geheim. Ich möchte nicht, daß man darüber spricht. Aber ich hatte das Gefühl, ich müßte Sie warnen.«
    Die Augen des Duke traten wie die einer Schnecke weit hervor. Sein Schnurrbart hatte Hochbetrieb. Nicht einmal der kleine George hatte ihn jemals so lebendig gesehen.
    »Mich warnen? Dieser Bursche bekommt keinen Pfennig von mir.«
    »Er hofft aber auf mehr als auf einen Pfennig. Ich muß Ihnen leider mitteilen, daß er versuchen wird, Sie zu überreden, etwas Geld in einen seiner verrückten Pläne hineinzustecken. So viel ich verstanden habe, handelt es sich um irgendeine Gesellschaft, die sich mit Grund- und Baugeschäft in Florida beschäftigt. Er sprach von der Venus Island Development Corporation. Allein schon der Name klingt etwas faul, finden Sie nicht? Venus Island – wahrscheinlich gibt es gar keinen Ort und keine Insel, die so heißen. Ich habe nur Angst, daß Sie vielleicht tatsächlich in die Versuchung kommen, Geld zu investieren, denn er bringt diesen Vorschlag sehr überzeugend vor. Aber tun Sie es ja nicht. Hüten Sie sich davor.«
    »Und ob ich mich

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