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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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das schon dargestellt Phänomen der Doppelbesteuerung. Angenommen, ein deutscher Multi investiert in eine Produktionsanlage in Brasilien und erwirtschaftet dort Gewinn. Wenn nun Brasilien und Deutschland den gleichen Gewinn veranlagen, ohne eine Verrechnung der Steuern des anderen Landes zu gewähren, würden dieselben Einkünfte zweimal besteuert. Steuerparadiese helfen Unternehmen dabei, diese Doppelbesteuerung zu vermeiden, obwohl das eigentlich gar nicht erforderlich wäre: Denn Doppelbesteuerung kann durch entsprechende Abkommen und Steuergutschriften verhindert werden.
    Das Problem besteht darin, dass Steuerparadiese, die die Doppelbesteuerung eliminieren, etwas anderes möglich machen: doppelte Nichtbesteuerung. Das Unternehmen vermeidet nicht nur die zweifache Besteuerung desselben Gewinns, es zahlt über den Umweg Steuerparadies überhaupt keine Steuern (siehe auch Seite 206). Und genau so funktioniert die Offshore-Welt.
Steuerparadiese am Pranger
    1998 stellt die OECD in ihrem Bericht zum internationalen Steuerwettbewerb fest: „Steuerparadiese und die damit verbundenen Offshore-Aktivitäten richten großen Schaden an. Sie höhlen die Steuerbemessungsgrundlage anderer Länder aus, verzerren Handels- und Investitionsflüsse und hintertreiben die Fairness, Neutralität und breite gesellschaftliche Akzeptanz von Steuersystemen im Allgemeinen.“ Erstmals wurde dokumentiert, wie wichtig das Offshore-System geworden war. Um den Eindruck zu vermeiden, sie schikaniere mit dem Bericht kleinere Gebietskörperschaften, war die OECD -Initiative nicht als Angriff auf die Steueroasen angelegt, sondern auf den schädlichen Steuerwettbewerb: Den Abwärts-Wettlauf, bei dem Staaten ungebundenes Kapital durch Nullsteuern und andere Anreize ködern.
    Offshore-Finanzzentren weisen regelmäßig darauf hin, dass ihre Rolle darin bestehe, die Finanzmärkte effizienter zu gestalten. Doch der Mantel der Geheimhaltung, den sie bereitstellen, steht im direkten Widerspruch zur Idee des effizienten Marktes, denn dieser erfordert Transparenz. Als in den 1970er-Jahren die Nutzung von Steuerparadiesen explosionsartig anstieg und das Finanzwesen liberalisiert wurde, folgten darauf Steuerhinterziehung und Kapitalflucht. Heute liegt der Hauptsitz vieler wichtiger Konzerne in der Offshore-Welt – vor allem in der Schweiz.
    Auch die superreiche Dachorganisation des Weltfußballs, die Féderation Internationale de Football Association (FIFA) , hat dort ihren Sitz. Sie nutzte 2010 ihre Monopolstellung, um Südafrika dazu zu zwingen, ihr während der Weltmeisterschaft eine spezielle Steuerblase zu gewähren, damit sie die Einnahmen steuerfrei außer Landes schaffen konnte. Zur 200 Millionen Dollar teuren Firmenzentrale in Zürich.
Wie sich Steuerparadiese definieren
    Nicht alle betroffenen Länder sind glücklich darüber, als Steuerparadies eingestuft zu werden. Hongkong etwa setzt bei der Investitionsförderung auf niedrige Steuern und freie Wechselkurse, statt auf Nullsteuern und beschleunigte Abschreibungen. Was ein Gebiet als Steuerparadies auszeichnet, sind Pauschal- oder Nullsteuern, die bewusst festgelegt wurden. Nach dieser Definition würden die Channel Islands, Luxemburg, Österreich, die Schweiz, Mauritius und Hongkong nicht in diese Kategorie fallen. Andere Länder sind auch deshalb attraktiv, weil ihre Steuersysteme über einen langen Zeitraum stabil geblieben sind. Dazu gehören unter anderem die Channel Islands, Luxemburg, Panama und Uruguay.
    Von den modernen Informationstechnologien profitieren alle Steuerparadiese. Durch den Zugang zu internationalen Kommunikationsnetzen ist es möglich geworden, auch von der entlegensten Oase aus um einen Anteil am Offshore-Markt zu kämpfen. Der Wettbewerb ist hart, jedes Steuerparadies versucht, seine Angebote und Dienstleistungen ständig zu verbessern.
    Das Ziel der Steuerparadiese ist, dass sie sich ein Stück von der Offshore-Geldmenge einverleiben wollen. Während die ständig wächst, weiß niemand, wie hoch der Wert der Betriebsvermögen, der Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen, Leasingunternehmen, Reedereien und andere Unternehmen in den Steuerparadiesen wirklich ist. Zusätzlich streiten sich die Offshore-Finanzzentren um die Milliarden der Individuen mit den höchsten Nettovermögen rund um den Globus. Über 7,5 Billionen Dollar liegen nach Berechnungen der Beratergruppe Boston Consulting Group im Ausland, hauptsächlich bei Banken oder in Offshore-Fonds.
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