Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
verbleibende Überschuss wurde regelmäßig an eine Offshore-Gesellschaft auf den Channel Islands überwiesen, die der Treuhänder aus London führte. Versteuert wurde bei den Millionengeschäften nur das direkte Einkommen in Deutschland.
Sollten die Recherchen der USA in der Schweiz dazu führen, dass der Stuttgarter rückwirkend auffliegt – seine Daten müssen bei den Schweizer Banken zehn Jahre gespeichert werden –, drohen Steuernachzahlungen und -strafen in den USA. Und auch in Deutschland würde ihn eine Steuerforderung in Millionenhöhe erwarten: Hier hatte er seinen ständigen Wohnsitz und Lebensmittelpunkt und hier wäre auch das Welteinkommen zu versteuern gewesen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die entsprechenden Daten zwischen den USA und Deutschland ausgetauscht werden.
Es sollte für den umtriebigen US-Bürger noch schlimmer kommen: Ende 2011 stellte er fest, dass sein Treuhänder rund 2,5 Millionen Dollar des auf den Channel Islands geparkten unversteuerten Geldes in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte. Anzeigen, erfuhr er vom zu Hilfe gerufenen Anwalt, könne er den Treuhänder nicht. Um juristisch gegen den vorzugehen, müsste er sich zunächst selbst beim Fiskus wegen Steuerhinterziehung anzeigen. Und: Der Treuhänder wusste natürlich viel über seinen Mandanten und dessen steuerminderndes Geschäftsgebaren während der letzten 20 Jahre – viel zu viel. Der Anwalt riet dem Mandanten dringend zur Selbstanzeige. Doch woher sollte der das Geld für die zu erwartenden Steuernachzahlungen nehmen?
Steuernsparen kann teuer werden. Steuerhinterzieher – egal woher sie stammen – sollten sich dessen immer bewusst sein. Das gilt vor allem, wenn Treuhänder und andere „Helfer“ in steuerminimierende Aktivitäten über das Ausland involviert sind. Die Steuern zu zahlen ist dann meist günstiger.
Banken als Fluchthelfer
Wie teuer es für die Helfer werden kann, wenn sie ihre Kunden beim Steuerbetrug unterstützen, zeigt der schon erwähnte Fall Wegelin & Co. Die USA beschuldigte die Bank, mehr als 1,2 Milliarden Dollar vor den US-Behörden zu verbergen. Zu diesem Zweck hatte Wegelin & Co. – wie zuvor die UBS – in ihrem Netz aus Scheinfirmen und Stiftungen Konten für die Steuerflüchtlinge in Liechtenstein, Panama und Hongkong eröffnet. Hatte sich die UBS 2009 noch durch eine Zahlung von 780 Millionen Dollar bei den US-Behörden außergerichtlich freikaufen können, geriet Wegelin & Co. wegen der Klage Anfang 2012 in eine derart schwierige Lage, dass die Gesellschafter die Notbremse ziehen und das verwaltete Kundenvermögen in Höhe von 19 Milliarden Euro an die genossenschaftliche Raiffeisengruppe der Schweiz verkaufen mussten.
Es rächte sich, dass die Bank zu lange das Schweizer Bankgeheimnis verteidigt und sich nicht dafür interessiert hatte, ob ihre ausländischen Kunden ihr Geld in der Heimat versteuerten. Immer nach dem Motto: „Wer Steuern zahlt, ist dumm.“ Wegelin & Co. betrieb selbst keine Auslandsniederlassung in den USA, das hatte sich als vorteilhaft erwiesen und sollte Schutz bieten – für Bank und Kunden ein fataler Irrtum.
Für die zehn noch verbleibenden Schweizer Banken, die wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Visier der US-Steuerbehörde IRS stehen, ist die Lage brenzliger geworden. So haben im Nachgang zum überraschenden Notverkauf von Wegelin & Co. die Regierung in Bern und sieben der von Klagen bedrohten Schweizer Banken den US-Justizbehörden umfangreiche Dokumente und Unterlagen übergeben. Darin sind auch die Namen der Schweizerischen Bankmitarbeiter aufgelistet – vorerst noch verschlüsselt. Vollen Zugang zu den Informationen erhalten die USA erst, wenn ein weiteres Abkommen zur Bereinigung von Schwarzgeldkonten amerikanischer Kunden auf Schweizer Banken abgeschlossen wurde. Dann soll der Decodierungsschlüssel geliefert werden.
Die USA haben auch mit Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien solche Abkommen getroffen, die ab 2013 gelten werden. Geregelt ist darin unter anderem, dass steuerrelevante Daten nicht mehr von den einzelnen Finanzinstituten gemeldet, sondern zwischen den nationalen Finanzbehörden direkt ausgetauscht werden. Dieser Austausch verläuft in beide Richtungen: Informationen über Steuersünder aus den genannten Ländern schickt die US-Finanzbehörde direkt dorthin. Die USA erhoffen sich Zusatzeinnahmen von rund neun Milliarden Dollar. Angesichts explodierender Staatsschulden ist es wohl nur eine
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