Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus
aktuellen „Global Wealth Report“, der Anfang 2012 veröffentlicht wurde.
Attraktiv wirken nicht zuletzt die kapitalstarken Banken. Das bestätigt eine Studie des Finanzmarktdienstleisters Bloomberg zu den stabilsten Banken der Welt von Anfang 2012. Mit weitem Abstand vorn: die Geldkonzerne Singapurs. DBS , die größte lokale Bank, liegt auf Rang fünf, gefolgt von der United Overseas Bank (UOB) auf Rang sechs. Auf dem Spitzenplatz rangiert die Oversea-Chinese Banking Corporation (OCBC) mit ihrer Privatbanktochter Bank of Singapore (BOS) , die sich als stärkste Bank weltweit bezeichnen darf. Der Zufluss an Auslandskapital nach Singapur ist sehr groß. So ist das verwaltete Kundenkapital der BOS seit 2003 durchschnittlich um 24 Prozent jährlich gewachsen, bis auf 26,4 Milliarden Dollar Ende 2010. Nachteil: Die Gebühren sind im Vergleich zur europäischen Konkurrenz zu hoch, Liechtenstein, Österreich und die Schweiz bieten weit günstigere Konditionen, legale Vermögen sind hier immer noch bestens aufgehoben.
Doch Asiens Steueroase lockt nicht nur Anleger an, die sichere Banken und neue Wachstumsmärkte suchen. Massenhaft ziehen auch Steuerflüchtlinge nach, die ihr Schwarzgeld bislang in der Schweiz gebunkert hatten. Gab es 2011 bereits einen enormen Kapitalabfluss von den Schweizer Banken nach Singapur, wird erwartet, dass dieser in den kommenden Jahren noch massiv anschwellen wird. Denn mit dem neuen Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Schweiz und Deutschland müssen Schwarzgeldbesitzer bis 2013 eine Strafsteuer auf ihr komplettes Schweizer Vermögen zahlen – der Preis für Anonymität und Straffreiheit.
Doch die Teilenteignung durch den Fiskus wollen viele Steuerhinterzieher nicht hinnehmen. Bis zu 50 Prozent derjenigen, die jetzt in der Schweiz unter Druck geraten, sind nicht geläutert, sie suchen nach anderen Zufluchtsorten für ihr schwarzes Kapital. Ein Großteil davon wird in Singapur landen. Ende 2011 wurden dort bereits über 800 Milliarden Dollar Auslandskapital verwaltet. Die rund 600 Banken und Finanzinstitutionen tragen zehn Prozent zum jährlichen BIP des Stadtstaates bei.
Der Inselstaat hat zwar in den vergangenen Jahren ebenfalls Doppelbesteuerungsabkommen unterschrieben – unter anderem mit Deutschland –, aber in der Praxis hat sich nichts geändert. Das Bankgeheimnis ist dort heute mindestens so gut wie das der Schweiz in den besten Zeiten. Anfragen ausländischer Steuerbehörden werden von Singapur aus nur in einzelnen, detailliert begründeten Verdachtsfällen überhaupt zur Kenntnis genommen. Und bevor Ermittler im Ausland auf eine Antwort hoffen können, muss die örtliche Steuerbehörde das zweithöchste Gericht des Stadtstaates, den High Court , um Erlaubnis bitten, ob irgendwelche Daten herausgegeben werden können. Bankkunden genießen damit auch weiterhin Schutz vor der Enthüllung privater Informationen.
Dass die Lage im Tropenstaat noch paradiesisch ist, liegt nicht nur am Steuergeheimnis: Kapitalerträge wie Zinsen und Dividenden sind steuerfrei, die Einkommensteuer ist bei 20 Prozent gedeckelt. Ausländer zahlen sogar nur einen Pauschalsatz von 15 Prozent – und auch der lässt sich häufig auf null bringen. Das liberale Steuersystem macht Singapur als Wohnsitz für Millionäre und Milliardäre immer attraktiver. Eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten Ausländer, die mindestens fünf Millionen Singapur-Dollar (2,3 Millionen Euro) anlegen und über ein Gesamtvermögen von 20 Millionen Singapur-Dollar (9,3 Millionen Euro) verfügen. Die entsprechenden Formalitäten erledigen die Banken, die den Behörden auch das erforderliche Vermögen dokumentieren.
Die Finanzaufsicht legt großen Wert auf Sicherheit und verfolgt beim Thema Bankgeheimnis einen vernünftigen Ansatz. Hier besteht ein Bankgeheimnis, das seinen Namen noch verdient. Kundeninformationen werden nicht ohne Zustimmung des Kunden offengelegt. Singapur bietet einen nahezu idealen Rechtsrahmen für Europäer – nicht unbedingt als Ersatz für Basel, Genf und Zürich, aber als attraktiver Zusatz.
Viele in der Schweiz präsente Banken bieten auch das Ticket nach Singapur an. Wenn es einen Kunden dorthin zieht, reicht ein Gespräch mit dem Berater, der regelt dann diskret alles Weitere. Das Geld wird überwiesen, der Kunde muss noch nicht einmal in einen Flieger nach Fernost steigen. Der Fluchtpunkt Singapur ist für die Schweizer Banken sehr wichtig geworden, alle bekannten Namen sind dort mittlerweile mit
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