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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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geschlossen, das den Datenaustausch nach OECD -Standards ermöglichen soll. Es soll rückwirkend gelten, ist aber formell noch nicht in Kraft. Auch gilt Papier bei deutsch-türkischer Amtshilfe als besonders geduldig. „Deutsche Ermittlungsmöglichkeiten in der Türkei tendieren gegen null“, klagte Anfang 2012 ein hochrangiger Steuerfahnder, der nicht genannt werden will. Besonders hilflos sind hiesige Ermittler, wenn sie deutsches Vermögen aufspüren sollen, das über Clearing-Konten von der Schweiz direkt zu den Banken nach Istanbul geflossen ist. „Die Chancen, diesen Geldern auf die Spur zu kommen und sie den Steuersündern zuzuordnen, sind gering.“
    Steuersünder sollten dennoch vorsichtig sein. Derzeit ist die politische Lage in der Türkei zwar stabil, es bleibt aber Konfliktpotenzial: zum einen der Machtkampf zwischen dem traditionell starken Militär und der amtierenden AKP-Regierung, zum anderen der immer wieder aufbrandende Konflikt mit der kurdischen Minderheit. Diese beiden Faktoren können die politische Lage in der Türkei jederzeit destabilisieren.
Karibik im Sinkflug
    Sprach man in den letzten Jahrzehnten von Steuerhinterziehung und sicheren Orten für schwarze Kassen, wurden die Inseln der Karibik immer als Erstes genannt. Das galt für das Verwalten großer Privatvermögen wie für milliardenschwere Einlagen von Banken, Fonds und Versicherungen. Steuerfreundliche Gestaltungsmöglichkeiten bei Offshore-Gesellschaften und Trusts, kaum regulierte Fondsverwaltungen und haftungsmäßige Freiräume im Versicherungsbereich haben eine mächtige Finanzindustrie wachsen lassen:
Über 1.700 Versicherungsgesellschaften und rund 100 Rückversicherer auf den Bermudas
Etwa 10.000 Hedgefonds, 300 Banken und 500 Versicherungsgesellschaften mit einem verwalteten Vermögen von rund zwei Billionen Dollar und 80.000 Offshore-Gesellschaften auf den Cayman Islands
Weit über 800.000 Offshore-Gesellschaften auf den British Virgin Islands
    Dazu kommen auf allen Inseln Banken im Überfluss. Einige Karibik-Oasen sind nach wie vor richtige Renner. Tatsächliche Steuerparadiese aber, die weder Einkommensteuern für Privatpersonen und Körperschaftsteuer für Unternehmen noch Kapitalertrag- oder Erbschaftsteuern erheben, gibt es in der ganzen Karibik nur drei: Anguilla, die Cayman Islands sowie die Turks and Caicos Islands.
    Doch mit der Finanzkrise ist die schärfere Gangart ausländischer Finanzverwaltungen auch in der Karibik angekommen. Diese werfen den dort ansässigen Niederlassungen ausländischer Banken und Versicherungsgesellschaften vor, Milliardenwerte steuerfrei zu verwalten und gleichzeitig die Steuern bei den Muttergesellschaften in der Heimat zu reduzieren. So wie etwa die Schweizer Privatbank Julius Bär , die auf den Cayman Islands Milliardenwerte verwaltete, die Gewinne aber steuerfrei in der Schweiz kassierte („Tagesanzeiger“ vom 17.1.2011).
    Derzeit wandeln sich die karibischen Offshore-Finanzplätze, um bei den High Net-Worth Individuals und institutionellen Investoren nicht an Attraktivität zu verlieren. Um den internationalen Sanktionen von OECD und EU aus dem Weg zu gehen, haben 2009 und 2010 zahlreiche der 34 Inselstaaten dem Druck der großen Industrieländer nachgegeben und einen Informationsaustausch in Steuerangelegenheiten verabschiedet. Damit wurde gleichzeitig das früher strenge Bankgeheimnis für Ausländer ausgehebelt. Obwohl es die schwarze Liste der OECD -Staaten mit unkooperativen Steueroasen seit Anfang 2011 nicht mehr gibt, werden über die Steueroasen der Karibik weiterhin illegale Geldtransfers in großer Menge abgewickelt.
    HELFER „WIE AFFEN“ TANZEN LASSEN
    So wie beispielsweise im Fall des ehemaligen russischen Ministers für Telekommunikation Leonid Reimann . Dabei sollen nach Erkenntnissen der Frankfurter Staatsanwaltschaft hohe Erträge aus illegalen Geschäften über Tarnfirmen und Scheinrechnungen gewaschen und anschließend genutzt worden sein, um Anteile an Telekom-Unternehmen zu kaufen. Aus Russland floss das Geld auf Konten verschiedener Offshore-Firmen auf Zypern. Von dort aus ging es weiter auf Konten von Offshore-Anlagefonds auf den Bermudas. Aus der Karibik kam das Geld gewaschen zurück nach Russland, wo es für Beteiligungen an russischen Telekom-Unternehmen eingesetzt wurde. Abgewickelt haben diesen Geldkreislauf Treuhand-Firmen in Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg und auf den Cayman Islands. Der verursachte Schaden in Russland soll sich auf 440

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