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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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steuerfreundlich
    Prognosen, dass sich die wie eine edelsteinbesetzte Sichel zwischen Äquator und Madagaskar liegende Inselgruppe innerhalb weniger Jahre zu einer Spielwiese für steuerunwillige Einwanderer aus Europa und Asien entwickeln würde, haben sich bislang nicht bestätigt. Ausländer werden nicht bewusst hergelockt. Dennoch kann man hier gegen eine geringe Gebühr steuerbefreite Unternehmen gründen. Operieren die nur im Ausland, unterliegen sie keiner Devisenkontrolle. Seit 1978 ist die Gründung von Foundations möglich, die der Stiftung in Liechtenstein oder Panama ähneln und den Vermögensinhabern größtmögliche Anonymität gewähren. Dieses Rechtskonstrukt setzen seit 2008 vor allem Schweizer Treuhänder in der Vermögensverwaltung ein. Ende 2011 wurden darüber von den Banken in der Hauptstadt Victoria bereits über zwei Milliarden Euro verwaltet – Tendenz steigend.
    Der Inselarchipel gehört zu den schönsten der Welt. Jede der 115 Inseln birgt ihre eigenen Schönheiten und Geheimnisse. Nicht geheim sind die fehlende Einkommen-, Körperschaft-, Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuer. Das Bankgeheimnis ist zwar strikt, aber seit 2010 werden die OECD -Informationsstandards in Steuerangelegenheiten mit Drittstaaten umgesetzt. Damit lassen sich Schwarzgeldspuren nicht vermeiden. Offshore-Gesellschaften sind nach Zahlung einer Registergebühr von 1.000 Dollar steuerbefreit. Eine Steuerbefreiung gilt zudem für auf den Seychellen beschäftigte Ausländer.
Steuerfreiheiten am Golf
    Abu Dhabi, Bahrain, Dubai und Katar kämpfen um die Führungsrolle im zukünftigen Finanzzentrum zwischen Europa und Asien. Bereits heute kontrolliert Abu Dhabi den mit 875 Milliarden Dollar größten Staatsfonds der Welt, der von der Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) organisiert wird. Mit einem Anlagevermögen von weit über 400 Milliarden Dollar und rund 400 Banken gilt Bahrain als das Bankenmekka am Golf. Dubai setzt auf seine vollelektronische Börse International Financial Exchange (DIFX) , die erste internationale Börse in Nahost. Und eine Börse für ein Drittel der Weltbevölkerung von Indien bis Ägypten, von Istanbul bis Kapstadt. Katar wiederum versucht, Dubai den Rang abzulaufen. Mit geschätzten 1,3 Billionen Dollar Privatvermögen stellen die Staaten des Golfkooperationsrats (GCC) für die Finanzwelt einen lukrativen Markt dar.
    Privatpersonen, die hier eine Immobilie kaufen, profitieren von Nullsteuern, zudem gelten Steuerfreiheiten in den zahlreichen Freihandelszonen und Offshore-Zentren für Unternehmen aus dem Ausland. Steuerlich ist die Welt hier noch in Ordnung. Das gilt mit Einschränkung auch für Steuersünder aus Europa, Afrika und Asien, die bei den Banken in den Emiraten ihr Schwarzgeld parken. Wenn Geld aus der Schweiz überwiesen wird, fragen die Banken am Golf nicht danach, woher es stammt. Doch Vorsicht ist angebracht, die OECD -Informationsaustauschstandards in Steuerangelegenheiten werden seit 2009/2010 – je nach Emirat – umgesetzt. Der Fluss von schwarzem Geld beispielsweise aus der Schweiz ist also im Ernstfall rückwirkend nachvollziehbar.
Türkei: die Schweiz am Bosporus
    Auf der weltweiten Suche nach einem sicheren Hafen für Schwarzgeld haben deutsche Steuersünder mit illegalem Geld in der Schweiz auch die Türkei entdeckt. Hier zeigen die Banken noch Verständnis, wenn ausländische Kunden ihr Vermögen sicher anlegen wollen – vor allem sicher vor der Steuer. Das drohende Steuerabkommen zwischen Deutschland und der Schweiz hat Ende 2011, Anfang 2012 so manchen Steuersünder zu den Banken am Bosporus getrieben. Denn vielen ist die von den Schweizer Vermögensverwaltern angebotene Option Singapur zu weit weg.
    Vom deutschen Fiskus weitgehend unbemerkt entwickelt sich die Türkei zum neuen Anziehungspunkt für deutsche Steuerflüchtlinge. Das Land ist politisch stabil und mit dem Flugzeug günstig und schnell zu erreichen. Die Wirtschaft boomt, die Banken streben nach internationaler Anerkennung und bieten Anlagen in allen gängigen Währungen an. Dazu kommt eine komplikationslose Übertragung bestehender Konten und Depots – beispielsweise aus der Schweiz. Das geht regelmäßig über Zwischenkonten vor sich. Die Unterlagen über die anonymisierten Nummernkonten werden, ebenso wie in der Schweiz, bankintern gelagert, um verräterischen Schriftverkehr zu vermeiden.
    Zwar hat das deutsche Finanzministerium im September 2011 auch mit der Türkei ein Steuerabkommen

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