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Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus

Titel: Steuerflucht - Das Milliardengeschaeft mit dem Schwarzgeld Ein Insider packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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vertraglich gesteuert in Steuerparadiesen an. So bleiben beispielsweise bei Apple 70 Prozent der Gewinne im Ausland unversteuert.
    Multinationale Konzerne geben in ihren Konzernbilanzen zwar an, wie viel Steuern sie insgesamt gezahlt haben. Sie veröffentlichen jedoch nicht, wie hoch die Steuern bei den Niederlassungen rund um die Welt im jeweiligen Sitzland waren. Geschweige denn, in welchen Ländern keine oder nur geringe Steuern gezahlt wurden. Jeder Kauf bei Apple , jedes Herunterladen von Songs, Filmen oder einer App irgendwo auf der Welt bewirkt bei der Apple -Tochter iTunes S.à.r.l. in Luxemburg Lizenzeinnahmen von 20 Prozent. 2009 kam so mehr als eine Milliarde Dollar zusammen. Diese Gelder werden in Luxemburg nur gering besteuert, anders als in Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder den USA, wo der Kauf oder das Herunterladen erfolgt und eigentlich auch die Steuern anfallen würden.
    Und das geht so: Apple gehörte zu den ersten Unternehmen, die Vertriebspartner im Ausland mit dem Status eines „Kommissionärs“ und nicht eines „Händlers“ belegten. Da Kommissionäre steuertechnisch gesehen zu keiner Zeit im Besitz einer „Ware“ sind, fallen bei ihnen auch keine oder kaum Steuern an. Das erlaubt beispielsweise dem Vertriebspartner – eine Apple -Tochter – im Hochsteuerland Deutschland das Geschäft virtuell über das Offshore-Zentrum Singapur abzuwickeln. Der Großteil des Gewinns aus diesen Transaktionen wird damit nicht in Deutschland, sondern mit den günstigen beziehungsweise Nullsteuersätzen in Singapur besteuert.
    Über ein Netzwerk von Niederlassungen in Steuerparadiesen hat es Apple 2009 verstanden, auf den im Ausland angefallenen Gewinn in Höhe von 24 Milliarden Dollar – was 70 Prozent des Gesamtkonzerngewinns ausmacht – nur 3,2 Prozent Steuern zu zahlen. Im Jahr 2010 lag die Steuerquote sogar bei nur 2,2 Prozent. Und das, obwohl mindestens 50 Prozent der Produktherstellung, Patententwicklung und des Marketings in Kalifornien erfolgte. Teilt man die im Ausland gezahlten Steuern entsprechend dem tatsächlichen Aufwandsschlüssel zwischen diesen Ländern und den USA auf, zeigt sich, dass die USA 2,4 Milliarden Dollar mehr Steuern hätten einnehmen müssen. Unternehmensrenditen von 15, 20 und mehr Prozent sind ohne Steuereinsparungen über den Umweg Offshore-Welt kaum möglich.
    Die Heimatländer der Konzerne wissen das. Aber was sollen sie dagegen unternehmen? Müsste Apple beispielsweise in den USA mehr Steuern zahlen, würde der Konzern damit drohen, aus Kalifornien wegzuziehen. Cupertino würde dann nicht nur seinen größten Arbeitgeber verlieren, sondern jährlich auch acht Millionen Dollar weniger Grundsteuer einnehmen. Und: 47.000 Beschäftigte mit ihren Steuer-und Sozialabgaben sowie ihrer Kaufkraft für den örtlichen Handel ständen für die Stadt auf dem Spiel.
    Die dritte Offshore-Stufe der Vereinigten Staaten besteht aus einem kleinen Netz von Überseesatelliten: Während die US-amerikanischen Virgin Islands in der Karibik als Steuerparadies bedeutungslos sind, dienen die Marshallinseln vor allem als Schiffsregister. Der Pazifikstaat stellte beispielsweise die Gefälligkeitsflagge für die vom Ölmulti BP betriebene Ölplattform Deepwater Horizon , deren Untergang 2010 für die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko verantwortlich war. Auch Liberia auf dem afrikanischen Kontinent ist als Schiffsregister bekannt.
Oh, wie schön ist Panama
    Das größte Steuerparadies im US-Einflussgebiet ist Panama, das durch seine Freihandelszone zu einem der weltweit schmutzigsten Geldwäschebecken geworden ist. Das zentralamerikanische Land ist mit dreieinhalb Millionen Einwohnern gerade mal so groß wie Berlin. Doch der kleine Binnenmarkt hat ausländische Investoren 2011 nicht davon abgehalten, rund drei Milliarden Dollar zu investieren. Rund 14.000 Schiffe passieren jedes Jahr den Panamakanal. Sie transportieren Waren von Europa an die Westküste der USA oder von der US-Ostküste nach Asien. Die Giganten der Schifffahrt, die sogenannten Post-Panamax-Containerschiffe, passen noch nicht durch die Schleusen. Deshalb wird gerade für fünf Milliarden Dollar ein neues Schleusensystem gebaut, das 2014 in Betrieb gehen soll. Das Land erweist damit dem Rest der Welt einen großen Dienst, da es ein Nadelöhr im globalen Handel beseitigt.
    Aber schon heute ist der mittelamerikanische Zwerg auf See ein Riese und die größte Seemacht der Welt: 25 Prozent der internationalen

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