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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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Katar, Liechtenstein, Seychellen
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keine Steuer auf Veräußerungsgewinne
Andorra, Anguilla, Azoren, Bahamas, Bermudas, Cayman Islands, Madeira, Malediven, Nauru, Schweiz, Turks- and Caicos-Islands, Vanuatu
niedrige nominale Steuerbelastung
Estland, Irland, Lettland, Litauen, Malta, Österreich, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Ungarn, Zypern

Steueroasen sind die schwarzen Löcher der Weltwirtschaft
    Wer auf politischer Ebene in den letzten Jahren glaubte, nach grauen und schwarzen Listen mit neuen Steuerabkommen und der teilweisen Abschaffung des Bankgeheimnisses den Steueroasen den Garaus machen zu können, der unterliegt einem Irrtum. Wie die vorangegangen Ausführungen gezeigt haben, hat es im Einzelfall zwar Veränderungen und regionale Verschiebungen in der Offshore-Welt gegeben – am Offshore-Geschäftszweck, über Steueroasen und Offshore-Finanzzentren Steuern einzusparen, hat das aber wenig geändert.
    Für Privatpersonen, vor allem in Industrieländern, ist es aufgrund verstärkter internationaler Kontrollmechanismen zwar schwieriger geworden, dem Fiskus in den Heimatländern ein Schnippchen zu schlagen, Vermögenswerte außer Landes zu schaffen und in Offshore-Zentren steuerfrei zu parken. Die Offshore-Industrie war aber kreativ genug, ihnen neue Steuersparkonstruktionen und neue Destinationen im globalen Steuerdschungel zu offerieren. Ganz abgesehen davon, dass viele neue Steuerabkommen lückenhaft sind und zahlreiche, ganz legale Steuerschlupflöcher beinhalten. Für international aufgestellte Unternehmen ist in der Offshore-Welt ohnehin alles beim Alten geblieben.
    Zwei aktuelle Studien der Organisation Tax Justice Network (TJN) vom Juli 2012 bestätigen diese Entwicklungen. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass aktuell zwischen 21 und 32 Billionen Dollar in Steueroasen gebunkert werden. Dabei gehen die Autoren der Studien davon aus, dass bisher viele Billionen an privatem Vermögen bisher nicht in die Berechnungen von Einkommens- und Vermögensungleichgewichten einbezogen wurden, denn: Sind solche Vermögen in Steueroasen angelegt, wo die tatsächlichen Eigentümer nicht registriert werden müssen (etwa über Stiftungen und Trusts), können diese für die Statistiken nicht herangezogen werden. Auch das aus diesen Vermögen erwirtschaftete Einkommen bleibt großenteils unberücksichtigt. Untersucht wurden dabei lediglich Finanzvermögen; Sachvermögen wie Immobilien, Gold, Yachten und Rennpferde etc. wurden nicht berücksichtigt.
    Weltweit sind es weniger als zehn Millionen Reiche, die über dieses Vermögen verfügen. Auf weniger als 100 000 Personen entfallen ganze 8,9 Billionen Dollar. Das entspricht etwa zwei Dritteln der Wirtschaftsleistung (BIP) der EU (15 Billionen).
    Der Entzug solcher Billionensummen vor staatlicher Steuerkontrolle hat politische und wirtschaftliche Folgen. So entgehen den Staaten pro Jahr rund 200 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen. Rechnet man das in Steueroasen gehortete Vermögen ihrer Bürger ein, sind viele Länder mit hoher Staatsverschuldung tatsächlich Netto-Kreditgeber. So stehen aktuell beispielsweise 139 Entwicklungs- und Schwellenländer zwar mit 4,1 Billionen Dollar in der Kreide. Würde man jedoch die in Steueroasen geparkten Vermögenswerte der Reichen dieser Länder mit einbeziehen, verfügten diese Staaten statt über Schulden über einen Überschuss von 10 bis 13 Billionen Dollar – ganz abgesehen davon, was den Staaten über „Steuereinsparungen“ von Unternehmen über den Umweg Offshore-Welt verloren geht.
    Angesichts der Billionen Staatsschulden weltweit gibt es nicht nur für Institutionen wie den IWS , die Weltbank, BIZ, EZB, US-Federal Reserve oder Bank von England Handlungsbedarf. Auch OECD, EU und andere Organisationen sind gefragt, den Ungleichgewichten in Einkommen und Vermögen zwischen Arm und Reich auf unserem Globus den Kampf anzusagen. Solange das nicht ernsthaft in Angriff genommen wird, wird es auch weiterhin Steueroasen geben. Diese lassen sich mittels geschickten Ausnutzens von Lücken in bilateralen Abkommen für Reiche und Unternehmen ganz legal nutzen. Mittlerweile existiert eine ganze Armada von Rechts- und Steuerberatern sowie Bankern, die sich genau darauf spezialisiert haben.

Quellenverzeichnis
    Banken, Institutionen und Unternehmen
    Banken, Institutionen und Unternehmen
    Accenture

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