Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
Vom Netzwerk:
auch Norderfriedrichskoog , den Hebesatz in Höhe von 200 Prozent einzuführen. Im Bundesvergleich hat Norderfriedrichskoog damit aber nach wie vor den niedrigsten Gewerbesteuersatz.
    Vergleicht man beispielsweise die Steuerlast zweier Kapitalgesellschaften für 2008, von denen die eine München und die andere in Norderfriedrichskoog ihre einzige Betriebsstätte haben, ergibt sich für die in München ansässige Gesellschaft eine Gesamtsteuerbelastung von nahezu 33 Prozent, während die Kapitalgesellschaft in Norderfriedrichskoog lediglich knapp 23 Prozent des erwirtschafteten Gewinns an Finanzamt und Gemeinde abführen muss.
    Erfolgreiches Steuerdumping betreiben unter anderem auch:
Ebersberg: Im Ebersberger Forst im Osten Münchens residieren viele Briefkastenfirmen. Als einer von ganz wenigen Landkreisen verfügt Ebersberg mit dem Forst über ein „außermärkisches Gebiet”, das heißt über eigene Flächen, die zu keiner Gemeinde gehören. Dort kann es theoretisch Betriebe ansiedeln und Gewerbesteuer kassieren. Hier gedeiht unter anderem seit 2004 ein Ableger der globalen Finanzwelt: Geschlossene Fondsgesellschaften der Unicredit-Tochter Wealthcap für Geldanlagen in Flugzeugen oder Einkaufszentren, auch wenn der Euro andernorts rollt. Für jeden Fonds wird eine eigene Gesellschaft gegründet, deshalb die vielen Namensschilder. Diese Gesellschaften sind äußerst mobil, brauchen kaum Infrastruktur und können dorthin gehen, wo wenig Steuern zu zahlen sind. Der Hebesatz von Ebersberg liegt mit 200 Prozent an der zulässigen Mindestgrenze.
Weitere Destinationen: Grünwald – Hebesatz 240, Gräfelfing – Hebesatz 250, Pullach – Hebesatz 260, Holzkirchen – Hebesatz 240, Zossen/Berlin – Hebesatz 200
    Den deutschen „Steueroasen” bringen die niedrigen Sätze viel Geld.
    Im Zuge einer für 2012/2013 geplanten Unternehmenssteuerreform soll geprüft werden, ob bei der Gewerbesteuer künftig nur noch Gewinne zu belasten sind, nicht aber mehr sogenannte ertragsunabhängige Elemente wie Zins-, Miet- und Leasingzahlungen. Die dadurch zu erwartenden Steuerminderungen belaufen sich auf bis zu 1,5 Milliarden Euro.
    Frankreich mit Korsika
Fläche: 543 965 qkm
Hauptstadt: Paris
BIP je Einwohner: 44 401 USD
Arbeitslosigkeit: 10,1 Prozent
Abkommen: DBA, OECD-Informations- und Austauschabkommen
Einwohner: 62,9 Millionen
Sprache: Französisch
Währung: Euro
Inflation: 2,0 Prozent
Staatsverschuldung: 85,8 Prozent
    Die Lage Frankreichs ist Mitte 2012 alles andere als gut. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 10,1 Prozent, das Außenhandelsdefizit bei 70 Milliarden Euro. Die Staatsverschuldung kletterte während Sarkozys Regierungszeit auf 86 Prozent des BIP. Die Ratingagentur Standard & Poor’s erkannte Frankreich Anfang 2012 die Bestnote AAA ab. In der Bevölkerung wachsen Zweifel, ob der Sparkurs vernünftig ist. Franç ois Hollande , der neue Präsident, verspricht, sich in der EU für eine schuldenfinanzierte Wachstumspolitik einzusetzen. Auch sollen die Mehrwertsteuer, die Steuer für Großunternehmen und die Reichensteuer heraufgesetzt werden. Noch unter Sarkozy wurden die Gesetze gegen Steuerflucht verschärft. Aber nicht nur der Staat ächzt unter der Schuldenlast, auch die 5500 Kommunen sind in den Schuldensumpf geraten. Unter anderem auch deshalb, weil sie sich in der Vergangenheit von den Banken riskante Kredite haben aufschwätzen lassen. Zu lange hat das Land auf Kredit und von sozialen Transfers gelebt.
    Dabei hätte Frankreich allen Grund, sich seiner Stärken zu besinnen. Auf wirtschaftlichem Gebiet stechen an erster Stelle die großen Unternehmen hervor. 35 von ihnen zählen zu den 500 umsatzstärksten Konzernen der Welt . Damit hat Frankreich einen mehr als Deutschland und übertrifft alle anderen Länder Europas . Einen gemeinsamen Nettogewinn von 73 Milliarden Euro haben die im Börsenindex CAC-40 vereinten vierzig französischen Konzerne 2011 erwirtschaftet.
    Doch die Erfolge dieser Konzerne überdecken, dass die mittelständische Industrie Frankreichs im internationalen Vergleich immer weiter zurückfällt. Sie trifft ein starker Euro stärker als etwa den Nachbarn Deutschland . Dazu kommen höhere Arbeitskosten und eine geringere Produktivität. Die Industrie produziert zu teuer, junge

Weitere Kostenlose Bücher