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Steueroasen Ausgabe 2013

Steueroasen Ausgabe 2013

Titel: Steueroasen Ausgabe 2013 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Lothar Merten
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Körperschaftsteuersatz 2008 auf 15 Prozent zuzüglich 0,8 Prozent Solidaritätszuschlag auf insgesamt 15,8 Prozent gesenkt.
    Betrachtet man die Körperschaftsteuer isoliert, drängt sich der Eindruck auf, Deutschland wäre im internationalen Steuervergleich neben der Schweiz, Bulgarien oder Irland eine Steueroase für Kapitalgesellschaften und somit ein idealer Investitionsstandort oder in Verbindung mit weiteren Faktoren ein steuerlich attraktiver Standort für internationale Holdinggesellschaften. Doch diese Betrachtung greift für die Steuerbelastung der Kapitalgesellschaften in Deutschland zu kurz. Für Investitionsentscheidungen und letztlich auch für die Shareholder ist nicht der Körperschaftsteuersatz, sondern die Gesamtsteuerbelastung auf die Erträge maßgeblich. In Deutschland tritt zur Körperschaftsteuerbelastung die Gewerbesteuerabgabe hinzu. Sie liegt – regional unterschiedlich – zwischen 14 bis 15 Prozent.
    In weiten Teilen des Landes hat die deutsche Politik somit ihr Ziel, die Steuerbelastung für Kapitalgesellschaften unter die Marke von 30 Prozent zu senken, erreicht. Wurde aber auch das Ziel, international wettbewerbsfähiger zu werden, erreicht? Im internationalen Vergleich korrigiert sich das Bild, wenn die gesamte Steuerbelastung auf Einkommen und Erträge ermittelt wird. Während Deutschland vor der Unternehmenssteuerreform 2008 mit 39,5 Prozent an dritter Stelle der Hochsteuerländer lag, haben deutsche Kapitalgesellschaften im Vergleich der wichtigsten Industrieländer inzwischen zwar „nur” noch die sechsthöchste tarifliche Steuerbelastung zu schultern, doch haben andere Länder ebenfalls an ihrer Steuerbelastung gearbeitet. Das Prädikat „Steueroase” bleibt Deutschland somit auf den zweiten Blick verwehrt. Auch dann, wenn die zurzeit diskutierte Reform der Unternehmensbesteuerung mit einer Steuerentlastung von 2 Milliarden Euro sowie erleichterte Verlustabschreibungen vom Gesetzgeber verabschiedet werden sollten.
    Ausländische Investoren können unangenehme Überraschungen vermeiden, wenn sie ihren Businessplan für deutsche Tochterunternehmen oder Investitionsvorhaben vor der Investitionsentscheidung von einem Steuerexperten prüfen lassen. Das deutsche Steuerrecht kennt zahlreiche Ausnahme- und Sondertatbestände, die betriebliche Ausgaben von der Berücksichtigung im Rahmen der Ermittlung der Besteuerungsbasis ausschließen. Was nach deutschem Handelsrecht Aufwand darstellt, muss steuerlich nicht Betriebsausgabe sein. Durch Hinzurechnungsvorschriften bei der Gewerbesteuer oder bei der Körperschaftsteuer, die sich von Unternehmen zu Unternehmen höchst unterschiedlich auswirken, kann die effektive Steuerbelastung vieler Unternehmen wesentlich höher ausfallen. Vergleicht man die Steuerbelastung mit dem handelsrechtlichen Jahresüberschuss vor Steuern, kann die Zielmarke von 30 Prozent schnell überschritten sein. Außerdem gibt die deutsche Finanzverwaltung im Rahmen von Abschreibungen auf Investitionen Abschreibungssätze vor, die im Vergleich mit den Abschreibungssätzen anderer Länder, etwa der Schweiz , zu einer vorverlagerten Besteuerung der Erträge aus Investitionen führt.
    Deutsche Gewerbesteueroasen
    In der gesamten Republik konkurrieren Kommunen untereinander mit niedrigen Gewerbesteuersätzen um Unternehmen. Doch fast nirgends ist das Gefälle so groß wie im Großraum München . Vor allem im Süden der Landeshauptstadt sollen extrem niedrige Tarife Betriebe anlocken. Manche von ihnen erweisen sich als reine Briefkastenfirmen, denen sogar eine Scheune im Wald als Firmensitz reicht. In den Nachbargemeinden klagen die Kommunalpolitiker dann gerne über das vermeintliche Steuerdumping. Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für Steuerdumping in Deutschland ist Norderfriedrichskoog .
    Norderfriedrichskoog: Hausgemachte Steueroase
    Die 55 Einwohner zählende Gemeinde Norderfriedrichskoog liegt an der Westküste Schleswig-Holsteins nahe Husum . Sie macht mit ihrem vollständigen Verzicht auf kommunale Steuern bereits seit 1993 deutschlandweit Furore. Das hatte historische Gründe: Einnahmen infolge eines Deichbaus im Jahr 1969 sorgen dafür, dass die Gemeindekasse stets gut gefüllt ist. In der Folgezeit siedelten sich bereits über 500 Unternehmen an.
    Das Gewerbesteueränderungsgesetz 2003 verpflichtete

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