Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Hallo?
Kann ich auch mal was sagen?
Ich verbrachte mein halbes Leben damit, Diättipps nachzujagen – und nicht einzuhalten. Auch wenn ich durch die Ernährungsumstellung sehr viel gelernt habe, war mir natürlich nicht alles neu. Manchmal geht es aber nicht darum, neue Ernährungsgeheimnisse zu lüften, sondern vielmehr darum, sich an die Grundregeln zu erinnern. Dennoch gab es so einige persönliche Highlights bei den Ernährungstipps, die mir extrem halfen, durchzuhalten – unabhängig davon, ob sie mir schon bekannt waren oder nicht. Oft reichte es aus, mir diese Tipps einfach wieder ins Bewusstsein zu rufen.
Ein Beispiel aus meinem Alltag: Wenn ich morgens, wohlgemerkt nach dem Frühstück, auf dem Weg zur Arbeit an meiner Lieblingsbäckerei vorbeikam und mit dem Gedanken spielte, ein klitzekleines zweites Frühstück einzunehmen, rief ich mir die Worte des Professors ins Gedächtnis. Dabei erschien der feine Herr in Form eines Engelchens auf meiner Schulter und flüsterte: »Stevani, du weißt doch: Bäckereien sind die größten Fast-Food-Ketten!«
Kaum hatte er das ausgesprochen, quatschte ihm das Teufelchen dazwischen: »Aber, Stevani, der Professor sagte doch, du sollst nichts weglassen, was du total gern isst. Und du liebst Schokocroissants! Denk doch nur an das wunderbare Geräusch, wenn du den ersten Bissen nimmst: ein Knistern wie Holz im Kamin. Und dann, mmmh, wie das noch warme Gebäckstück auf deiner Zunge zart schmelzend zergeht und die Süße der Schokolade deine Zungenspitze umhüllt. Und, Stevani, das ist die einzige Bäckerei, die Croissants mit Kinderriegeln füllt! Darauf willst du jetzt verzichten? Wirklich? Macht dich das glücklich?«
Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
»Kein Problem, Stevani. Du liebst Schokolade. Ich weiß das. Du weißt das. Das Teufelchen weiß das«, mischte sich die Stimme des Professors ein. »Wieso machst du dir heute nicht zur ersten Pause einen heißen Kakao? Das ist doch bei diesem Schmuddelwetter genau das Richtige. Und den kannst du dann im Warmen genießen und musst nicht hier im Gehen Kalorien verdrücken, die dir später wieder leidtun.«
Richtig! Der Professor hatte mal wieder recht. Ich könnte das Croissant in dem Moment nicht wirklich genießen. Außerdem war ich wirklich satt. Nichts als die Gewohnheit hatte mich innehalten lassen. Und natürlich das Teufelchen, das ich endlich von meiner Schulter schnippte, bevor ich flotten Schrittes ins Büro ging.
Ja, ich ging zu Fuß ins Büro, bei Wind und Wetter. Das war mein Morgensport. Bewegung in den Alltag integrieren wirkt Wunder. Lieber regelmäßig bewegen, dafür nicht so lange. Denn beim Abnehmen reduziert der Körper Wasser, Fett und Muskelmasse – in dieser Reihenfolge. Sport wirkt dem Abbau der Muskelmasse entgegen. Ich versuche bis heute, alle Treppen, die mir jeden Tag begegnen, zu gehen. Kein Aufzug, keine Rolltreppen! Falls Feuer ausbricht, stecke ich dann auch nicht im Fahrstuhl fest. Und bei diesen morgendlichen Spaziergängen kann ich außerdem wunderbar meinen Gedanken nachhängen.
An jenem Morgen machte ich mir wieder bewusst, dass ich nichts weglassen muss, was ich liebe – nur eben ein wenig variieren: statt Schokocroissants Kakao, statt Schokolade pur Schokopudding, statt einer Tafel pro Woche ein kleines Stückchen jeden Tag. Ich soll und will jeden Tag bewusst essen und nicht irgendetwas verschlingen, während ich am Rechner sitze oder telefoniere. Auf keinen Fall soll ich im Stehen essen oder mal schnell im Auto, während ich auch noch am Steuer sitze.
Ich erinnerte mich an frühere Zeiten, in denen ich mir morgens vor der Arbeit bei besagtem Bäcker mindestens zwei Schokocroissants, einen Milchkaffee (natürlich mit Süßstoff – wo kämen wir sonst hin?) und einen halben Liter Orangensaft gekauft hatte. Dieses Superfrühstück hatte ich dann auf der Fahrt zur Arbeit alles andere als genüsslich – fast schon unbewusst (»Hab ich heute Morgen überhaupt etwas gefrühstückt?«) und hupend hinter dem Steuer – verschlungen.
Heute gehe ich die paar Meter zur Arbeit nicht nur zu Fuß, sondern frühstücke auch vorher zu Hause – bewusst. Wenn ich esse, dann esse ich, und zwar ohne nebenher etwas anderes zu tun. Und ohne schlechtes Gewissen, das ist ganz wichtig. Auch ich darf mein Essen ohne Reue genießen. Normalgewichtige Menschen machen das automatisch, wenn vielleicht auch unbewusst. Sie essen und genießen ihr Essen ohne schlechtes Gewissen. Warum auch
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