Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
bösen Schwestern von Aschenputtel, war aber nicht bereit, mir den großen Zeh abzuschneiden. Also kniff ich mein Popöchen zusammen, ignorierte die Schmerzen im Fuß und zog mich an der bunten Wand nach oben – gesichert vom Adonis.
Während ich Blut und Wasser schwitze, versuchte Marco, mich von unten zu motivieren: »Das ist wie Schach spielen. Ein Schritt nach dem anderen!«
Ich spielte kein Schach und fand, das war mehr wie Mensch ärgere dich nicht! . Vor allem, als er mir in den Ruhepausen, in denen ich nach Atem ringend in den Seilen hing, Sprüche zurief wie: »Du musst nach ganz oben, Stevani. Oder willst du den ganzen Tag da oben rumhängen?«
Warte nur, bis ich wieder runterkomme, dann kannst du was erleben, dachte ich und zog mich tatsächlich bis ganz nach oben. Am schönsten war das Abseilen, fast wie Fliegen. Dieses Gefühl war mir bis dahin recht fremd gewesen.
Nach den ersten vier Monaten hatte ich dank der Ernährungsumstellung und gezielter Bewegung ganze zehn Kilo abgenommen. Das war ein Grund zu feiern, fand nicht nur ich. Holger Stromberg bot an, zur Feier der zehn Kilo ein Fünf-Gänge-Menü für Jan und mich zu zaubern. Und noch am selben Abend stand der Spitzenkoch in unserer bescheidenen Küche, schwenkte die Pfanne und sagte: »So kocht man sich schlank!«
Beim anschließenden Candle-Light-Dinner gab es die abgefahrensten Sachen, die ich je gegessen habe. Da Jan Vegetarier ist, allerdings Fisch isst, gab es Kabeljaufilet, Sashimi – also Sushi ohne Reis – aus Lachs, Jakobsmuscheln und Pilze als eiweißreichen Fleischersatz. Es war ein wahres Festmenü mit wenig Kalorien und hohem Unterhaltungswert. Noch dazu spülte Holger Stromberg anschließend ab und räumte die komplette Küche auf. Am liebsten hätte ich ihn gleich dabehalten. Ein echter Gentleman weiß allerdings, wann er zu gehen hat. Und das tat er genau dann, als Jan und ich den Champagner entdeckten, den wir zur Feier des Tages köpften.
Inzwischen hatte ich das Programm nicht nur verstanden, sondern auch verinnerlicht. Dabei war die richtige Ernährung das Wichtigste, der Sport das Zusätzliche. Durch Sport allein kann man nicht wirklich viel abnehmen, denn die Kalorienmenge, die man verbraucht, ist nicht groß genug (außer man ist Leistungssportler). Man muss also in jedem Fall seine Essgewohnheiten ändern. Aber Sport unterstützt das Ganze. Am besten ist Ausdauersport wie Radfahren, Schwimmen, Laufen und Nordic Walking. Sport hilft außerdem dabei, Folgeschäden des Abnehmens wie schlaffe Haut und schmerzende Gelenke wieder in den Griff zu bekommen.
Sport und Bewegung sollten also auf keinen Fall vernachlässigt werden. Leider lief ich bereits Gefahr, das zu vergessen, als ich des Öfteren wieder das Auto statt des Fahrrads nahm, um die paar hundert Meter zur Arbeit zu fahren. Also traf ich mich erneut mit Marco Santoro in Paderborn. Er war nicht wirklich begeistert darüber, dass ich die wenigen Schritte von mir zu Hause bis zur Tanzschule ebenfalls mit dem Auto zurücklegte. Ich war dafür umso begeisterter, als er mir wunderschöne weiße Tanzschuhe überreichte.
Marco legte Salsa-Musik auf, zeigte mir den Grundschritt und zählte laut im Takt mit (lustigerweise immer auf Englisch). Das lief eigentlich noch ganz gut. Als er mich dann aber aufforderte, mit den Hüften zu wackeln, wollte ich das beim besten Willen nicht tun. Es war schon komisch genug, mir im Spiegel dabei zuzusehen, wie ich versuchte, mich im Takt der Musik zu bewegen. Aber ein mit den Hüften wackelnder Wal auf weißen Pumps?!
Marco war unerbittlich. Wenn ich nicht sofort mit den Hüften wackeln würde, ginge es wieder zurück an die Kletterwand. Das saß. Ich zeigte vollen Hüfteinsatz und war erstaunt darüber, dass ich in den Jahren zuvor völlig vergessen hatte, meine Hüften von selbst zu bewegen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich endlich mal wieder sexy. Und auch wenn ich mit Salsa mangels eines tanzwilligen Partners danach nicht weitermachte, war mein sportlicher Ehrgeiz geweckt.
Dreieinhalb Monate nach Beginn der Dreharbeiten, um genau zu sein am 3. April 2010, meldete ich mich in einem Anfall von vorübergehender Geistesgestörtheit zum zehn Kilometer langen Osterlauf in Paderborn an. Obwohl man mich in der Fett weg!- Doku immer als die »selbstbewusste Powerfrau Stevani« anmoderierte, kam ich bei diesem Lauf wirklich an meine Grenzen.
Schon als ich am Start antrat, sahen mich die Leute an, als hätte ich mich
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