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Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Titel: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn
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nicht?
    Ich musste erst lernen, mich bewusst auf das Essen zu konzentrieren, darauf, nicht zu schlingen, zu genießen und mir Zeit zu nehmen. Zugegeben, manchmal setzen meine zwei Fellnasen alles daran, mich beim Essen abzulenken. Aber wer könnte ihnen böse sein, wenn sie mich so süß mit ihren Katzennasen anstupsen. Essen teilen macht übrigens auch Spaß – und schlank!
    Trotzdem, ich lasse mir Zeit beim Essen. Lieber stehe ich eine halbe Stunde früher auf, als schon morgens beim Frühstück zu hetzen. Der Tag wird meistens noch anstrengend genug. Ich esse langsam, nicht nur, um zu genießen, sondern auch, um zu merken, wann ich satt bin. Denn unser Sättigungsgefühl setzt frühestens nach 15 Minuten ein. Ich weiß, »Langsam essen!« ist leichter gesagt als getan. Aber auch das kann man trainieren und so wird es schon bald zur Normalität.
    Dabei sollte man den Einfluss der Psyche nicht unterschätzen. Sobald das Essen zum Mittel gegen Frust oder Langweile wird, gerät das Zusammenspiel von Hunger und Sättigung ins Ungleichgewicht. Hunger spürt man, wenn die Energiereserven nach etwa drei, vier Stunden ohne Nahrung langsam zur Neige gehen. Dann fällt der Blutzuckerspiegel und Botenstoffe im Gehirn wecken das Verlangen zu essen. Das Sättigungssignal wird ähnlich gesteuert, ist aber bei Weitem nicht so stark wie sein Gegenpart, der Hunger.
    Eine große Rolle spielt auch die Erziehung. Wer kennt nicht den Spruch »Wenn du deinen Teller nicht leer isst, scheint morgen keine Sonne!«, oft verbunden mit der Drohung: »Und dann gehen wir nicht ins Freibad.« Um Missverständnisse auszuräumen: Ob die Sonne am nächsten Tag scheint oder nicht, hat nichts damit zu tun, ob noch etwas auf dem Teller liegt oder nicht. Aber seltsamerweise wurde mir genau das jahrelang erzählt, als ich ein Kind war. Und ich fürchte, da war ich nicht die Einzige. Obwohl ich schon recht bald feststellte, dass Wetter und Pommes nicht wirklich in Relation zueinander stehen (sonst hätte es die letzten dreißig Jahre dank meines Einsatzes jeden Tag schönes Wetter in Paderborn gegeben), war die Überzeugung »Ich muss aufessen« nur schwer wieder aus mir rauszukriegen.
    Mein Mann war mir auch dabei eine wirklich große Unterstützung. Als es mir eines Tages mal wieder leidtat um das gute Essen auf meinem Teller, das ich doch nicht einfach verkommen lassen konnte, wo andere Menschen auf dieser Welt hungerten (ja, manchmal musste auch Afrika herhalten für mein Übergewicht, ich aß nämlich für die alle mit), sah Jan mich skeptisch an und sagte: »Stevani, nach Afrika kriegen wir das heute nicht mehr. Es landet in der Kanalisation – auf dem einen oder anderen Weg.«.
    Das war überzeugend und der Appetit war mir auch vergangen. Danke, Schatz!
    Um nicht immer wieder zu viel auf dem Teller zurücklassen zu müssen, lernte ich bald, mir einfach die richtige Menge zu nehmen. Auch dabei half mir Jan auf seine Art. Immer wenn ich mir den Teller mal wieder übertrieben vollgeschaufelt hatte, sah er mich zweifelnd an und sagte: »Okay, dann nehme ich besser etwas weniger, weil ich bestimmt eine Hälfte von deinem Essen übernehmen muss.«
    Da mein Mann ja sowieso eine Stabheuschrecke ist, kann er das ganz gut vertragen. Ich glaube, er ist ein Zauberer. Sein Trick: Er verbrennt Kalorien in dem Moment, in dem er sie in den Mund steckt. Toll, oder?
    Tatsächlich sind die Menge auf dem Teller sowie die Größe des Tellers wirklich entscheidend für das Essverhalten. Wissenschaftler haben in Studien herausgefunden, dass Appetit und Sättigungsgefühl anfällig für Täuschungen sind. Sie ließen ihren Probanden Gerichte auf unterschiedlich großen Tellern servieren. Je größer der Teller war, desto mehr konsumierten die Studienteilnehmer – bis zu circa dreißig Prozent mehr, als sie sonst aßen. Dabei waren sie überzeugt davon, dass die Menge genau richtig sei, um Appetit und Hunger zu stillen. Überraschend war außerdem, dass nur vier Prozent der Teilnehmer wirklich bewusst war, dass ihr stärkerer Appetit mit der Größe des Tellers zusammenhing. Alle anderen gingen davon aus, genauso viel wie sonst gegessen oder einfach nur mehr Hunger gehabt zu haben.
    Als ich Jan von dieser Studie berichtete, meinte er, wir könnten von ihm aus auch gern nur noch von Untertassen essen. Die Idee fand ich gar nicht schlecht und überlegte kurz, dieses Konzept für sehr viel Geld als nächstes Summer Special an die Boulevardpresse zu verkaufen. Ich sah die

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