Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
beschloss, einen Frequenzzähler zu bauen, der durch ein elektronisches Signal die Impulse pro Sekunde zählt. Hierzu benötigte er einige Teile, die HP herstellte. Also griff er zum Telefon und rief den CEO an. »Damals hatte man noch keine geheime Telefonnummer, sodass ich Bill Hewletts Privatnummer nachschlagen und ihn zu Hause in Palo Alto anrufen konnte. Er unterhielt sich 20 Minuten lang mit mir. Dann besorgte er mir die Teile, verschaffte mir aber auch einen Job in der Anlage, in der man Frequenzzähler produzierte.« Jobs arbeitete dort nach seinem ersten Jahr an der Homestead High während der Sommerferien. »Mein Dad fuhr mich morgens hin und holte mich abends ab.«
Seine Arbeit bestand hauptsächlich darin, »Muttern und Schrauben an Dingen anzubringen«, und zwar am Fließband. Einige seiner Kollegen hegten einen gewissen Groll gegen diesen aufdringlichen Jungen, der den Job durch einen Anruf beim CEO ergattert hatte. »Ich erinnere mich, wie einer der Aufseher sagte: ›Ich mag diesen Job, ich mag diesen Job.‹ Als ich ihn fragte, was er am liebsten täte, antwortete er: ›Ficken.‹ Jobs fiel es leichter, sich bei den Ingenieuren einen Stock höher einzuschmeicheln. »Jeden Morgen um zehn Uhr gab es hier Kaffee mit Donuts. Also ging ich hinauf und hing bei ihnen herum.«
Jobs arbeitete gern. Er trug auch Zeitungen aus – wenn es regnete, chauffierte ihn sein Vater –, und während seines zweiten Jahres an der Highschool arbeitete er am Wochenende und während des Sommers als Regalauffüller in einem höhlenartigen Elektronikgeschäft namens Haltek. So wie die Schrottplätze seines Vaters ein Paradies für Autoteile waren, war dies ein Paradies für Elektronik, das sich über einen gesamten Stadtblock erstreckte; neues, gebrauchtes und geborgtes Zubehör, das auf einem Gewirr von Regalen verstaut, wahllos in Büchsen gestopft und in einem Hof im Freien aufgetürmt war. »Draußen in der Nähe der Bucht besaßen sie ein eingezäuntes Gelände mit Dingen wie Polaris-U-Boot-Innenausstattungen, die in Einzelteile zerlegt und als Altmaterial verkauft worden waren«, so Jobs. »Alle Bedienungselemente und Schalter waren noch vorhanden. Sie waren in Tarnfarbengrün und Grau gehalten, aber sie hatten diese Schalter in den Nuancen Bernstein und Rot. Da waren auch diese großen alten Schalthebel. Wenn man sie kippte, entstand eine unheimliche Atmosphäre, so als würde man Chicago in die Luft sprengen.«
An den Holztheken, auf denen sich dicke Kataloge in zerfledderten Mappen türmten, handelten die Kunden um Schalter, Widerstandsgeräte, Kondensatoren und manchmal um die neuesten Speicherchips. Sein Vater feilschte immer um Autoteile, und Jobs tat es ihm nach. Er entwickelte ein Wissen über elektronische Teile, das durch seine Vorliebe fürs Feilschen und durch sein Gewinnstreben abgerundet wurde. Er besuchte gern Elektronik-Flohmärkte wie die Tauschbörse in San José, feilschte um eine gebrauchte Platine, die einige wertvolle Chips oder Komponenten enthielt. Dann verkaufte er alles seinem Chef bei Haltek.
Mit 15 bekam Jobs mit der Unterstützung seines Vaters sein erstes Auto. Es war ein zweifarbiger Nash Metropolitan, den sein Vater mit einem MG-Motor ausgestattet hatte. Jobs mochte ihn nicht wirklich, wollte es seinem Vater aber nicht sagen und sich nicht die Chance vermasseln, einen eigenen Wagen zu besitzen. Später sagte er: »Im Nachhinein mag ein Nash Metropolitan als das abgefahrenste Auto erscheinen. Doch damals war es der uncoolste Wagen der Welt. Aber es war immerhin ein Auto, das war toll.« Innerhalb eines Jahres hatte er durch seine verschiedenen Jobs so viel gespart, dass er einen roten Fiat 850 Coupé mit einem Abarth-Motor kaufen konnte. »Mein Vater half mir beim Kauf und bei der Inspektion. Das Gefühl, bezahlt zu werden und für etwas zu sparen, war sehr aufregend.«
In jenem Sommer, zwischen seinem zweiten und dritten Jahr an der Homestead, fing er an, Marihuana zu rauchen. »Ich war das erste Mal bekifft. Ich war erst 15 und rauchte von da an regelmäßig Marihuana.« Irgendwann fand sein Vater den Stoff in seinem Fiat. »Was ist das?«, fragte er ihn. Jobs erwiderte ungerührt: »Das ist Marihuana.« Es war eines der wenigen Male, dass er seinen Vater wütend erlebte. »Es war der einzige richtige Streit, den ich je mit meinem Dad hatte«, sagte er. Doch sein Vater beugte sich erneut seinem Willen. »Er wollte, dass ich ihm verspreche, nie wieder Marihuana zu rauchen, aber das
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