Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
waren.
Als die Jungs in seinem Alter anfingen, mit Mädchen auszugehen und Partys zu veranstalten, wurde Woz noch mehr zum Einzelgänger – er fand all diese Unternehmungen viel komplizierter, als Schaltkreise zu entwerfen. »Obwohl ich vorher beliebt war, Radtouren machte und alles Mögliche sonst, war ich plötzlich sozial isoliert«, erinnerte er sich. »Ich hatte das Gefühl, dass niemand mehr mit mir sprach.« Er fand einen Ausweg darin, den anderen kindische Streiche zu spielen. In der zwölften Klasse bastelte er ein elektronisches Metronom und erkannte, dass es sich wie eine Bombe anhörte. Daraufhin entfernte er die Etiketten von ein paar großen Batterien, fügte sie zusammen und verstaute sie in einem Schulspind. Er manipulierte das Gerät so, dass es schneller tickte, wenn der Spind geöffnet wurde. Später am Tag wurde er zum Direktor zitiert. Er dachte, es gehe um den ersten Preis in Mathe, den er mal wieder gewonnen hatte. Stattdessen wurde er mit der Polizei konfrontiert. Mr. Bryld, der Direktor, war benachrichtigt worden, als man das Gerät fand. Er packte es, rannte mutig hinaus aufs Footballfeld, drückte es an seine Brust und zog die Drähte heraus. Woz bemühte sich, das Lachen zu unterdrücken, was ihm aber nicht gelang. Er wurde tatsächlich für eine Nacht ins Jugendgefängnis gesteckt. Es war eine denkwürdige Erfahrung für Woz. Er brachte den anderen Gefangenen bei, wie man die Drähte, die mit dem Deckenventilator verbunden waren, an die Gitter klemmte, sodass diejenigen, die sie berührten, einen Stromschlag bekamen.
Dieses Erschrecken-hervorrufen war für Woz ein Ehrenzeichen. Er brüstete sich damit, ein Hardware-Ingenieur zu sein, was bedeutete, dass beiläufige Stromschläge Routine waren. Irgendwann bastelte er ein Roulettespiel, bei dem vier Leute ihren Daumen in einen Schlitz steckten. Wenn der Ball landete, bekam einer der vier einen Stromschlag. »Hardware-Jungs spielen dieses Spiel, Software-Jungs sind zu feige«, bemerkte er.
Im letzten Schuljahr bekam er einen Teilzeitjob bei Sylvania und hatte zum ersten Mal die Gelegenheit, mit einem Computer zu arbeiten. Er lernte die Programmiersprache FORTRAN anhand der Literatur und studierte die Handbücher für die meisten gängigen Systeme, angefangen bei Digital Equipment PDP-8. Sodann befasste er sich mit den technischen Daten für die neuesten Mikrochips und versuchte, die Computer mit Verwendung dieser Teile neu zu gestalten. Er machte es sich zur Herausforderung, das Design nachzuahmen und dabei so wenige Bauelemente wie möglich zu verwenden. »Ich tat dies ganz allein in meinem Zimmer hinter verschlossener Tür«, erinnerte er sich. Jeden Abend versuchte er, seinen Entwurf vom Vortag zu verbessern. Am Ende seines Abschlussjahres beherrschte er es meisterhaft. »Ich entwickelte jetzt Computer mit der halben Anzahl von Chips, die die Firma bei ihrem eigenen Design verwendete, aber nur auf dem Papier.« Gegenüber seinen Freunden verlor er kein Wort darüber. Schließlich fanden die meisten 17-Jährigen ihren Spaß anderweitig.
Am Thanksgiving-Wochenende seines letzten Schuljahres besuchte Wozniak die University of Colorado. Sie war wegen des Feiertags geschlossen, aber er stieß auf einen Studenten, der ihn durch die Labore führte. Wozniak bat seinen Vater, ihn auf diese Universität gehen zu lassen, auch wenn das Studium in einem anderen Bundesstaat die finanziellen Möglichkeiten seiner Eltern überstieg. Sie schlossen einen Deal: Er durfte ein Jahr lang dort studieren, würde dann aber ans De Anza Community College wechseln, zu Hause in Kalifornien. Schließlich war er gezwungen, seinen Teil des Deals einzuhalten. Als er im Herbst 1969 nach Colorado kam, verbrachte er so viel Zeit damit, Streiche zu spielen (etwa jede Menge Ausdrucke zu produzieren, auf denen »Fuck Nixon« stand), dass er einige Kurse nicht schaffte und deshalb auf Probezeit gesetzt wurde. Außerdem entwarf er ein Programm zur Berechnung von Fibonacci-Zahlen, das so viel Computerzeit beanspruchte, dass die Universität drohte, ihm die Kosten zu berechnen. Statt es seinen Eltern zu gestehen, wechselte er ans De Anza Community College.
Nach einem angenehmen Jahr am De Anza nahm sich Wozniak eine Auszeit, um Geld zu verdienen. Er fand Arbeit bei einer Firma, die Computer für die Kfz-Behörde herstellte, und ein Mitarbeiter unterbreitete ihm ein tolles Angebot: Er würde ihm ein paar überschüssige Chips liefern, damit er einen der Computer, die er auf
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