Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
dieser Jobs zum Auditorium hinüberbrachte. »Steve, das ist genau das Laufwerk, das ich dir gezeigt habe, als wir die Komponenten durchgesprochen haben.« »Nein, das hatte nie eine Schublade, nur einen Schlitz«, beharrte Jobs. Doch Rubinstein gab nicht nach, und Jobs Zorn wurde nicht weniger. »Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen, weil es nun zu spät war, um noch etwas zu ändern«, erinnerte sich Jobs später.
Sie sagten die Probepräsentation ab, und eine Weile sah es danach aus, als ob Jobs die ganze Produkteinführung abblasen würde. »Ruby sah mich an, als ob er sagen wollte: ›Bin ich eigentlich noch ganz bei Trost?‹«, erinnerte sich Schiller. »Dies war meine erste Produkteinführung gemeinsam mit Steve und auch das erste Mal, dass ich diese Denkhaltung von ihm aus nächster Nähe zu spüren bekam: Wenn etwas nicht richtig ist, dann bringen wir es nicht auf den Markt.« Schließlich einigten sie sich darauf, das CD-Laufwerk mit Schublade in der nächsten Version des iMac durch eins mit Einzugsschlitz zu ersetzen. »Ich führe die Produkteinführung nur dann fort, wenn du mir versprichst, dass wir so schnell wie möglich zum Verfahren mit Einzugsschlitz wechseln«, sagte Jobs unter Tränen.
Und es gab noch ein weiteres Problem, nämlich mit dem Video, das er zeigen wollte. Darin ist Jony Ive zu sehen, der die Idee hinter seinem Design erläutert und schließlich fragt: »Was für einen Computer hätten die Jetsons benutzt? Einen, bei dem die Zukunft gestern schon begonnen hätte.« Nach diesem Satz folgt ein zwei Sekunden dauernder Ausschnitt aus der Cartoon-Serie. Darin war Jane Jetson zu sehen, die auf einen Bildschirm schaut. Es folgen weitere zwei Sekunden Zeichentrickfilm, in dem die Jetsons um den Weihnachtsbaum sitzen und kichern. Während einer Probe teilte ein Produktionsassistent Jobs mit, dass man die Filmausschnitte entfernen müsse, da Hanna-Barbera Productions keine Nutzungserlaubnis für sie erteilt habe. »Die bleiben drin«, schnauzte Jobs ihn an. Der Assistent erläuterte ihm, dass dies gegen Gesetze verstieß. »Interessiert mich nicht«, sagte Jobs. »Wir benutzen sie.« Und die Filmausschnitte blieben drin.
Lee Clow arbeitete an einer ganzen Reihe farbiger Zeitschriftenanzeigen. Nachdem er Jobs die Druckfahnen zugeschickt hatte, erhielt er einen entrüsteten Anruf. Jobs beharrte darauf, dass der Blauton in der Anzeige sich von dem Foto des iMac, das sie ausgesucht hatten, unterschied. »Ihr Typen wisst nicht, was ihr tut«, brüllte Jobs. »Ich suche jemand anderen, der die Anzeigen macht, das hier ist total beschissen.« Clow hielt dagegen. »Leg sie nebeneinander«, sagte er. Jobs war nicht im Büro, bestand darauf, dass er recht hatte, und schrie weiter. Schließlich brachte Clow ihn dazu, sich die ursprünglichen Fotos noch einmal in Ruhe anzusehen. »Letztendlich konnte ich ihm gegenüber nachweisen, dass das Blau und das Blau eben das Blau war.« Jahre später tauchte in einem Diskussionsforum zu Steve Jobs auf gawker.com folgende Geschichte auf, verfasst von einem Angestellten des Whole-Foods-Ladens in Palo Alto, nur ein paar Blocks von Jobs’ Haus entfernt: »Eines Nachmittags schob ich die Einkaufswagen zusammen, und da sah ich einen silbernen Mercedes, der auf einem Behindertenparkplatz stand. Drinnen saß Steve Jobs und schrie in sein Autotelefon. Die Sache passierte, kurz bevor der erste iMac öffentlich vorgestellt wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Folgendes verstehen konnte: ›Nicht. Verdammt. Blau. Genug!‹«
Wie jedes Mal war Jobs geradezu zwanghaft bei der Vorbereitung der Inszenierung der öffentlichen Präsentation. Eine Probe hatte er aufgrund seines Ärgers über die Schublade des CD-Laufwerks ja bereits abgesagt. Dafür dehnte er die anderen Proben aus, um ganz sicherzugehen, dass es eine grandiose Show geben würde. Immer wieder probte er den Höhepunkt des Ganzen, den Moment, in dem er über die Bühne läuft und sagt: »Begrüßen Sie den neuen iMac.« Er wollte, dass die Beleuchtung perfekt war und der neue Rechner strahlend zur Geltung kam. Doch auch nach etlichen Probedurchläufen war er immer noch nicht zufrieden. Man fühlte sich an die Besessenheit erinnert, die er bei der Bühnenbeleuchtung für die öffentliche Präsentation des Ur-Macintosh von 1984 an den Tag gelegt, und die Sculley noch miterlebt hatte. Jobs ordnete an, das Licht heller zu drehen und es früher einzuschalten, aber auch das stellte ihn nicht zufrieden.
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