Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
Schließlich rannte er den Mittelgang des Saals hinunter, fläzte sich in einen Sessel und legte die Beine auf die Lehne. »Wir machen jetzt damit weiter, bis wir es richtig hinbekommen haben, okay?«, sagte er. Sie starteten einen weiteren Versuch. »Nein, nein«, beklagte sich Jobs. »Das funktioniert überhaupt nicht.« Beim nächsten Mal war die Beleuchtung zwar hell genug, ging aber zu spät an. »Ich bin es langsam leid, das immer wieder zu verlangen«, knurrte Jobs. Endlich leuchtete der iMac genau richtig. »Exakt! Das ist großartig!«, rief Jobs.
Zu diesem Zeitpunkt war es bereits ein Jahr her, dass Jobs seinen früheren Mentor und Partner Mike Markkula aus dem Board gedrängt hatte. Er war aber derart stolz auf das, was er mit dem neuen iMac konzipiert hatte, und gleichzeitig derart sentimental, was die Beziehung des iMac zum Ur-Macintosh betraf, dass er Markkula nach Cupertino einlud und ihm eine private Vorabaufführung gab. Markkula war beeindruckt. Nur gegen die neue Maus hatte er Vorbehalte. Sie sähe aus wie ein Eishockey-Puck, sagte Markkula, und die Leute würden sie grässlich finden. Jobs widersprach ihm, aber Markkula sollte recht behalten. Doch ansonsten war der Rechner, wie auch seine Vorgänger, irre toll geraten.
Die Markteinführung, 4. Mai 1998
Zusammen mit der Markteinführung des Ur-Macintosh hatte Jobs auch eine neue Form der Inszenierung geschaffen: die Produkteinführung als epochales Ereignis, mit einem »Es werde Licht«-Moment, in dem sich der Himmel teilte, Licht von oben herabfiel, die Engel sangen und ein Chor von erwählten Gläubigen ins Halleluja einstimmte, als Höhepunkt. Für die große Enthüllung jenes Produkts, von dem er sich erhoffte, dass es sowohl Apple retten als auch die Computerwelt an sich verändern würde, wählte Jobs einen symbolischen Ort: das Flint Center Auditorium auf dem Gelände des De Anza Community College in Cupertino, denselben Veranstaltungsort wie 1984. Er würde alle Register ziehen, um jeden Zweifel zu zerstreuen, die Truppen zu mobilisieren, die Unterstützung der Entwicklergemeinschaft zu gewinnen und letztlich die Vermarktung eines neuen Rechners anzuschieben. Aber er tat es auch, weil er liebend gern die Rolle des Impresarios spielte. Eine großartige Show zu inszenieren weckte seine Leidenschaft ebenso wie das Lancieren eines tollen Produkts.
Er zeigte sich von seiner sentimentalen Seite und begann die Präsentation mit einer Danksagung an drei Menschen, die er ganz nach vorn auf die Ehrenplätze geladen hatte. Von allen dreien hatte er sich entfremdet, doch heute wollte er sie wieder beisammen haben. »Ich habe diese Firma gemeinsam mit Steve Wozniak gegründet, in der Garage meiner Eltern, und Steve ist heute unter uns.« Er zeigte auf ihn, und das Publikum klatschte Beifall. »Später stieß Mike Markkula zu uns und kurz darauf auch Mike Scott, unser erster CEO«, fuhr er fort. »Beide sitzen heute hier im Publikum. Und keiner von uns wäre heute hier ohne diese drei.« Der Applaus schwoll wieder an, und für einen Moment bekam er feuchte Augen. Auch Andy Hertzfeld und die meisten Mitglieder des Ur-Mac-Teams saßen im Publikum. Jobs lächelte ihnen zu. Er verspürte das Bedürfnis danach, ihnen Respekt zu zollen.
Zunächst präsentierte er die Grundzüge der neuen Apple-Produktstrategie und zeigte mehrere Projektionen über die Leistungsfähigkeit des neuen Computers. Dann war er bereit, sein neues Baby zu enthüllen. »So sehen Computer heute aus«, sagte er, und auf der großen Leinwand hinter ihm erschien das Foto einer Anordnung beigefarbener, kastenförmiger Computerkomponenten mit Monitor. »Und ich habe nun die Ehre, Ihnen zu zeigen, wie sie von heute an aussehen werden.« Er zog das Tuch vom Tisch in der Bühnenmitte und enthüllte den neuen iMac. Die Scheinwerfer leuchteten punktgenau auf, und der iMac strahlte und funkelte im Licht. Er drückte auf die Taste der Maus, und wie bei der Präsentation des Ur-Macintosh erschienen auf dem Bildschirm Bilder in schneller Folge, die zeigten, welch großartige Dinge der Computer konnte. Am Ende der Bildfolge leuchtete das Wort »hello« auf, und zwar in derselben verspielten Schriftart, die schon den Macintosh von 1984 geschmückt hatte. Doch diesmal stand darunter in Klammer »again« – hello (again). Tosender Applaus erhob sich. Jobs trat ein wenig zurück und blickte voller Stolz auf seinen neuen Macintosh. »Er sieht aus, als käme er von einem anderen Planeten«, sagte er,
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