Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
und das Publikum lachte. »Von einem guten Planeten, einem Planeten, auf dem bessere Designer wohnen.«
Wieder einmal hatte Jobs es geschafft, ein neues Kultprodukt hervorzubringen, und diesmal war es der Vorbote eines neuen Zeitalters. Es löste das »Think Different«-Versprechen ein. Bisher gab es beigefarbene Kästen und Monitore, mit einer Unmenge von Kabeln und einem unhandlichen Bedienerhandbuch versehen. Nun aber kam dieses attraktive Gerät, das man gern berührte und das den Augen schmeichelte wie das zartblaue Ei eines Rotkehlchens. Man konnte seine Hand einfach nur nach dem niedlichen kleinen Griff ausstrecken, es aus der eleganten weißen Schachtel herausziehen und dann den Stecker in die Steckdose stecken. Menschen, die bisher Angst vor Computern hatten, wollten nun einen haben. Und sie wollten ihn so im Zimmer aufstellen, dass andere ihn sehen konnten und vielleicht sogar neidisch wurden. »In dieser Hardware verschmilzt Science-Fiction-Glimmer mit dem kitschigen Spleen eines Cocktailschirmchens«, schrieb Steven Levy in der Newsweek. »Es handelt sich hier nicht nur um den Computer mit dem coolsten Look seit Jahren, sondern auch um ein lautstark-selbstbewusstes Statement: Das ursprüngliche Traumunternehmen des Silicon Valley hat aufgehört mit der Schlafwandlerei.« Das Magazin Forbes nannte den iMac einen »die Industrie verändernden Erfolg«. Und selbst John Sculley schwärmte, als er später aus der Versenkung zurückkam: »Er hat hier dieselbe simple Strategie angewandt, mit der Apple schon vor 15 Jahren so erfolgreich wurde: Produkte machen, die einschlagen, und sie mit einem fantastischen Marketing promoten.«
Nur aus einer wohlbekannten Ecke war Gemecker zu hören. Als der iMac immer mehr an Ansehen gewann, versicherte Bill Gates seinerseits auf einem Treffen von Finanzanalysten bei Microsoft, dass dies nur eine flüchtige Modeerscheinung sei: »Es gibt eine Sache, die Apple nun erreicht hat: die Führungsposition bei den Farben«, sagte Gates und deutete auf einen Windows-PC, den er zum Spaß hatte rot lackieren lassen. »Ich glaube nicht, dass wir lange brauchen werden, um das aufzuholen.« Jobs war außer sich und äußerte gegenüber Journalisten, dass Bill Gates – jener Mann, den er öffentlich in Verruf gebracht hatte, keinerlei Sinn für guten Geschmack zu besitzen – nicht die geringste Ahnung davon habe, warum der iMac um so viel attraktiver war als andere Computer. »Es gibt eine Sache, die unsere Konkurrenten falsch verstehen: Sie glauben, das Ganze sei nur eine Mode, sie glauben, es gehe nur um das äußere Erscheinungsbild«, so Jobs. »Sie glauben: Wir streichen einfach ein wenig Farbe auf diesen Schrott-Computer und schon haben wir auch einen.«
Im August 1998 ging der iMac zum Preis von 1299 Dollar in den Handel. Allein in den ersten sechs Wochen wurden 278 000 Stück verkauft. Bis Jahresende erreichte man die Marke von 800000. Kein Computer in der Geschichte von Apple hatte sich bisher schneller verkauft. Besonders bemerkenswert war, dass 32 Prozent der Käufer zum ersten Mal einen Computer erstanden und zwölf Prozent zuvor einen Windows-PC genutzt hatten.
Schon bald darauf kam Ive – zusätzlich zu Bondi-Blau – mit vier neuen, anziehend wirkenden Farben für den iMac daher. Als Jobs sich die neuen Farben ansah, wurde er total aufgedreht und beorderte sofort etliche leitende Angestellte ins Design-Studio. »Wir werden alle möglichen unterschiedlichen Farben herausbringen!«, teilte er ihnen aufgeregt mit. Nachdem sie wieder weg waren, warf Ive einen begeisterten Blick in die Runde seines Teams. »Fast überall hätte eine solche Entscheidung Monate gedauert«, erinnerte er sich. »Steve traf sie innerhalb einer halben Stunde.«
Es gab noch eine weitere wichtige Verbesserung, die Jobs am iMac durchgeführt haben wollte: die von ihm verabscheute Schublade des CD-Laufwerks loszuwerden. »Bei einer High-End-Stereoanlage von Sony hatte ich ein solches CD-Laufwerk mit Einzugsschlitz gesehen«, so Jobs. »Also ging ich zu den Laufwerksherstellern und brachte sie dazu, ein entsprechendes Gerät mit Schlitzeinzug für uns zu bauen, das wir in der nächsten Version des iMac, die wir neun Monate später herausbrachten, einsetzen würden.« Rubinstein versuchte ihm die Änderung auszureden. Laut seiner Vorhersage würde es bald Laufwerke geben, die Musik auf CDs brennen könnten, statt sie einfach nur abzuspielen. Und diese Geräte würde es zuerst mit Schubladen geben, ehe
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