Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
die 18 Glaselemente an jeder Seite. »Das war der neueste Stand der Glasbautechnik zu dieser Zeit«, sagte er. »Wir mussten unseren eigenen Autoklaven fertigen lassen, um das Verbundglas herstellen zu können.« Dann zog er eine Zeichnung heraus, auf der die 18 Glasscheiben jeweils durch vier große ersetzt waren. Das wolle er als Nächstes angehen, sagte Jobs. Es war wieder einmal eine Herausforderung an der Schnittstelle von Ästhetik und Technologie. »Wenn wir es mit unserer derzeitigen Technik hätten realisieren wollen, hätten wir den Würfel 30 Zentimeter niedriger bauen müssen«, so Jobs. »Aber das wollte ich nicht. Und deshalb müssen wir neue Verbundglas-Autoklaven in China fertigen lassen.«
Ron Johnson war wenig begeistert von der Idee. Aus seiner Sicht sahen die 18 Scheiben besser aus als die mögliche Variante mit je vier Elementen. »Die Proportion, so wie sie heute ist, spielt ganz wunderbar mit der Fassade des GM Building zusammen«, sagte er. »Der Würfel funkelt wie ein Schmuckkästchen. Ich meine, wenn das Glas insgesamt zu durchsichtig ist, wird man ihn kaum noch wahrnehmen.« Er diskutierte die Sache mit Jobs durch, jedoch ohne Erfolg. »Wenn es technisch möglich ist, etwas Neues zu machen, dann will er diese Möglichkeit auch nutzen«, so Johnson. »Darüber hinaus bedeutet für Steve weniger immer mehr, einfacher immer besser. Wenn es möglich ist, einen Glaskasten aus weniger Einzelelementen zu bauen, dann ist er auch einfacher und steht damit an vorderster Front der Technik. Und genau dort möchte Steve gern sein, mit seinen Produkten und mit seinen Läden.«
Kapitel 29 Der digitale Knotenpunkt: Von iTunes zum iPod
Das Original: der iPod, 2001
Die Punkte verbinden
Einmal im Jahr ging Jobs mit seinen wichtigsten Mitarbeitern, die er »die Top 100« nannte, in Klausur. Sie wurden nach einem einfachen Grundsatz ausgewählt: Es waren diejenigen, die man aussuchen würde, wenn man nur 100 Leute retten und in die nächste Firma mitnehmen könnte. Am Ende jeder Klausur stellte sich Jobs vor eine weiße Tafel (er mochte diese Tafeln, weil sie ihm Kontrolle verschafften und Aufmerksamkeit garantierten) und fragte: »Welche zehn Dinge stehen als Nächstes an?« Die Leute waren ganz wild darauf, ihre Vorschläge auf die Liste zu bekommen. Jobs schrieb sie auf – und strich dann all jene durch, die er für dämlich hielt. Nach einigem Hin und Her einigte sich die Gruppe schließlich auf eine Zehnerliste. Zu guter Letzt strich Jobs die untersten sieben Punkte und verkündete: »Wir schaffen nur drei.«
2001 hatte Apple sein Angebot an Heimcomputern aufgefrischt. Nun war es an der Zeit für ein »Think Different«. Eine Reihe neuer Dinge stand in diesem Jahr ganz oben auf der Liste.
Zu jener Zeit lag ein dunkler Schatten über der digitalen Welt. Die Dotcom-Blase war geplatzt, der NASDAQ um mehr als 50 Prozent unter seinen Höchststand gerauscht. Beim Super Bowl im Januar 2001 zeigten nur drei Technikunternehmen Werbespots; im Jahr davor waren es noch 17 gewesen. Doch das Gefühl der Ernüchterung reichte tiefer. In den 25 Jahren seit der Gründung von Apple war der Heimcomputer das Herzstück der digitalen Revolution gewesen. Nun, so sagten Experten voraus, nähere sich diese Ära ihrem Ende. Er sei »zu etwas Langweiligem gereift«, schrieb Walt Mossberg im Wall Street Journal. Und Jeff Weitzen, der CEO von Gateway, verkündete: »Die Tendenz geht ganz klar weg vom Personal Computer als Mittelpunkt, um den sich alles dreht.«
Genau zu diesem Zeitpunkt gab Jobs das Startsignal für eine neue Strategie, die Apple grundlegend verändern sollte – und zugleich die ganze Technologiebranche. Statt sich an den Rand drängen zu lassen, sollte der Heimcomputer zum »digital hub« werden, zum digitalen Knotenpunkt, der eine Vielzahl von Geräten steuerte – angefangen bei der Stereoanlage über den Videorekorder bis hin zum Fotoapparat. Wenn man all diese Geräte mit seinem Computer verband und synchronisierte, würde dieser Musik, Fotos, Videos, Nachrichten und alle anderen Aspekte des von Jobs so genannten »digitalen Lifestyle« verwalten. Apple sollte nicht länger nur eine Computerfirma sein – das Unternehmen strich das Wort »Computer« in der Folge sogar aus seinem Namen –, stattdessen sollte der Macintosh dadurch neuen Schwung erhalten, dass er zumindest für das nächste Jahrzehnt zum zentralen Knotenpunkt für eine ganze Reihe erstaunlicher neuer Gadgets würde – einschließlich
Weitere Kostenlose Bücher