Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
»Brennen«-Button mit.
Jobs war sich darüber im Klaren, dass sich auch die digitale Fotografie rasend schnell verbreiten würde. Daher entwickelte Apple Möglichkeiten, die den Computer zur Steuerzentrale für die Digitalfotografie machen würden. Zumindest im ersten Jahr ließ er sich allerdings eine wirklich große Chance entgehen. HP und ein paar andere Unternehmen stellten Laufwerke her, die Musik-CDs brennen konnten. Jobs jedoch beharrte darauf, dass Apple sein Hauptaugenmerk auf Video richten sollte, nicht auf Musik. Weil Jobs außerdem darauf bestand, dass im Mac keine Schubladenlaufwerke mehr eingebaut werden sollten, sondern die eleganteren Einzugsschlitze, konnten auch die ersten CD-Brenner nicht eingebaut werden, da sie anfangs nur für Schubladenlaufwerke erhältlich waren. »Dieser Zug ist ohne uns abgefahren«, erinnerte er sich später. »Da war es umso wichtiger, dass wir rasch wieder Anschluss fanden.«
Ein innovatives Unternehmen zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass es neue Ideen entwickelt. Es denkt selbst dann einen Schritt weiter, wenn es hinterherhinkt.
iTunes
Jobs brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass Musik das nächste große Ding werden würde. Bereits 2000 kopierten die Leute massenhaft Musik von CDs auf ihre Rechner oder luden sie über Filesharing-Dienste wie Napster herunter und brannten ihre Wiedergabelisten auf CDs. In diesem Jahr wurden in den USA 320 Millionen CD-Rohlinge verkauft. Bei 281 Millionen Einwohnern. Das heißt, manche Leute brannten wirklich viele CDs, und die hatte Apple überhaupt nicht auf dem Schirm. »Ich kam mir wie ein Trottel vor«, gestand Jobs Fortune. »Ich dachte, diese Sache wäre uns durch die Lappen gegangen. Wir mussten uns mächtig ins Zeug legen, um das wiedergutzumachen.«
Jobs spendierte dem iMac einen CD-Brenner, doch das reichte noch nicht. Er wollte, dass es ganz einfach war, den Inhalt einer CD zu überspielen, die Musikstücke auf dem Computer zu ordnen und dann die Wiedergabelisten zu brennen. Von anderen Firmen gab es bereits Musikverwaltungsprogramme. Aber die waren umständlich und kompliziert. Eine von Jobs’ Stärken war es, Bereiche, für die es nur zweitklassige Produkte gab, aufzuspüren. Er sah sich also die verfügbaren Musikverwaltungsprogramme an – dazu zählten die RealJukebox, der Windows Media Player und jenes, das HP mit seinem CD-Brenner mitlieferte – und traf eine Entscheidung. »Sie waren so kompliziert, dass man ein Genie sein musste, um auch nur die Hälfte aller Funktionen nutzen zu können«, sagte er.
Hier kam Bill Kincaid ins Spiel. Auf dem Weg zu einer Rennstrecke in Willows, Kalifornien, wo er mit seinem Rennwagen ein paar Runden drehen wollte, hörte der ehemalige Apple-Programmierer den Kultursender National Public Radio (ja, wirklich). Dort lief gerade ein Bericht über den tragbaren Musik-Player Rio, der Musik in einem digitalen Format namens MP3 abspielen konnte. Kincaid spitzte die Ohren, als der Reporter erklärte: »Aber freut euch nicht zu früh, liebe Mac-Nutzer, denn auf dem Mac läuft das Ding nicht«, und dachte: »Das lässt sich ändern!«
Er rief seine Freunde Jeff Robbin und Dave Heller an, beide ebenfalls ehemalige Apple-Programmierer, und bat sie um Hilfe bei der Entwicklung einer Rio-Applikation für den Mac. Das Ergebnis ihrer Bemühungen wurde SoundJam genannt und bot Mac-Usern eine Schnittstelle für den Rio, eine Jukebox zur Verwaltung von Musik auf dem Computer und eine kleine, psychedelisch angehauchte Lightshow, die während des Abspielens über den Bildschirm waberte. Im Juli 2000, während Jobs sein Team zur Fertigstellung eines Musikverwaltungsprogramms antrieb, stieg Apple ein und kaufte SoundJam – und brachte damit auch dessen Schöpfer wieder auf die Apple-Gehaltsliste. (Alle drei blieben, und Robbin leitete in den folgenden zehn Jahren das Entwicklungsteam für Musiksoftware. Jobs hielt ihn für so wichtig, dass er einmal einem Time -Journalisten ein Treffen mit ihm nur unter der Auflage gestattete, dass Robbins Nachname nicht genannt würde.)
Jobs beteiligte sich persönlich daran, aus SoundJam ein Apple-Produkt zu machen. Zunächst hatte es Unmengen von Funktionen und entsprechend kompliziert war die Bildschirmdarstellung. Jobs drängte die SoundJam-Macher, alles einfacher und freundlicher zu gestalten. Statt einer Eingabemaske, die fragte, ob man einen Interpreten, einen Titel oder ein Album suchte, wollte Jobs nur ein schlichtes Feld, in das man alles
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