Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
behauptete, das sei angemessen, solange er sich vegetarisch ernähre«, sagte Scott.
Jobs liebte Kontrolle und hasste Autorität. Dies sollte sich als Problem in Bezug auf den Mann herausstellen, der künftig als CEO fungieren würde, insbesondere als Jobs entdeckte, dass Scott zu den wenigen Menschen gehörte, die sich nicht seinem Willen beugten. »Bei Steve und mir ging es darum, wer sturer sein kann, und ich war darin recht ausdauernd«, so Scott. »Man musste ihm Widerstand leisten, was er keineswegs schätzte.« Später sagte Jobs: »Ich habe nie jemanden mehr angebrüllt als Scotty.«
Eine erste Machtprobe zeichnete sich über die Zuteilung von Personalnummern ab. Scott teilte Wozniak die Nummer 1 zu und Jobs die Nummer 2. Jobs aber verlangte die Nummer 1, was nicht unbedingt eine Überraschung war. »Ich wollte sie ihm nicht überlassen, da dadurch sein Ego nur noch mehr gehätschelt würde«, bemerkte Scott. Jobs flippte aus, ja, er fing sogar an zu weinen. Schließlich schlug er eine Lösung vor. Er würde die Nummer 0 haben. Scott gab nach, zumindest, was die Zuteilung der Personalnummer anbelangte, doch die Bank of America verlangte für ihre Lohnabrechnung eine positive Zahl, und so blieb Jobs Nummer 2.
Über der persönlichen Gereiztheit stand allerdings ein grundlegenderes Missverständnis. Jay Elliot, den Jobs nach einer zufälligen Begegnung in einem Restaurant einstellte, erkannte Jobs’ auffälligen Wesenszug: »Er ist leidenschaftlich besessen vom Produkt, von der Vollkommenheit des Produkts.« Mike Scott hingegen ließ die Leidenschaft nie die Oberhand über den Pragmatismus gewinnen. Eines der vielen Beispiele war das Design des Apple II. Die Pantone Company, bei der Apple die speziellen Farbtöne für seine Plastikgehäuse in Auftrag gab, hatte über 2000 Beigetöne anzubieten. »Keiner davon war für Steve gut genug«, wunderte sich Scott. »Er wollte eine ganz andere Farbschattierung kreieren und ich musste ihm Einhalt gebieten.« Als die Zeit kam, das Design des Gehäuses zu optimieren, grübelte Jobs tagelang darüber nach, wie abgerundet die Ecken sein sollten. »Mir war es egal, wie abgerundet sie waren«, sagte Scott. »Ich wollte einfach, dass es entschieden wurde.« Ein weiterer Streit entflammte über die Werkbänke der Ingenieure. Scott wollte ein konventionelles Grau, Jobs bestand darauf, spezielle Bänke aus reinem Weiß zu bestellen. Schließlich kam es in Anwesenheit von Markkula zu einer Machtprobe darüber, ob Jobs oder Scott die Befugnis hatte, Aufträge zu unterzeichnen. Markkula stellte sich auf die Seite von Scott. Jobs legte auch großen Wert darauf, dass Apple sich im Kundenservice von anderen Computerfirmen unterschied. Er wollte, dass auf den Apple II eine einjährige Garantie gewährt werde. Dies verblüffte Scott, denn die übliche Garantie umfasste 90 Tage. Erneut brach Jobs bei einem ihrer Streits über dieses Problem in Tränen aus. Sie schlenderten über den Parkplatz, um sich zu beruhigen, und Scott beschloss, dieses Mal nachzugeben.
Wozniak wurmte Jobs’ Verhaltensweise. »Steve verhielt sich Menschen gegenüber zu streng«, meinte er. »Ich wollte, dass unsere Firma wie eine Familie wäre, bei der wir alle Spaß hätten und unsere Arbeit miteinander teilten.« Jobs dagegen war der Meinung, dass Wozniak einfach nicht erwachsen werden wollte. »Er war sehr kindlich«, sagte Jobs. »Er erstellte eine großartige Version der Programmiersprache BASIC, klemmte sich dann aber nie richtig dahinter, die BASIC-Variante für den Apple II zu schreiben, die wir benötigten. Mit dem Ergebnis, dass wir später die Entwicklung dieser Variante an Microsoft weitergaben. Woz war einfach zu unkoordiniert.«
Doch vorerst waren die persönlichen Differenzen noch in den Griff zu bekommen, hauptsächlich deshalb, weil die Firma florierte. Ben Rosen, der Analytiker, dessen Newsletter zur Meinungsbildung der technischen Fachwelt beitrugen, wurde ein begeisterter Befürworter des Apple II. Ein unabhängiger Entwickler erfand VisiCalc, ein Tabellenkalkulationsprogramm für Personal Computer, das eine Zeit lang lediglich auf dem Apple II zur Verfügung stand. Dadurch wurde der Computer zu einem Anschaffungsgegenstand, dessen Kauf Firmen und Privathaushalte rechtfertigen konnten. Das Unternehmen begann, einflussreiche neue Investoren anzulocken. Arthur Rock war unbeeindruckt gewesen, als Markkula Jobs das erste Mal zu ihm schickte. »Er sah aus, als käme er gerade vom Besuch seines
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